Die Hand an meinem Hals drückt fester zu und der Sauerstoff wird immer weniger.
Meine Augen werden feuchter.
Das Atem fällt mir so schwer, dass ich es gleich lassen könnte zu versuchen.
So viele Menschen starren mich an, aber keiner rührt sich.
Wäre mein Verstand nicht so von dem Luftmangel und Gefühlschaos getrübt, könnte ich bestimmt sogar Kichern und Getuschel wahrnehmen.
Die Person, zu der die Hand an meinem Hals gehört, flüstert mir grinsend ins Ohr: "Ich hoffe du hast nicht vor Vater zu werden."
Ich realisiere nicht, was er meint, bis er sein Knie mit Schwung zwischen meine Beine rammt. Ich stöhne vor Schmerzen auf und meine Beine geben nach.
Nachdem er endlich seine Hand von mir löst, falle ich auf meine Knie.
Ein paar Tränen rollen meine von Scham erröteten Wangen hinunter.Hier bin ich also- heulend, Mitten im Flur der Schule und werde von jedem angestarrt und ausgelacht.
Meine Hände krallen sich in meine Jeans.
Ich spüre meinen Puls in meinem Hals und mein Atem ist wahrscheinlich gleich laut wie mein Herzschlag.
Jeno hat sich schon von mir entfernt und langsam widmen sich auch die Zuschauer wichtigeren Sachen.
Auf meinen Wangen spüre ich Hitze und verlegen wische ich meine Tränen weg.
Ich weine nie wegen den Schmerzen- nur, weil es so scheiße peinlich ist und ich es satt bin.
Aber ich muss mich zusammenreißen. Immerhin ist es nicht das erste Mal, dass soetwas passiert. Ganz im Gegenteil. So etwas passiert mir fast täglich.Plötzlich spüre ich wie sich eine Hand auf meinen Nacken legt und meinen Kopf nach unten drückt.
Die Hand gehört diesmal nicht Jeno.
Diese Hand ist sanfter - nicht so grob wie Jenos- und handelt mit mehr Empathie.
Ein Flüstern ertönt in meinem rechten Ohr.
"Hör mir zu und sag das hier niemanden! Triff mich in der nächsten Pause hinter der Schule!"
Diese Stimme..
Kenne ich sie? Naja.. sie kommt mir nicht Fremd vor, dennoch kann ich sie nicht identifizieren..
Die Person verschwindet so schnell wie sie gekommen war. Warum will er, dass ich ihn treffe? Und wieso darf ich es niemanden erzählen?
Ob ich mich wirklich dorthin begeben sollte..?
Vielleichte ende ich nur, wie jetzt..
Aber was soll's… Ich hab nichts mehr zu verlieren…So schnell, wie ich es in meinem Zustand kann, stehe ich auf und gehe mit unsicheren Schritten in Richtung Klasse, welche sich auf der anderen Seite des Gebäudes befindet. Auf der Hälfte meines Weges erklingt die Schulglocke. Scheiße! Jetzt komme ich auch noch zu spät! Genau das hat mir ja gefehlt…
Von weitem sehe ich schon die Tür zum Klassenzimmer und ein Gefühl steigt in mir hoch, welches mich fast vergessen lässt zu atmen.
Vielleicht ist es Angst…
Ja, ich habe Angst diese Tür zu öffnen.
Ich kann schon vor mir sehen, wie mich jeder anstarren und auslachen wird.
Nicht nur wegen dem, was in der Pause passiert ist, sondern jetzt auch noch, weil ich zu spät bin. Die finden ja jeden Scheiß lustig…
In der Grundschule habe ich mich immer lange auf den Toiletten versteckt, wenn ich zu viel Angst hatte, die Klasse zu betreten. Es war Idiotisch, ich weiß…
Dass ich das jetzt nicht mehr machen kann, weiß ich auch. Ich bin zu alt für so etwas kindisches… Bald werde ich 16…
Ich merke erst gar nicht, dass ich vor der Türe stehen geblieben bin und gedankenverloren auf die Klinke starre.
