Kapitel 15

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,,Ich bin schon so aufgeregt!"

Molly rutscht auf der Rückbank hin und her und klatscht in ihre Hände. Das macht sie ziemlich oft. Das ist bestimmt ihre komische Geste. Jeder hat eine Geste, die er intuitiv in gewissen Situationen macht. Ich spiele mit meinen Haaren, wenn ich an Helen denke, Fion zieht seine Nase Kraus, wenn er eine Klausur verhauen hat und Helen zieht eine Augenbraue hoch bevor sie niesen muss. Das ist eine der besonders süßen Eigenschaften an ihr. Ich lächele verträumt, als ich es mir wieder vorstelle. Fion beugt sich zu mir herüber.

,,Darf ich sie irgendwo raus schmeißen und wir gehen zusammen, Lynn? Da hinten war eine Tankstelle, von da aus nimmt sie sicher jemand mit und es macht mir nichts aus, wenn ich dafür eben zurück fahre. Ich mache das gerne."

,,Nein, Fion. Molly gehört jetzt zu uns. Du musst sie bestimmt einfach nur noch richtig kennenlernen, sie ist wirklich lieb."

Fion schaubt, als er einparkt. Kaum steht der Wagen ist Molly schon ausgestiegen. Sie hat heute wieder gute Laune, diese extrem gute Laune. Heute stört mich ihre Energie schon kaum noch. Fion allerdings mag so aufgedrehte Leute eh wenig und da er Molly gegenüber sowieso schon sehr negativ eingestellt ist, wird er es wahrscheinlich richtig verabscheuen. Ich möchte ausstiegen, doch Fion hält mich zurück. Er legt einen Arm über mich und hindert mich dadurch am aussteigen.

,,Ich kenne Molly. Sie ist kein guter Mensch, Lynn. Vertrau mir bitte einfach. Ich kann dir das aktuell nicht erklären."

Seine Augen sehen so ehrlich aus. Will er etwas andeuten? Bevor ich fragen kann, wird meine Tür aufgerissen und eine extrem breit grinsende Molly streckt ihren Kopf herein.

,,Kommt ihr endlich? Was macht ihr noch im Wagen? Die Party ist im Haus und nicht in diesem alten Auto! Oh, habt ihr dicke Luft hier drinnen? Ihr guckt so finster. Lasst das, wir wollen doch heute Spaß haben!"

Ich blicke Fion nochmal mit einer hochgezogenen Augenbraue an und steige dann aus. Ich richte den gelben Rock und das hellgraue Top nochmal kurz. Ich möchte unbedingt irgendwie gut aussehen. Ich will nicht so aussehen wie alle Mädchen hier, daher trage ich soetwas. Hätte ich natürlich gewusst, dass Molly mit einem lilanem Rollkragenpullover und einer langen schwarzen Jeans kommen würde, hätte ich mir vorher keine Gedanken machen müssen, wie ich mich verhalten soll, wenn mich wer auf mein für eine Party etwas ungewöhnliches Outfit ansprechen wird oder die Mitschüler komisch gucken. Molly wird viel eher auffallen als ich. Sie steht neben mir als würde sie auf mein 'Ok' warten, um endlich los zu rennen. Genau wie die Jugendlichen bei Konzerten, die in der ersten Reihe stehen wollen. Ich habe das nie verstehen können, aber eine gewisse Aufregung macht sich auf bei mir bereit. Von dieser Party habe ich nur gute Geschichten gehört, heute werde ich sie erleben und ich will alles in mich aufnehmen. Alle Eindrücke und Lieder und endlich mal wieder sie richtig feiern. Ich merke gerade, dass ich das viel zu sehr vermisst habe. Fion und ich waren lange nicht mehr nachts weg. Es kam immer noch irgendetwas dazwischen.

,,Nein, es ist alles bestens so. Lass uns gehen und Spaß haben."

Ich hake mich bei ihr ein und wir betreten das Haus, dessen Tür nur angelehnt war. Die Musik ist bei weitem nicht so laut, wie ich es vermutet habe. Allerdings sind hier auch viel mehr meiner Mitschüler als ich vermutet habe. Überall stehen welche. Viele reden miteinander und ich kann auf den ersten Blick im Flur niemanden ausmachen, der jetzt schon um 23 Uhr zu viel getrunken hat. Das ist doch ein gutes Zeichen, oder?

HelenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt