Langsam öffne ich meine müden Augen.
Stimmen von unten haben mich aus meinem Halbschlaf geweckt.
Ich habe diese Nacht wieder mal kaum geschlafen.
Die meiste Zeit liege ich einfach reglos und mit geschlossenen Augen im Bett.
Mittlerweile brauche ich gar keinen richtigen Grund mehr, um nicht einschlafen zu können.Als ich mich dann langsam aufsetze und aufstehe, bemerke ich, dass die wütenden Stimmen nicht leiser werden.
Meine Eltern streiten wohl wieder…
Zur Zeit streiten sie immer häufiger…
Ich kann nicht verstehen, worum genau es geht. Ich mische mich sowieso nie ein, weil ich es nur schlimmer machen würde.Mein Blick landet auf der Uhr.
7:10 Uhr
Um 8 Uhr beginnt die Schule.. ich sollte mich fertigmachen.
Nachdem ich mir ein blaues T-Shirt und eine Jeans angezogen habe, verlasse ich mein Zimmer.
Ich gehe einen Stock tiefer, um mich ins Badezimmer zu begeben, jedoch bleibe ich im Flur stehen."Er macht nichts als Ärger!", höre ich meinen Vater brüllen, worauf meine Mutter mit "so sind Teenager eben.", antwortet.
Vorsichtig trete ich näher zur Treppe, die runter ins Wohnzimmer führt.
Natürlich geht es wieder einmal um mich…
Sie stehen beide vor der letzten Stufe. Meine Mom lehnt mit verschränkten Armen an der Wand und einen halben Meter ihr gegenüber steht mein Vater.
Auch wenn ich um die Ecke gucke, scheinen sie mich nicht zu bemerken.
"Ach plötzlich ist er ein normaler Teenager? Er verhält sich wie ein kleines Kind! Er ist eine scheiß Muschi!"
"Er ist immer noch dein Sohn!"
"So etwas soll mein Sohn sein?? Eher eine Tochter. Hättest du einfach abgetrieben, hätten wir diese Diskussion jetzt nicht!"
Ich hab schon viele solcher Dinge gehört, aber es von meinem Vater persönlich zu hören, tut weh. Müsste ich aufzählen, welche Zitate mich innerlich am meisten zerstört haben, würde ich dieses auf jeden fall wiedergeben.
Als ob ich nicht schon wüsste, dass ich nicht hier sein sollte…Meine Mutter will kontern, doch als sie mit “Hättest du einfach-” anfängt, ertönt ein Klatschen.
Geschockt sehe ich meinen Vater an, welcher eben meine Mutter geschlagen hat.
Ich wollte mich nicht einmischen, doch mein Schock wandelt sich schnell in Wut um.
“Fass sie nicht an, Arschloch!”, schreie ich meinen Dad an, doch meine Mom greift wütend ein:
“Misch dich nicht ein, Jisung!”
“Dann soll er dich nicht schlagen!”, meine ich aufgebracht und gehe mit schnellen Schritten die Treppe hinab.
Als ich dann bei ihnen ankomme, schubst mich mein Vater gegen die Wand und brüllt mich an:
“Verpiss dich endlich aus diesem Haus, oder du bist der Nächste!”
Hilfesuchend sehe ich zu meiner Mutter, doch sie tut so, als würde sie das nichts angehen.
Mit Tränen in den Augen stürme ich zur Garderobe, wo ich meine Schuhe anziehe und nach meiner Schultasche greife. Vielleicht komme ich einfach nie wieder. Das ist doch, was sie wollen oder nicht?Ein lautes Knallen der Türe, nachdem ich das Haus verlasse.
Aber wohin soll ich denn gehen? Nicht einmal bei Chenle ist es mehr sicher.
Gestern war meine Mutter noch nett zu mir.. und jetzt bin ich ihr wieder egal.
Jetzt ist wieder alles meine Schuld.
Hätte er mich doch einfach geschlagen. Anscheinend ist es ja selbstverständlich bei mir.
So wie Jaemin es gesagt hat. Wieder einmal hatte einer der Clique Recht, was mich betrifft.Der Weg zieht sich lange. Die Schmerzen von gestern sind zwar noch nicht ganz verschwunden, jedoch kann ich jetzt zumindest wieder normal gehen.
Gestern war einer der schlimmsten Tage seit langem und ich habe nicht das Gefühl, dass es die nächsten Tage besser werden wird. Nur noch 8 Tage und dann muss ich mir die ganze Scheiße nicht mehr geben.Was würde es schon ändern, wenn ich mich einfach nur beschwere?
Entweder mir wird eine reingehauen oder ich werde ausgelacht.
Es wird mich nie einer ernst nehmen.
Ich will nicht so leben.
Ich will kein Niemand sein.
Um einen mittelmäßigen Job zu bekommen und mir damit, wenn ich älter bin, eine eigene Wohnung zu finanzieren, bin ich wahrscheinlich gut genug, aber was würde es mir bringen?
Es wäre genau das gleiche wie jetzt. Aufwachen, zur Schule/Arbeit gehen, schlafen. Und das alles alleine. In der Schule habe ich zumindest Leute, die mir ein Stück Aufmerksamkeit schenken, auch wenn nicht gerade die Positivste. Wenn ich aber dann mal so wie der Verkäufer aus dem Billigmarkt werde, habe ich doch gar nichts mehr in meinem Leben. Wahrscheinlich würde ich auch noch zum Alkoholiker werden.
Da sterbe ich lieber…
Aber das ist ja sowieso egal, denn es interessiert niemanden.
Niemand wird merken, wenn ich plötzlich weg bin. Nichts wird sich im Leben der anderen ändern, außer dass es meinen Eltern besser gehen wird.
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𝑹𝒂𝒊𝒏𝒚 𝑫𝒂𝒚𝒔 / {𝐶ℎ𝑒𝑛𝑗𝑖}
Hayran KurguJisung wird bald 16 und für seinen Geburtstag hat er nur ein Ziel im Kopf; der Tod. Jedoch erzählt er dies niemanden. 16 Jahre lang wurde er von seinen Eltern und der restlichen Welt wie ein niemand behandelt. Dazu kommt noch, dass er seit vier Jahr...