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- 𝕷𝖆𝖓𝖉𝖔𝖓 -

12.03 Uhr und Kanaye hat sich immer noch nicht blicken lassen. Mit tränendem Augen sitze ich schon seit einer Stunde vor dem Apartment und das obwohl er bereits um kurz nach zehn geschrieben hat, dass alles gut verlaufen ist, er den Job hat und sich auf dem Weg macht. Ich mache mir unfassbare Sorgen, habe ihn bestimmt schon zehn Mal angerufen und unzählige Nachrichten geschrieben, doch es passiert nichts.

Leise wimmernd und mit krampfendem Herzen ziehe ich meine Beine noch näher an meinen Oberkörper, lege meinen Kopf auf meine Knie und versuche mich einigermaßen zu beruhigen, da hallt mein schriller Klingelton durch den Flur. ,,Kanaye.", flüster ich erleichtert und unterdrücke ein Schluchzen, als ich seine schwache Stimme vernehme. ,,Es tut mir leid, dass ich mich erst jetzt melde, Sweetheart. Ich- könntest du mich abholen? Ich bin im Krankenhaus in Zentrum." ,,Was machst du im Krankenhaus?! - Zur Hölle, Kanaye ich bin vor Sorge gestorben!", beschwere ich mich und sprinte die Treppen herunter. Der Aufzug würde jetzt zu lange brauchen.

,,Hey, es ist alles gut-" ,,Nichts ist gut verdammt! Du bist im Krankenhaus, was weiß ich, warum! Sei froh dass ich mit meinem Auto gekommen bin.", rufe ich und seufze zum Ende hin schwer. Einen Moment später sitze ich auch schon in meinem Auto und verbinde den Anruf mit meiner Freisprechanlage. ,,Es ist wahrscheinlich nicht mal ansatzweise so schlimm, wie du gerade denkst. Bis gleich Kleiner, fahr vorsichtig." ,,S-Soll ich einfach nach dir fragen?" ,,Ja, ich kann dir nämlich nicht sagen, wo genau ich bin.", lacht er und ich verdrehe die Augen. Wie kann man in so einer Situation lachen?

In der halben Stunde Fahrt beruhige ich mich wieder und bin auch wirklich froh, dass ich nicht total verheult nach meinem Freund fragen muss. Meine Augen sind dennoch noch etwas rot unterlaufen, weshalb mir der junge Herr am Empfang einen mitleidigen Blick zuwirft, ehe er mich zu einem Arzt schickt, der mich aufklären und gleich zu Kanaye bringen soll.

,,Doktor Johnson.", stellt er sich vor und schüttelt mir kurz die Hand. ,,Landon Campbell." Wissend nickt der Mann und legt eine Hand an meinrn Rücken, sodass er mich Richtung Notaufnahme führen kann. ,,Wissen Sie, ihr Freund hat eine wahre Heldentat vollbracht.", lächelt er. ,,Wie?" ,,Ein kleines Mädchen ist ihrem verloren gegangem Ballon hinterhergerannt, ohne auf irgendwas zu achten. Mister Tanaka hat sie noch rechtzeitig retten können, bevor sie von einem kleinen Lastwagen erwischt worden wäre. Er hat eine leichte Gehirnerschütterung und eine geprellte Rippe, aber sonst nur oberflächliche Verletzungen, also nichts wirklich schlimmes." Scharf ziehe ich die Luft ein und mache großen Augen. ,,Geht es dem Mädchen gut?", frage ich besorgt. ,,Sie hat ein paar Schrammen und einen angebrochenen Arm, aber- ah, da kommt sie ja.", grinst der Doktor und kniet sich vor das braunhaarige Mädchen, welches ein pinkes, anscheinend selbst gemachtes Stoffschwein in den Armen hält. ,,Na Jasmine." ,,Doktor, ist das der Freund von Kananya, eh- Kanaye?", fragt sie flüsternd und sieht mit großen Augen zu mir auf. Nickend stellt er sich wieder auf und schon streckt das Mädchen mir ihre ineinander gefalteten Hände entgegen und macht kurz eine Schmolllippe. ,,Meine Mama hat gesagt ich soll dich fragen ob ich nochmal mit zu Kanaye kann. Darf ich? Bitte~" ,,Natürlich darfst du das.", stimme ich zu und lächle sie breit an. Gott ist sie süß!

