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Am Montag sitze ich gelangweilt im Matheunterricht und muss mich anstrengen nicht einzuschlafen. Mathe ist das Fach, welches ich am meisten hasse. Nicht, weil ich es nicht verstehe, das tue ich nämlich erstaunlich gut, jedoch ist es super langweilig. Der Lehrer gibt uns einfach irgendwelche Aufgaben und lässt uns dann die restliche Zeit in Ruhe. Und meine Freunde sind ebenfalls nicht hier. Ich habe weder mit Manu noch mit Patrick Mathematik und Michael ist auch nicht hier. Ich habe also neunzig Minuten Zeit über alles mögliche nachzudenken ohne von irgendjemandem abgelenkt zu werden. Ziemlich langweilig.

Heute hängen meine Gedanken, wie schon das ganze Wochenende lang, bei Michael und seinem Verhalten am Freitag. Ich frage mich, was ihn wohl so beschäftigt hat.

Meine Gedanken werden durch eine helle Stimme und ein leichtes Tippen auf meiner Schulter unterbrochen. Erschrocken schaue ich auf und entdecke Fabian auf dem Platz neben mir, welcher normalerweise leer ist. Genauso wie der Rest der Reihe. In meinem Kurs sind ziemlich wenig Leute und es sind noch einige Plätze in dem Klassenraum frei.

"Hallo Maurice", lächelt er, was seine weißen Zähne zum Vorschein bringt.

"Hey", gebe ich leicht verwirrt zurück.

Was will er von mir? Wir haben noch nie miteinander gesprochen.
Das einzige, was ich über ihn weiß, ist, dass er meine Zweitbesetzung bei dem Theaterstück übernimmt und sich um die Kostüme kümmert. Und, dass er ziemlich gut mit Sven befreundet ist. Derjenige, der sich mit der Technik beschäftigt.

"Na gut, ich will gar nicht so lange um den heißen Brei reden. Es gibt ein paar Gerüchte, die gerade in der Schule kursieren", erklärt er.

"Und was wären das für Gerüchte?", möchte ich wissen und ziehe skeptisch eine Augenbraue in die Höhe.

Eigentlich bin ich nicht der Typ, der sich für so etwas interessiert. Solange die Person selbst es mir nicht bestätigt oder erzählt, dann entspricht es für mich nicht der Wahrheit. Ich verstehe auch nicht, warum das für andere so ein großes Thema ist.
Aber die viel wichtigere Frage ist, warum Fabian mir das erzählt. Warum kommt er hierher nur um mit mir über irgendein Gerücht zu sprechen?

"Es wird behauptet, dass du und Michael ein Paar seiet."

Erschrocken schaue ich den Jungen vor mir an und kann nicht glauben, was er gerade gesagt hat.
Michael und ich? Wie kommen die denn darauf? Wer erzählt denn das? Und warum?

"Ich wollte dich nur vorwarnen. Du weißt ja, was Michaels Freunde von diesem Thema halten. Und so, wie die dich in letzter Zeit behandelt haben, könnte ich mir vorstellen, dass sie jetzt noch einmal eine Schippe drauf legen. Wenn du weißt was ich meine."

Ich nicke und schaue auf die Blätter vor mir, auf welchen irgendwelche Formeln stehen, die ich jetzt gar nicht mehr entschlüsseln kann.

"Darf ich fragen, ob das wahr ist?", fragt Fabian dann zögerlich. "Bist du mit ihm zusammen?"

Mit großen Augen wende ich mich wieder zu Fabian.
"Nein, sind wir nicht!", antworte ich empört. "Wie kommt ihr denn darauf?"

"Ich habe keine Ahnung wie dieses Gerücht entstanden ist, aber wenn man euch während der Proben beobachtet, dann harmoniert ihr ziemlich gut miteinander. Es kam also nicht so überraschend, dass unsere Mitschüler denken, dass da etwas zwischen euch läuft."

"Hör zu, Fabian, ich weiß nicht wer das in die Welt gesetzt hat, aber es ist nicht wahr. Und wenn jemand dich danach fragen sollte, dann bitte sag ihnen, dass es nicht stimmt. In Ordnung?"

Der Junge vor mir nickt und will gerade etwas erwidern, als unser Lehrer den Unterricht beendet. Schnell stehe ich auf.

Ich muss unbedingt mit Michael, Manu und Patrick sprechen.

Glücklicherweise hat der Lehrer die Stunde ein paar Minuten früher beendet und hastig laufe ich durch die noch leeren Gänge zu dem Klassenraum, in dem sich meine Freunde befinden sollten.

"Hey, Maurice!", kommt es plötzlich von jemandem.

Ich schaue nach hinten und entdecke die Jungs, die ich am meisten hasse.
Ohne ihnen Beachtung zu schenken gehe ich einfach weiter, werde jedoch plötzlich von einem am Handgelenk gepackt und zurückgehalten.

"Lass mich los", sage ich und versuche mich aus seinem Griff zu befreien, woran ich jedoch kläglich scheitere. Der Griff um meine Hand verstärkt sich und wird langsam immer schmerzhafter.

"Wir wollen doch nur ein bisschen mit dir quatschen", meint einer der Jungs, die sich mittlerweile hinter meinem Peiniger aufgereiht haben. Der größte von allen kommt einen Schritt auf mich zu und schiebt denjenigen, der mich festhält zur Seite. Dieser lässt mein Handgelenk nun los, jedoch realisiere ich das gar nicht richtig. In diesem Moment habe ich viel zu viel Angst um zu handeln.

Der Junge kommt immer ein Stück näher, weshalb ich auch weiter zurück gehe und irgendwann mit meinem Rücken an die Wand stoße.

"Ich weiß nicht, was du vorhast", meint der Junge vor mir bedrohlich und seine Augen funkeln mich böse an, "aber es wird nicht funktionieren."

"Ich..."

"Wir sprechen über Micha. Lass die Finger von ihm und mach ihn nicht zu so einer Schwuchtel wie du sie bist."

Während er spricht, sticht er immer wieder mit seinem Finger in meine Brust und sorgt dafür, dass ich immer wieder mit meinem Rücken gegen die Wand gedrückt werde.

"Aber das..."

"Hast du das verstanden?", zischt er.

Stumm und verängstigt nicke ich einfach, was den Jungen vor mir zum Grinsen bringt.

"Das freut mich. Wir sehen uns dann Mittwoch in Literatur."

Er geht ein paar Schritte zurück und mustert mich einmal von oben bis unten. Sein Blick ist abwertend und spöttisch.
Mit seinem Kopf deutet er in eine Richtung und schon setzt sich die ganze Gruppe in Bewegung. Noch immer unter Schock bleibe ich einfach da stehen, wo ich bin und auch als sie schon aus der Sichtweite sind, traue ich mich nicht, mich zu bewegen.

Erst, als die Klingel, die nun auch für alle anderen Schüler den Unterricht beendet, ertönt, bin ich wieder in der Lage mich zu bewegen.

Mein Plan mit Michael zu reden, hat sich wohl gerade in Luft aufgelöst.

Schauspiel - ZomdadoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt