Kapitel 14

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,,Hast du schon von der Feier bei Helen gehört, die dieses Wochenende steigen wird? Ich möchte da unbedingt hin gehen und das mit dir, Lynn."

,,Gut, wir gehen dahin, aber nur, wenn du mir vorher erzählst was bei dir los ist. Trinkt deine Mutter wieder?"

,,Nein, bei uns ist nicht. Generell ist alles ok."

,,Du verhältst dich aber nicht so als wäre alles ok! Ich merke doch, dass da etwas ist. Du weißt, dass du mir alles erzählen kannst, Fion. Ich bin deine beste Freundin und könnte dir alles verzeihen und dich nie verurteilen, wirklich. Ich will dich nicht drängen und frage deshalb nicht weiter, aber du könntest es mir jeder Zeit erzählen, hast du das verstanden?"

Fion nickt seufzend. Er hat seine Hände tief in den Taschen seiner Jeansjacke vergraben. Wir schlendern eine Weile stumm über den Parkplatz. Ich wollte dieses Gespräch nicht unbedingt vor neugierigen Leuten führen, daher sind wir jetzt genau da wo er Helen getroffen hatte und wir schweigen beide beharrlich. Fions Blick streift immer wieder umher, fast als würde er ständig unsere Umgebung nach Lauschern absuchen. Allerdings ist er nicht paranoid und so ein Verhalten ist nicht typisch für ihn. Immer wenn er mich nach einem Horror Film die dunklen Straßen nach Hause begleitet hat, ist er komplett ruhig geblieben. Sogar als mal ein Betrunkener hinter uns her gerannt ist. Ich hatte Todesangst und er nicht. Fion beruhigt sich und mich meist schnell durch wenige Worte. Trotzdem schweigt er gerade und blickt sich die ganze Zeit um. Ich glaube ihm einfach nicht, dass da gar nichts ist. Nur mit Schweigen bekommen wir diese unangenehme Situation nicht aus der Welt geschafft und ich will meinen alten Kindergartenfreund und besten Freund zurück. Ich brauche einfach wen, dem ich nicht erst alles erklären muss so wie bei Molly. Sie ist wirklich lieb, aber sie weiß einfach von nichts und ich möchte es eigentlich nicht erklären.

,,Was ist das jetzt für eine Feier und wie kommen wir zu der Ehre, dass wir dahin dürfen?"

,,Darf ich auch mit?"

Fion wollte mir eigentlich gerade antworten, aber Molly war schneller als er. Wo kommt sie denn her? Fion zuckt richtig zusammen als das Mädchen spricht. Hat er sie etwa auch nicht kommen gesehen? Und das obwohl er unsere Umgebung also eigentlich den ganzen Parkplatz ziemlich aufmerksam beobachtet hat. Ein Mensch, der sich uns nähert, wäre ihm aufgefallen. Ganz sicher. Wo kommt sie also her? Oder hat sie sich absichtlich versteckt? Vielleicht denkt sie, dass es lustig ist uns zu erschrecken. Molly hat schließlich einen etwas anderen Humor als Fion und ich ihn haben.

,,Nein, auf gar keinen Fall! Die kommt ganz sicher nicht mit!"

,,Fion, jetzt gehst du zu weit! Molly ist so lieb und sie war die letzten Tage mehr für mich da, als du es warst! Sie ist eine Freundin von mir und natürlich kommt sie mit. Deine Leute vom Basketball begleiten uns doch auch manchmal."

,,Die sind aber auch cool, da ist ein Unterschied."

,,Nein, Molly kommt mit! Es ist unfair ihr gegenüber sie nicht mitzunehmen, verdammt. Ich möchte sie dabei haben."

,,Na wenn das so ist."

Fion dreht sich mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck um und geht zurück zum Schulgebäude. Fassungslos blicke ich ihm nach. Kurz habe ich doch wirklich gedacht, dass er sich wieder gefangen hat, das war wohl ein Irrtum.

,,Nehm es bitte nicht persönlich, Molly. Er ist neuen Leuten immer skeptisch gegenüber."

Ich versuche ein ehrliches Lächeln und scheinbar glaubt Molly mir. Sie weiß ja nicht, dass Fion sonst immer gerne neue Leute kennen lernt. Er muss etwas gegen sie haben. Aber was? Molly ist so lieb und er wollte doch auch zuerst, dass ich sie anspreche.

HelenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt