Kapitel 10

97 8 25
                                    

,,Beachte die einfach nicht weiter, Gwen. Darf ich dich so nennen? Ist das ok für dich?"

Ich nicke leise. Meine Gedanken sind gerade eh ganz wo anders als hier. Datet mein bester Freund wirklich meinen Schwarm? Läuft da sogar mehr? Aber wieso sollte er sie immer vor mir so runter machen, wenn er mit ihr zusammen ist? Molly legt mir einen Arm um die Schulter, als wären wir schon jahrelange Freundinnen. Noch immer etwas neben der Spur werde ich von ihr weg gezogen. Ich versuche nochmal zurück zu gucken, doch ich erkenne nichts von Fion und Helen.

,,Ich wollte dir das eh schon sagen, aber ich mag deine Jacke, Gwen. Die steht dir ausgezeichnet."

,,Entschuldige, dass ich lache, aber du bist der erste Mensch, den ich das sagen höre und das klingt irgendwie lustig originell."

,,Hauptsache du lachst. Huch, was wat das denn? Kannst du nicht aufpassen? Ist was passiert?"

,,Alles gut, der Vollidiot hat mich nur angerempelt und mein Rucksack ist runter gefallen. Mir geht es gut, ich muss nur die Sachen wieder aufheben."

,,Warte, ich helfe dir. Ich hasse solche Leute, so richtig. Der hat uns doch ganz sicher gesehen und hat das absichtlich gemacht. Soll ich dem hinterher und den zur Rede stellen? Ich kann den für dich fertig machen, wenn du das willst."

,,Nein danke. So schlimm war das auch nicht, wirklich."

Sie ist wirklich nett und wahrscheinlich nicht in mich verliebt. Ich bekomme Helen gegenüber ja fast keinen Satz raus und sie plappert in einer Tour durch. Beruhigt erwiedere ich ihr glückliches Lächeln und sammle meine Sachen weiter zusammen. Es ist aber auch dumm von mir, dass ich meinen Rucksack nie richtig verschließe und daher alles raus fallen konnte. Molly greift einige Mappen und reicht sie mir, als ich das restliche Chaos beseitigt hatte und wieder eine freie Hand habe.

,,Danke dir für deine Hilfe."

,,Und du bist dir sicher, dass ich ihm nicht hinterher soll? Soetwas geht eben nicht und sollte eigentlich eher nicht unbestraft bleiben."

,,Lass den Quatsch, das ist schon nicht mehr lustig."

,,Ich meine es aber so, aber wenn es dir nicht gefällt, lasse ich es natürlich. Bitte sei nicht sauer auf mich, Gwen. Das will ich nicht."

Molly vergräbt ihre Hände in den Taschen ihres langen grünen Rockes. Er geht ihr sicher über den Bauchnabel und passt an sich gut zu ihrer weißen Bluse. Mir ist nie aufgefallen, dass Molly so eher verspielte Dinge trägt. Das Mädchen schaut auf den Boden und spielt mit ihren Händen herum. Habe ich sie durch meine Aussage verletzt? Molly wirkt eigentlich so fröhlich und ausgelassen, jetzt wirkt sie eher eingeschüchtert. Wie ein Hund, der erst mit dir spielen will und dann weg läuft, wenn du 'buh' sagst.

,,Nein, alles gut. Ich muss mich nur erst an deinen Humor gewöhnen, das ist alles."

,,Wenn es nach mir geht, kannst du dafür ganz viel Zeit bekommen. Ich mag es mit dir zu reden und Helen und Fion sind ja gerade mit anderem beschäftigt und du bist ganz alleine... Also, ich möchte mich nicht aufdrängen, aber ich meine das wirklich ernst. Ich würde gerne mehr Zeit mit dir verbringen dürfen, Gwen."

,,In Ordnung, warum eigentlich nicht?"

,,Ach perfekt, ich freu mich."

Und schon strahlt Molly wieder breit. Sie klatscht in ihre Hände, schaut auf ihre Uhr und rennt plötzlich los. Was hat sie denn? Ich gucke auf meinem Handy nach der Uhrzeit und sehe, dass der Unterricht in wenigen Minuten beginnen wird. Zum Glück habe ich genau in einem der Klassenzimmer auf diesem Flur. Das schaffe ich noch pünktlich.

HelenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt