,,Lass mich los, verdammt! Und pack deine Handtasche weg, Molly. Mit der kannst du keinen Schaden anrichten, also musst du sie mir auch nicht unters Kinn drücken. Was soll der Quatsch? Wieso gehen wir raus auf den Parkplatz?"
Das zierliche Mädchen umklammert meinen Arm trotzdem weiter und sie stampft auch noch kontinuierlich auf einen dunkelroten Wagen zu. Er sieht schon etwas älter aus. Fion fährt genau so ein Modell. Je näher wir kommen, desto sicherer bin ich mir, dass es sein Wagen ist. Was will sie denn hier? Wir erreichen über die vielen Kieselsteine das Auto. Ich danke einer inneren Eingebung, dass ich normale Turnschuhe trage und keine anderen. Mit denen wäre ich unterwegs bei dem schnellen Tempo sicher gestorben und mehr als ein Mal gestürzt.
,,Was wollen wir an Fions Wagen? Er gibt den Autoschlüssel nie ab und der Wagen ist zu."
Molly schweigt und drückt mich stattdessen mit dem Rücken gehen das Metall. Dieses ist eiskalt, da die Nacht es bereits deutlich herunter gekühlt hat. Ich bekomme sofort eine Gänsehaut und fröstele. Molly baut sich vor mir auf. Wir sind so tatsächlich gleich groß, auch wenn es mir sonst immer anders vorkommt. Vielleicht trägt sie Schuhe mit Absätzen? Ich möchte nachgucken, doch da legen sich zwei Hände um meinen Hals. Molly drückt zu und mir bleibt die Luft weg. Panik rauscht durch meinen Körper. Will sie mich etwa umbringen? Ich umgreife ihre Hände und versuche sie zu lösen, aber es geht kaum. Ich stemme meine Beine gegen den Wagen und drücke mich mit all meiner Kraft ab. Langsam wird mein Blickfeld immer verschwommener. Durch die Bewegung reiße ich uns zu Boden und dadurch lösen sich ihre Hände von meinem Hals. Keuchend hole ich Luft und umfasse ihn selbst ganz leicht.
,,Was...?"
Ich bin noch zu atemlos, um zu sprechen, schnell krieche ich so gut es geht von ihr weg. Molly rappelt sich auf und öffnet den Wagen.
,,Woher hast du Fions Autoschlüssel? Er gibt ihn nie aus den Händen. Selbst ich darf ihn nur ausnahmsweise mal halten. Hast du ihn dir etwa einfach genommen, Molly?"
Das ist Gwennys Stimme. Erleichterung packt mich. Sie kann mir sicher helfen. Sie liebt mich schließlich und würde mir nicht weh tun. Irgendwie muss ich sie nur auf mich aufmerksam machen, sobald ich kann und dann müssen wir beide abhauen. Irgendetwas stimmt mit dieser Molly gewaltig nicht. Fion hatte schon etwas mit Drogen angedeutet, aber ganz verstanden habe ich seine wirre Erzählung dann auch nicht.
,,Er hat ihn mir eben gegeben."
Molly zuckt gespielt unschuldig mit den Schultern und öffnet den Wagen. Sie hat den Schlüssel also wirklich. Oh bitte glaub ihr nicht, Gwenny! Lass dich nicht täuschen. Molly beugt sich in den Wagen hinein und scheint etwas im Fußraum der Rückbank zu suchen. Das ist meine Chance. Der Autoschlüssel liegt einfach achtlos auf dem Dach. Das war ihr Fehler. Gwenny sieht den Schlüssel auch und nimmt hin herunter. Langsam richte ich mich auf. Mir ist noch immer etwas schwindelig, aber ich stehe. Auf wackeligen Beinen trete ich an die Tür heran und gebe Molly einen kräftigen Stoß. Sie verliert wie geplant ihr Gleichgewicht und kippt vorne rüber. Ich greife ihre Beine und drücke diese in den Wagen hinein.
,,Mach ihn zu! Los, Gwenny! Mach den Wagen zu!"
,,Oh Gott! Was ist mit deinem Hals passiert, Helen?"
,,Das war sie! Irgendwas stimmt nicht mit Molly. Los, mach einfach den Wagen zu, bitte."
Molly realisiert ihre Lage und krabbelt zur Tür, die ich zu drücke. Durch die andere Tür wäre sie sicher schon entkommen, denn Gwenny steht unschlüssig daneben. Das scheint Molly nun auch zu realisieren, denn sie dreht sich ungeschickt um. Gleich ist es zu spät.
,,Bitte! Vertrau mir einfach!"
Gwenny nickt und dann ertönt das mir so vertraute Klicken der Autoschlösser. Molly sitzt in der Falle. Erschöpft und erleichtert stütze ich mich ab.