Seit gestern Morgen habe ich mich in meinem Zimmer verkrochen. Einen ganzen Tag lang bin ich nur in meinem Bett gelegen, damit mein Vater nicht merkt, dass ich doch in meinem Zimmer bin. Als ich gestern aufgewacht bin, war meine Mom schon weg.
Für einen Moment war mir nicht klar, ob es nicht vielleicht sogar alles ein Traum war, aber der Schmerz an meiner Wanger war immer noch vorhanden. In der Schule war ich auch nicht. Zum Glück ist heute aber schon Samstag.Naja ich hatte es satt wieder einmal den ganzen Tag im Zimmer zu sein ohne irgendetwas zu tun, also habe ich mich, sobald mein Vater weg war, aus dem Haus geschlichen um etwas Luft zu schnappen.
Wie ich vor kurzem ja herausgefunden habe, hilft mir die frische Luft meine Gedanken zu ordnen und etwas von der Negativität loszuwerden. Es hat sogar wirklich ein wenig funktioniert.
Da ich keine Uhr mehr bei mir trage, kann ich nicht genau sagen, wie lange ich schon durch die Stadt spaziere, aber es fühlt sich an wie eine Ewigkeit.
Es ist mir viel durch den Kopf gegangen.
Die üblichen Fragen;
Warum das alles passiert-
Was ich ihnen angetan habe-
Wieso mich jeder so hasst-
Und vieles mehr…
Aber auch über Chenle habe ich lange nachgedacht…
Immer noch verstehe ich nicht, warum er mir damals helfen wollte, obwohl er doch auch zur Gruppe gehört.
Und der Kuss- Warum hat er mich geküsst, wenn es ihm das letzte mal so wichtig war, dass wir das einfach vergessen? Gibt es eine Chance, dass er doch Gefühle für mich hat?- Was rede ich mir denn nur da ein- niemand wird je etwas anderes als Hass gegen mich hegen.
Vor kurzem meinte er, wir können nicht mehr zusammen gesehen werden, und plötzlich entschuldigt er sich und küsst mich auch noch ein zweites mal…
Chenle muss genauso verwirrt mit seinem Leben sein wie ich.Meine Schritte stoppen, als ich bei einem kleinen Café vorbeigehe. Es ist in einem pastell blauen Farbton gestrichen und passend dazu befinden sich Töpfe mit schönen, blauen Hyazinthen vor der schmalen Eingangstür.
Diese Blumen faszinieren mich irgendwie. Sie sehen so schön und unschuldig aus, sind aber hochgiftig- wie auch viele Menschen… Bin ich wieder zu klischeehaft?
Ich betrete dann also mit unsicheren Schritten das Cafè.
Es ist schlicht und irgendwie kitschig, aber… man fühlt sich wohl hier.
Nach einem kurzen Blick auf das Menü über der Theke, ziehe ich den letzten Fünfer, den ich besitze und will meine Bestellung abgeben.
“Zwei Cappuccinos und zwei Stücke von dem Käsekuchen bitte”, höre ich eine Stimme von hinter mir sagen und ein Arm landet auf meiner Schulter, worauf ich leicht zusammenzucke. Der gleiche Duft wie gestern liegt mir in der Nase. Sein Parfüm könnte ich immer und überall wiedererkennen.
Mein Kopf dreht sich nach links und ich sehe Chenle neben mir stehen. Er reicht der Kassiererin das Geld.
In Sekunden erröten meine Wangen und ein unbekanntes Gefühl tut sich in meinem Bauch auf. Es ist nicht so unangenehm wie sonst.. eigentlich sogar ganz toll.
Der Arm an meiner Schulter verschwindet und bevor ich es realisieren kann, lässt mich Chenle einfach aufgelöst dort stehen.
“Worauf wartest du?”, fragt er belustigt und setzt sich an einen der kleinen Tische.Sobald ich mich zu ihm gesetzt habe, ertönt abermals seine Stimme: “Ich hoffe Cappuccino und Käsekuchen ist okay.”
“Ja, aber du hättest nicht für mich zahlen müssen.”, antworte ich leise und immer noch etwas errötet.
“Schon gut.”, lächelt er.
Nach einem kurzen Zögern, frage ich ihn, was er hier mache, da sein Zuhause noch weiter weg von hier ist als meines.
“Ich hab den Bus verpasst. Jetzt muss ich noch 20 Minuten warten, bis der Nächste kommt. Um spätestens 15:35 sollte ich in der Musikschule sein, aber ich bezweifle, dass ich das schaffen werde.” er beendet den Satz mit einem leisen Kichern.
“Musikschule? Was machst du denn dort?”, frage ich etwas verblüfft.
Sein Ellbogen landet auf dem Tisch und er stützt seinen Kopf gelangweilt auf seiner Hand ab. Chenle antwortet ziemlich lustlos:
“Ein Freund von meinem Dad ist dort Lehrer und gibt Samstags Klavierstunden. Mein Vater zwingt mich dort hinzugehen, weil ich es gratis bekomme.”
Chenle bekommt gratis Klavierstunden? Davon könnte ich nur träumen. Dafür bräuchte ich wohl auch bekannte Eltern. Ich glaube sein Dad ist Anwalt… Aber Chenle’s Familie ist generell sehr beliebt.
“Das ist doch cool-”, meine ich leise und frage dann etwas schüchtern: “Wie viel kosten die Stunden denn normalerweise?”
Nach kurzem überlegen antwortet er unbeeindruckt: “150€ monatlich”
150 MONATLICH? Das ist das Dreißigfache von dem, was ich gerade mal besitze. Wären wir schon seit Jahren beste Freunde, könnte Chenle mir vielleicht einen Rabatt verschaffen, aber er sieht mich wahrscheinlich noch nicht einmal als einen Schulfreund. Für ihn bin ich ja nur jemand aus der Schule. Meine Eltern würden mir das auch nie im Leben zahlen...
Chenle könnte mir vielleicht beim Spielen helfen, aber das würde er bestimmt nie tun…
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𝑹𝒂𝒊𝒏𝒚 𝑫𝒂𝒚𝒔 / {𝐶ℎ𝑒𝑛𝑗𝑖}
Fiksi PenggemarJisung wird bald 16 und für seinen Geburtstag hat er nur ein Ziel im Kopf; der Tod. Jedoch erzählt er dies niemanden. 16 Jahre lang wurde er von seinen Eltern und der restlichen Welt wie ein niemand behandelt. Dazu kommt noch, dass er seit vier Jahr...