Bin ich wirklich zu alt für das Versteckspiel?-
Sollte ich einfach schwänzen?-
Ich atme tief ein.
Nein..da muss ich jetzt wohl durch..so wie jeden anderen Tag auch.Wie erwartet, starrt mich jeder spöttisch an, als ich die Klasse betrete und mich für die Verspätung entschuldige. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, setze ich mich auf meinen Platz und nehme meine Englischbücher aus meiner Schultasche.
Gerade als ich schon verwundert war, dass kein Kommentar kam, ertönt Jaemins Stimme: "Sag mal Jihyo, tut es weh, wenn man als Mädchen einen Tritt zwischen die Beine bekommt?"
Jihyo wirft ihre schwarzen, langen Haare über ihre Schulter, dreht sich zu mir um und antwortet auf Jaemins Frage: "Ich weiss nicht. Fragen wir doch Jisung."
Ich bin Keiner, der Mädchen schlägt, aber ihr scheiß Grinsen macht es wirklich verlockend.
Auch Mina schließt sich der Konversation an: "Findest du es nicht etwas sexistisch, so etwas wie ihn als Mädchen zu bezeichnen, Jihyo?"
"Hört auf oder er weint gleich wieder, so wie vorhin.", mischt sich Jaemin mit einem fetten Grinsen im Gesicht ein.
Jaemin gehört auch zu Jenos Clique…
Dass sie sich über mich lustig machen, fällt im Lärm, den die Klasse macht, gar nicht wirklich auf.
Die Lehrerin klatscht 2 mal, befiehlt uns leise zu sein und plötzlich hat sich jeder beruhigt.
Stille.
Endlich…
Kann es nicht immer so leise sein?
Ich würde alles dafür geben, in der Schule nur mindestens eine Stunde meine Ruhe zu haben..Mein Blick fokussiert sich auf die Uhr, welche an der Wand hängt.
Wer war das vorhin…?
Ich kenne ihn doch… Ich bin mir sicher.
Warum sollte mich überhaupt jemand sehen wollen?
Auch wenn er mir wehtun wird, was soll's… Solange er Spaß dabei hat…
Plötzlich unterbricht sich meine Lehrerin selbst: "Mr Park, die Stunde hat gerade erst angefangen. Auf die Uhr zu starren wird die Zeit nicht schneller vergehen lassen."
Ich nicke nur leicht und sehe nach vorn.
Musste sie mich so blöd anmachen?
Schon wieder dieses scheiß Gekichere der anderen.
Warum sagt sie denn nichts dagegen??
Warum nur bei mir?!
Das ist so unfair…!
Meine Nägel graben sich in das Fleisch meines Armes.
Ich mache das immer, wenn ich meine Wut verstecken muss.
Es ist klar zu hören, wie sich das Kichern in Tuscheln ändert, während mich immer noch die Hälfte der Klasse anstarrt.
In meiner Brust kommt ein Druckgefühl auf.
Ich hoffe es gefällt ihnen, wie ich seit Jahren so kurz davor bin die Linie zu überschreiten und es einfach zu beenden.
So gerne ich es auch täte, kann ich diese Linie einfach nicht überschreiten.
Und das Schlimmste ist, ich weiß nicht, was mich zurückhält…
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𝑹𝒂𝒊𝒏𝒚 𝑫𝒂𝒚𝒔 / {𝐶ℎ𝑒𝑛𝑗𝑖}
FanfictionJisung wird bald 16 und für seinen Geburtstag hat er nur ein Ziel im Kopf; der Tod. Jedoch erzählt er dies niemanden. 16 Jahre lang wurde er von seinen Eltern und der restlichen Welt wie ein niemand behandelt. Dazu kommt noch, dass er seit vier Jahr...