Mit ihrem breiten Lächeln zeigt sie mir zwei Zahnlücken und greift dann mit ihrem gesunden Arm nach meiner Hand. Den restlichen kurzen Weg zu dem Zimmer meines Freundes kennst sie schon und platzt einfach in dieses herein, ohne zu klopfen. ,,Landon.", sagt er erleichtert und steht etwas wackelig auf. An seiner Stirn hat er eine schlimme Platzwunde und sein Hemd ist nicht mehr zu gebrauchen. Auch sonst hat er einige starke, blaue Flecken und kleine Schrammen, so wie Jasmine, doch er lächelt mich, wie so oft, fröhlich an.

,,So heißt du also.", sagt das Mädchen lächelnd und klettert etwas umständlich auf das Bett. Mit einem leichten Lächeln nicke ich, gebe Kanaye einen leichten Kuss und drücke ihn zurück aufs Bett. ,,Beweg dich nicht so viel.", mahne ich ihn. ,,Genau!", stimmt mir die Kleine zu, ,,Helden müssen sich auch mal ausruhen!" ,,Aber ich bin doch kein Held.", winkt mein Freund ab und legt lächelnd einen Arm um sie. ,,Mh, doch! Du bist mein Held!", grinst sie stolz, ,,Nicht viele haben einen eigenen Held!" ,,Ich finde auch, dass Kanaye ein Held ist.", bestätige ich das Mädchen, sodass sie erfreut quickt.

Mit einem leichten Klopfen an der offenen Tür tritt dann eine noch relativ junge Frau ein und hebt Jasmine gleich hoch, als sie neben mir steht. ,,Ich würde dich als kleinen Dank gerne zum Essen einladen. Dein Freund darf natürlich gerne mitkommen.", lächelt sie lieblich. ,,Oh ja! Mama kann die besten Spaghetti!" ,,Wir machen was noch viel leckeres für die beiden, wenn sie kommen möchten." ,,Wir würden gerne kommen.", spricht mein Gegenüber für uns beide und schon bekommen wir eine Adresse aufgeschrieben. ,,Wäre sechs Uhr in Ordnung?" ,,Natürlich.", nicken wir synchron weshalb die beiden verschwinden und ich mich seufzend neben den Älteren. ,,Ich weiß nicht ob ich vor Glück oder Trauer weinen soll.", hauche ich und streiche seine Haare leicht zurück, um die Platzwunde genauer betrachten zu können. Es hätte so viel schlimmeres passieren können und trotzdem sind die beiden so gut bei der Sache rausgekommen. Nicht zu vergessen, dass mein Freund wahrscheinlich tatsächlich sein Leben für diedes wirklich süße Mädchen gegeben hätte.

,,Lieber vor Glück, Landon. Ich kann nach Hause und mir geht es gut." ,,Ich hoffe du lügst mich nicht-", ich stoppe und sehe verwirrt dabei zu, wie Jasmine zurück gerannt kommt, Kanaye ihr pinkes Stoffschwein auf den Schoß wirft und mit den Worten: ,,Für dich!" wieder verschwindet.

Mein Freund ist genauso verwirrt wie ich,  schmunzelt aber und betrachtet das Schweinchen etwas. ,,Immerhin hat das süße Ding nichts abbekommen.", sagt er zufrieden und legt seine Hand dann an mein Kinn, um mir einen sanften Kuss auf die Lippen zu geben. ,,Danke dass du sofort gekommen bist mein Schatz." ,,Hast du was anderes erwartet?", frage ich und sehe verträumt in seine vor Freude strahlenden Augen. ,,Nein, nicht von dir, aber das heißt nicht, dass es selbstverständlich ist." Verstehend nicke ich und knuddel ihn solange durch, bis der Doktor kommt und die Unterlagen für Kanaye's Entlassung fertig macht.

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