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- 𝕶𝖆𝖓𝖆𝖞𝖊 -

Vollgepackt mit den ersten Tüten in den Händen machen wir uns auf in den nächsten Laden. Landon hat irgendwie recht. - Wenn seine Eltern schon denken, ihn somit ablenken und glücklich machen zu können, können wir das genauso gut ausnutzen. Dass er gerade mehr die Unterstützung seiner Eltern, statt ihr Geld braucht, ist ihnen wohl nicht ganz bewusst. Übel nehmen kann ich ihnen das aber auch nicht wirklich. Von meinen Eltern, die selbst nicht groß anders gestrickt sind, weiß ich dass Landon's Familie schon sehr lange sehr viel Geld hat, seine Eltern selbst nicht anders erzogen wurden und somit keine Ahnung davon haben, wie es anders sein sollte. Vielleicht hat sie der Fakt, dass sie wenig mit ihren eigenen Eltern zu tun hatten, nicht so sehr gestört wie es Landon und mich jetzt tut.

Nächster besagter Laden ist ein weiterer Klamottenstore. Doch kaum betreten wir diesen, stolpert Landon rückwärts wieder heraus und zieht mich mit alarmierten Ausdruck in den Augen mit sich. ,,Was ist denn?", frage ich verwirrt, packe aber gleichzeitig nach seinen Schultern, um ihm den Halt zu geben, den er gerade zu brauchen scheint. ,,D-Da ist H-H-Henry.", wimmert er, atmet hektisch und wird binnen einer Sekunden blass wir die weißen Wände hier. ,,Landon, Henry ist bestimmt schon bei der Polizei. Du brauchst dir also keine Sorgen machen, dass er die hier-", doch ich stoppe, als eine Person auf uns zu kommt. Mit einen selbstgefälligen Grinsen stellt tatsächlich Henry sich genau vor uns, blickt uns beiden in die Augen. ,,Schön dich zu sehen, Babyboy.", sagt er mit einem widerlichen Unterton und verschwindet mit erhobener Hand. Selbst ein bisschen geschockt sehe ich wieder zu Landon. Panisch zitternd sieht er zu mir auf, sammelt Tränen in seinen Augen und versucht seine Finger in meinen Pullover zu vergraben. ,,Scheiße Landon, es tut mir leid ich hätte das ernst nehmen sollen.", hauche ich leise, ehe ich ihn zur nächsten Bank ziehe und ihn darauf verfrachte. ,,Jetzt atmen wir beide ganz ruhig tief ein und aus, ja?", sage ich leise, mache ihm die Atemzüge bewusst vor. Zum Vorteil hat das nicht nur, dass er sich beruhigt, sondern auch ich wieder ein bisschen runterkomme.

,,I-Ich will nach Hause.", haucht er einige Minuten später, in denen er sich bereits an mich gelehnt hat. ,,Wir gehen nach Hause, ich lasse dich sicher nicht noch länger hier.",  murmel ich, hoffe dabei inständig, Landon geht es jetzt wirklich besser.

Es dauert zum Glück nicht allzu lange, bis wir wieder in dem großzügigen Haus der Campbells stehen und von Landon's Eltern begrüßt werden. ,,Wir haben aber nicht damit gerechnet, euch jetzt schon wieder zu sehen." ,,Wir haben auch nicht damit gerechnet Henry zu sehen.", murmel ich leise. ,,Wie bitte?!", ertönt es sofort aufgebracht von Landon's Vater. ,,Sie haben richtig gehört. Deswegen würde ich gerne zum Revier und die lieben Officers fragen, ob sie etwas von ihrer Arbeit verstehen!" ,,Ich begleite dich Junge!" Einverstanden nicke ich und sehe sicherheitshalber zu Landon, welcher nun auch schwer schluckend seine Mutter ansieht. ,,M-Mom, kann ich einen Kakao haben?", fragt er hauchdünn und so süß, dass ich tatsächlich kurz lächeln muss. ,,Natürlich Schätzchen! Und dann setzten wir uns erstmal zusammen in den Salon, okey? Ich muss meinen Jungen doch wohl aufmuntern können!", redet sie, während sie sich umdreht und in der Küche verschwindet. ,,Es wird alles gut.", flüster ich Landon schnell zu, küsse seine Stirn und fahre über seine Wangen. ,,Sie geben sich immerhin Mühe.", murmelt er mir entgegen und zwingt sich ein Lächeln auf. ,,Ich weiß.", erwider ich, ,,Und zusammen schaffen wir es, Henry aus dem Weg zu räumen. Versprochen."

