Aria POV
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„Und jetzt den Finger ganz leicht krümmen."
Ich spüre Raffaels Brust deutlich an meinem Rücken, während seine Hand auf meiner liegt, die gerade die schwarze Pistole umklammert. Seit Tagen bringt er mir unermüdlich bei, wie man schießt, und langsam glaube ich, dass ich mit noch viel mehr Übung tatsächlich gut werden könnte. Jedoch rennt uns die Zeit davon, denn sobald Nicola aus dem Krankenhaus entlassen wird, starten wir unseren Angriff auf Santos' Versteck, wo wir auch Alexa befreien werden.
Schon nur deshalb verbringen Raffa und ich fast den ganzen Tag in der Halle, in der mir auch von Nicola das Kämpfen beigebracht wurde. Dieses Training hat Raffael ebenfalls übernommen, und Liam wird gleichzeitig von Theo ausgebildet. Zwar hat er schon so einiges drauf, da er seit klein auf Kampfsport gemacht hat, doch einige Griffe und Taktiken muss er noch etwas auffrischen und verändern, damit sie noch effektiver sind.
Immerhin werden wir nicht in einen Kampf ziehen, bei dem es bloß um einen albernen Pokal geht. Wir werden in einen Kampf ziehen, bei dem jeder sein Leben gefährdet, und bei dem erst der Tod oder die Flucht über Sieg und Niederlage entscheidet. Und ehrlich gesagt schwitze ich fast Blut, wenn ich schon nur daran denke, dass ich bei genau diesem Kampf mittendrin sein werde.
Ich drücke ab, und tatsächlich treffe ich die Zielscheibe. Das ist heute schon das vierte Mal, und wenn man bedenkt, dass ich beim ersten Training eher rückwärts geschossen hätte, als die Zielscheibe zu treffen, ist das eine echt gute Leistung. „Wir müssen gleich Schluss machen", bemerkt Raffa, als er breit grinsend auf die Zielscheibe blickt, die ich getroffen habe, und ein Blick auf die Uhr lässt mich verwirrt zu ihm umdrehen. Es ist gerade mal vier Uhr nachmittags, normalerweise trainieren wir mindestens bis neun Uhr abends.
„Wieso denn schon so früh?" Raffa schmunzelt und entfernt sich etwas von mir. „Ich muss was mit Liam erledigen."
Raffa und Liam?
„Dad hat das so angeordnet, frag mich nicht wieso. Anscheinend ist es sicherer, wenn er und ich rausgehen, als wenn wir dich mitnehmen. Wenn du mich fragst, sehe ich das übrigens auch so." Ich seufze und lasse meine Hand sinken, in der noch immer die Pistole liegt. „Okay, dann frag ich mal bei Theo nach, ob er mir vielleicht noch ein paar Tricks zeigen kann." Raffa nickt, und nimmt mir die Waffe ab. „Das ist gut. Dann geh du schon mal rüber, ich bin gleich da."
Ich nicke und bücke mich zu meinem Frotteetuch, welches ich mittlerweile zum Training mitschleppe, damit ich nicht völlig verschwitzt in die Kälte muss. Ich tupfe mir schnell meine Stirn ab, ehe ich die Halle verlasse, und kurz darauf unser Haus betrete. Mittlerweile fühle ich mich hier immer wie wohler, und sehe es fast als mein eigenes Zuhause an. Immer direkt danach fühle ich mich schuldig, da das hier nicht mein eigentliches Zuhause sein sollte.
Mein Zuhause ist in Seattle bei meinen Eltern, Malia und Jeremy, und nicht hier in San Francisco, wo ich vor einem Drogendealer flüchten muss, und gleichzeitig Schuss- und Kampftraining erhalte. Zwar sind die Trainings natürlich auch für den Alltag sehr nützlich, schließlich lungern an meiner Highschool so einige vor Lust sterbende Jungs in den eher verlasseneren Fluren herum, aber hier lerne ich das Ganze in erster Linie eben nicht einfach nur für den Alltag.
Ich betrete mein Zimmer, und sofort spring mir der kleine Dekoweihnachtsbaum auf meinem Schreibtisch entgegen. Mit einem fast traurigen Lächeln denke ich daran, wie gerne ich Weihnachten gefeiert hätte, doch es war einfach nicht möglich. Die Feiertage haben wir weitestgehend wie jeden anderen Tag verbracht, nur Amy hat an Heiligabend und an Weihnachten etwas Außergewöhnlicheres gekocht als sonst.
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Nicola - ✔️
Подростковая литература- überarbeitet - Was einem durch den Kopf geht, wenn man den Lauf einer Waffe an der Schläfe spürt, mag vieles sein. Aber ganz bestimmt nicht, dass der Sohn deines Entführers dein Leben auf den Kopf stellen wird. -- Als Aria sich genau in dieser S...