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- 𝕶𝖆𝖓𝖆𝖞𝖊 -

,,Und wie hast du so dein Leben geplant? Also, hast du bestimmte Vorstellungen, irgendwelche Ziele oder Wünsche?", fragt Jimmy mit halb vollem Mund und sieht mich interessiert an, während Landon mit mürrischen Gesichtsausdruck den Gemüsetaler auseinander nimmt. ,,Das ist eine gute Frage...", seufze ich, ,,Ich hoffe einfach, dass mich irgendwann die erlösende Eingebung des Herren erreicht." ,,Du könntest ja Mönch werden.", zischt Landon. ,,Mit den Tattoos wohl eher weniger.", lache ich, ,,Ich finde Bankmanagement ganz interessant, aber ob ich das mein Leben lang machen will, weiß ich auch nicht." Nachdenklich nickt Landon's Onkel und schiebt sich eine weitere vollgepackte Gabel in den Mund. ,,Ich wollte früher auch zur Bank, aber als ich diese anzugtragenden, miesgelauten Holzköpfe kennengelernt habe, bin ich rückwärts aus der Tür gestolpert. - aber was soll ich sagen, Zeiten ändern sich." ,,Da haben sie wohl Recht. Wer weiß schon was ich machen werden... vielleicht sitze ich meinen Eltern einfach noch ein bisschen auf dem Nacken." Leise lachend blickt Jimmy zu Landon und murmelt, dass ich dann ja ganz seinem Beispiel folgen würde. ,,Ach und außerdem, du kannst mich immer noch duzen.", hängt er dann noch dran, worauf ich tatsächlich etwas beschämt werde. In diesen ein ein halb Stunden, die er nun schon hier ist, hat er mir bereits drei mal das "Du" angeboten, was ich auch jedes mal angenommen habe, allerdings habe ich es jedes mal wieder vergessen.

Eine weitere Stunde sitzen wir zusammen an dem Esszimmertisch, wobei auch Landon sich schlussendlich mit einbezieht. Zum Abschied drückt Jimmy seinen Neffen einmal fest, ehe dieser in die Küche geht und das Geschirr einräumt. Auch mich nimmt der Mann in die Arme. ,,Tu mir den Gefallen und versuch Landon von diesem Henry fernzuhalten.", murmelt er mir ins Ohr, ,,Ich habe kein gutes Gefühl bei ihm. Seit es ihn gibt ist Landon anders geworden." ,,Ich kann's mir vorstellen, aber ich denke nicht, dass Landon allzu sehr auf mich hören wird. Er hat seinen eigenen Kopf.", seufze ich und entferne mich etwas von ihm. ,,Ich versuche es trotzdem.", sage ich dann noch aufmunternd, weshalb Jimmy zufrieden lächelnd das Haus verlässt.

Mit zwei Glasflaschen und unseren benutzten Gläsern gehe ich dann zu Landon in die Küche, wo er überraschenderweise völlig hypnotisiert auf den Herd starrt und ohne auf mich zu achten ein paar Tränen über seine Wange rollen lässt. Leise stelle ich alles ab, was sich in meinen Händen befindet und stelle mich vor ihn. Bevor er meckern kann, lege ich meine Arme um seinen warmen Körper und streiche langsam über seinen knöchernen Rücken. ,,Wollen wir einen Filmabend machen?", frage ich leise, damit ich ihn von, was auch immer ihn gerade beschäftigt, ablenken kann. Landon nickt leicht gegen meine Brust und murmelt dann: ,,Wenn du mir dafür ein Taachentuch holst." Leise lachend löse ich mich von ihm, wische über seine Wangen und hole schnell ein Taachentuch von dem Esstisch. ,,Hier.", murmel ich und halte es Landon vor die Nase. ,,Such schon mal was aus.", entgegnet er mir und scheucht mich somit aus der Küche.

Es dauert ganze fünf Minuten, in denen ich bereits einen Actionstreifen ausgewählt habe, bis der Jüngere zu mir kommt und wir beide uns umziehen, um es uns richtig bequem auf der Couch zu machen. Überraschenderweise setzt Landon sich direkt neben mich und legt eine Decke über uns beide. ,,Ich hoffe du stehst auf Blut.", grinse ich fies und starte den Film. Jedoch stoppe ich ihn direkt wieder und sehe zu Landon rüber. ,,Ich will, dass wir uns verstehen.", fange ich leise an, ,,Wir sollten anfangen aufeinander einzugehen und Kompromisse zu schließen oder so." ,,Ich sitze gerade neben dir und teile eine Decke mit deinem fetten Arsch, reicht das nicht erstmal?", sagt er stumpf. ,,Schon.", entgegne ich ihm und lege einen Arm um ihn. Tatsächlich geht er darauf ein und lehnt seinen Kopf an meine Brust. ,,Wenn Henry das herausfindet-" ,,Klappe.", unterbreche ich ihn schnell und spiele den Film wieder ab. Währenddessen wird Landon immer entspannter, aber anscheinend auch müde. Leise gähnend streckt er seinen Arm von sich, ehe er diesen um meinen Oberkörper legt. Aus dem Augenwinkel erkenne ich, wie er seine Augen schließt und einige Minuten später scheint er zu schlafen. Vorsichtig lasse ich meine Fingerspitzen über seinen dünnen Arm gleiten und betrachte seine friedliche Miene. Niemand hat so einen Freund wie Henry verdient, schon gar nicht jemand wie er. Er ist verletzlich und wenn ich mir vorstelle, was Henry alles mit ihm anstellt, könnte ich glatt zum Mörder werden. - Ich soll zwar nur auf ihn aufpassen, aber wenn es sein muss, werde ich ihn mit allen Mitteln vor diesem Monster beschützen!

exclusive guard✿Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt