Mit geöffneten Augen starre ich an die Decke über mir.
Die Party ist jetzt schon fünf Tage her. Heute ist Mittwoch. Die letzten zwei Tage bin ich zuhause geblieben.
Freitag Nacht, nach der Party, habe ich es irgendwie doch noch geschafft nach Hause zu kommen. Am nächsten Morgen haben meine Eltern gemerkt, dass ich getrunken habe.
Meine Klamotten stanken echt krass nach Bier. Ich bin gleich eingeschlafen, deswegen habe ich die nassen Klamotten einfach angelassen.
Außerdem hat meine Mom in der Nacht nachgesehen, ob ich noch da bin- war ich natürlich nicht.
Seitdem behandeln sie mich wie Dreck- Naja noch mehr als davor schon. Außerdem mögen sie es jetzt besonders gern mich "Tunte" zu nennen, da ich mich ja geschminkt habe. Sie denken wahrscheinlich es ist lustig...
Aus meinem Zimmer durfte ich auch nicht, außer ich würde in die Schule gehen, aber das tat ich ja nicht. Ich hatte keine Motivation dafür. Jenos scheiß Kommentare hätte ich nicht ausgehalten.
Auch für das Gespräch über den Kuss mit Chenle war ich noch nicht bereit.Langsam setze ich mich auf und atme tief aus.
Ich kann nicht ewig die Schule schwänzen. Und außerdem muss ich dringend mit Chenle reden. Ganz verzweifelt habe ich versucht, es zu vergessen, aber ich kann nicht. Ich muss wissen, warum das passiert ist. Unwissenheit ist echt scheiße...
Vielleicht klingt es blöd, aber irgendwie will ich ihm etwas bedeuten.
Ich... würde ihn gerne öfter küssen...
Was denke ich mir da nur?
Ich bin ja sowieso "nur jemand aus der Schule".Mit langsamen Schritten gehe ich zu meinem Schrank. Die meisten denken, depressive Leute haben nur schwarze Kleidung. Ich nicht. Ich hab einfach, was ich mir leisten kann.
Ein paar blaue Jeans, ein paar T-Shirts und wenige Pullis. Nichts besonderes. Das was ich auf der Party an hatte, ist das einzige "außergewöhnliche", was ich an Kleidung besitze.
Das Shirt habe ich einmal von meinem Dad bekommen und die schwarze Hose habe ich mir gekauft, weil ich ja irgendwie doch dazugehören will. Ich trage sie aber fast nie. Sie passt nicht wirklich zu mir und Veränderungen kommen bei anderen nie gut an.
Was auch immer mich dazu gebracht hat, mich so zu stylen wie am Freitag, wird wahrscheinlich nie wiederkehren.Ich greife nach einer Jeans, Unterwäsche, meinem Gürtel und einem blau-weiß-gestreiften T-Shirt, welches mir etwas zu groß ist und ziehe mich langsam um.
Es ist sowieso viel zu früh- ich hab keinen Stress.
Mein Blick fällt auf den Spiegel, vor dem ich mich befinde.
Die Leute aus der Schule finden mich viel zu dünn- viel zu schwach.
Sie finden es hässlich.
Aber ich habe Angst zuzunehmen, denn dann wird es ihnen ja auch nicht passen.
Ich habe schon öfters versucht mehr zu essen, aber entweder ich vergesse es, da ich ja nie wirklich Hunger habe oder ich übergebe mich gleich danach, wenn ich auch nur ein bisschen zu viel zu mir nehme. Das geht schon eine Weile so... etwa ein halbes Jahr.
Keine Ahnung wieso...
Ich habe einfach keine Lust zu essen und mein Körper merkt das wohl...
Die letzten Tage habe ich auch kaum was gegessen. Ich wollte meinen Eltern nicht über den Weg laufen...An meinen Armen und Beinen kann man viele blaue Flecken sehen.
Die meisten sind von Jeno und den anderen, wenn sie mich wieder schlagen und treten. Aber ein paar sind auch von meinen Eltern, wenn sie mich am Arm packen und anschreien, weil ich wieder irgendetwas falsch gemacht habe.
Auch an meinem Bauch kann man ganz leichte Flecken sehen. Jeno mag es gerne sein Knie in meinen Bauch zu rammen.
Mein Körper ist sehr zerbrechlich.
Es sieht zwar irgendwie brutal aus, aber es tut gar nicht so sehr weh. Über die Jahre habe ich mich etwas an den Schmerz gewöhnt.
Ein Seufzten entflieht meinen Lippen.
Länger kann ich nicht in den Spiegel sehen...Ich stecke mein T-Shirt in die Hose und mache den Gürtel zu.
Bevor ich mich nach unten begebe, gehe ich noch kurz ins Bad und putze meine Zähne.
Auch wenn ich viel zu früh bin, greife ich unten dann nach meinem Rucksack und ziehe meine Schuhe an.
Frühstück brauche ich nicht, gleich so wenig wie eine Jause.
Mein Dad schläft noch, meine Mom aber sitzt in der Küche und frühstückt.
"Nach der Schule kommst du sofort nach Hause, verstanden?", ruft sie mir zu.
Ich bin bald 16 und dennoch behandelt sie mich wie ein Kleinkind.
Ohne ihr zu antworten greife ich nach meiner Jacke und verlasse das Haus.
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𝑹𝒂𝒊𝒏𝒚 𝑫𝒂𝒚𝒔 / {𝐶ℎ𝑒𝑛𝑗𝑖}
Fiksi PenggemarJisung wird bald 16 und für seinen Geburtstag hat er nur ein Ziel im Kopf; der Tod. Jedoch erzählt er dies niemanden. 16 Jahre lang wurde er von seinen Eltern und der restlichen Welt wie ein niemand behandelt. Dazu kommt noch, dass er seit vier Jahr...