Die Fahrt zum Revier verläuft still, man kann praktisch riechen, dass wir angespannt sind. Mit einem Gesichtsausdruck, der genau das, aber auch unsere Wut ausdrückt, betreten wir das Revier und so wie es der Zufall will, landen wir genau vor Officer Preston. ,,Was fällt ihnen eigentlich ein, ihren Job so schlampig zu machen?!", geht Mister Campbell direkt auf den Beamten los und sorgt damit für eine Unruhe im Raum, was uns aber nicht weiter stört. ,,Sie haben eindeutige Beweise, was brauchen sie mehr um Henry in Untersichungshaft zu stecken?!", steige ich mit ein. Officer Preston guckt etwas verdutzt, bittet uns dann aber zu seinem Schreibtisch. ,,Was auch immer vorgefallen ist, rechtfertigt diesen Überfall auf mich in keinster-" ,,Mein Sohn leidet ja wohl schon genug und trotzdem muss er seinen Vergewaltiger im Einkaufszentrum in die Augen blicken! Das rechtfertigt unser Handeln mehr als genug! Dieses Schwein und seine Komplizen gehören hinter Gitter!", ruft der Mann neben mir, gestikuliert dabei wild und macht selbst mir damit ein bisschen Angst. Der Officer dagegen haut seelenruhig in die Tastatur seines Computers und dreht dann mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck den Bildschirm zu uns. ,,Wie sie sehen hat Mister Kinley, Henry Kinley's Vater, eine Kaution in Höhe von 10.000 Dollar bezahlt. Bis der Prozess eingeleitet wird ist Henry Kinley also berechtigter Weise auf freiem Fuß." ,,Sie haben zugehört als ich die Anzeige gemacht habe oder?", frage ich geschockt und zweifel ernsthaft an dr Kompetenz des Polizisten, ,,Dieser Typ hat Landon vergewaltigt! Nicht alleine sondern mit Weiteren! Und als wäre das nicht genug, bekommt er auch noch Geld dafür! Haben sie eine Ahnung von ihrem Job? Wissen sie, was sie Landon damit antun, wenn sie Henry weiter frei rumlaufen lassen?!" ,,Ich bitte Sie beide, sich beruhigen.", entgegnet er mir weiterhin ruhig, ehe er leise seufzt und sich mit überschlagenen Beinen zurück lehnt. ,,Wir haben bestimmte Auflagen, an die wir uns halten müssen, verstehen sie. Die Kaution ist so hoch, dass sie kaum einer bezahlt-" ,,Diese Familie ist steinreich, wenn sie es noch nicht mitbekommen haben!", schreitet Mister Campbell ein. ,,-aber solange die Schuld nicht zu einhundert Prozent bewiesen ist, müssen wir Mister Kinley leider die Möglichkeit geben, sich frei bewegen zu können. In unserem Land ist man unschuldig, bis die Schuld bewiesen wurde.", redet der Officer einfach weiter. ,,Ihre Audiodatei, Mister Tanaka, ist sehr belastend, muss aber noch auf ihre Echtheit überprüft werden.", erklärt er mir dann und sieht mir eindringlich in die Augen, ,,Sie müssten beide wissen, dass man sowas heutzutage leicht fälschen kann. Deswegen bitte ich sie um ihr Verständnis. Auf menschlicher Ebene, kann ich Sie vollkommen verstehen und würde mich nicht anders fühlen, aber ich muss meiner Arbeit und den Auflagen nachgehen. Familie Kinley hat nichts rechtswidriges getan."

,,Kanaye...", murmelt Landon leise und umarmt mich leicht von hinten, ,,Warum stehst du hier so weggetreten?" ,,Sorry, bin in Gedanken.", erwider ich schnell und schüttel leicht den Kopf, um mich weiter darauf konzentrieren zu können, mir und dem Kleineren unsere Avocadotoasts zu machen. ,,Und woran denkst du?", will er wissen und stellt sich nun neben mich, um ein paar der kleingeschnittenen Tomaten zu klauen. ,,Unwichtig." ,,Lügner." ,,Mh?", mache ich verwirrt und sehe fragend in sein Gesicht. ,,Wenn es unwichtig wäre, hättest du nicht alles um dich herum ausgeblendet.", sagt er schnell und zieht fordernd eine Augenbraue in die Höhe. ,,Es ist alles gut.", will ich ihn überzeugen und einen Kuss auf die Schläfe geben, doch er weicht aus und blickt mir kopfschüttelnd entgegen. ,,Nur weil ich gerade einiges durchmachen muss, heißt das nicht, dass ich mir nicht auf deine Sorgen anhören kann!", zischt er, dreht sich um und stampft wie ein kleines Kind nach oben.

Seufzend schlage ich mir gegen die Stirn, ehe ich schnellstmöglich unseren Mitternachtssnack fertigstelle und ihm in sein Zimmer folge. Mit einer beleidigten Schnute sitzt er von einer Decke umhüllt auf dem Bett und starrt auf den Fernseher.

,,Tut mir leid.", sage ich schnell und setze mich vor ihn, ehe ich ihm eines der, noch warmen, Toasts vor den Mund halte. ,,Henry und Officer Preston's Maßnahmen spuken in meinem Kopf herum und ich glaube nicht, dass es das ist, worüber ich mit dir reden sollte.", erkläre ich leise. Zuerst macht er große Augen, beißt dann ein großen Stück ab und senkt seinen Blick. ,,Siehst du.", sage ich leise und lehne meine Stirn kurz an seine. ,,Du bist so ein sturer Junge.", lache ich leise und schüttel meinen Kopf ganz leicht. ,,Tut mir leid.", haucht er dann, widerspricht gleichzeitig meiner vorherigen Aussage. ,,Ich fühle mich nur so nutzlos und es ist schrecklich das alle mich beschützen wollen." ,,Ich verstehe was du meinst.", sage ich leise, ,,Am besten sagst du einfach, wenn dir meine fürsorgliche Art auf die Nerven geht okey?" Leicht nickend sieht er mir in die Augen, lässt seine warmen Hand in meinen Nacken wandern und drückt mir einen ganz sanften, kleinen Kuss auf, der mich beinahe alles andere vergessen lässt.

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