Kapitel 20 - Der Afghanistan-Fall

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Zwei Männer schlichen sich auf Zehenspitzen zu mir. Seitdem ich in Kabul war, legte ich meine Schuriken unter dem Kissen. Sicher war sicher. Natürlich waren sie nicht giftig.

Als sie mein Zelt erreichten, zündete ich ganz in Ruhe eine Kerze an. Ertappt schreckten sie auf und sahen mich kurz beängstigt an. Das Kerzenlicht flatterte unruhig und gab nur ein schwaches Bild von beiden wieder.

"Schönen Abend meine Herren. Warum noch wach?"

"Wir...äh...wir", sprach der jüngere. Beide waren kahl und trugen breite graue T-Shirts und weite Arbeiterhosen an.

"Wir hofften, dass Sie schlafen würden", sprach der andere.

"Wer hat Ihnen beiden erlaubt, mein Zelt zu betreten?"

"Niemand."

"Was suchen Sie dann hier?"

"Wir.....äh....", sagte der erste wieder.

"Um Himmels Willen, überlassen Sie das reden dem anderen. Bitte!"

Ich widmete mich dem Zweiten zu. Seine Augen blitzten auf: "Ehrlich gesagt wollten wir sehen, wer sich unter der Maske verbirgt."

"Wie schade, dass das nicht möglich ist."

"Und warum nicht?"

"Abflug jetzt. Schlafenszeit!", ich klatschte befehlend in die Hände.

"Ja...vielleicht sollten wir...", sprach der erste unsicher und tappte von dem einen auf den anderen Fuß.

"Wie geil Ihre Augen sind. Ich frage mich echt, was sich dahinter verbirgt."

Ich rollte die Augen. Genervt stand ich auf, den Wurfstern hinter dem Rücken versteckt.

"Ich brauche Schlaf. Verpisst euch endlich", ich entschied mich die Höflichkeitsduselei beiseite zu legen.

Ganz richtig. Das Leben als Hunter hat mich für potenzielle Partner eiskalt werden lassen. Ich war wie die Bienenkönigin, die alle fürchteten.

"Kommen Sie schon", er lief auf mich zu.

"Dennis. Nein man, lass das. Die wird dich-"

Ich handelte instinktiv. Ich riss mich von der Wand los, machte einen Schritt auf sie. Ich wollte den Stern abwerfen, aber erstens hatte ich nicht zu viele da und zweitens war hinter ihnen keine Wand sonder ein Zelt, daher konnte ich sie nicht daran tackern. Die Wurfsterne würden vermutlich hindurch gehen und meinen Nachbarn töten.

Fuck.

Dem ersten, Mutigen, wich ich geübt aus. Ich sprang und rollte mich an seinem Rücken ab. Den zweiten packte ich an die Arme und positionierte mich hinter ihm. Nahm den Wurfstern heraus und hielt sie ihm an den Hals.

"Jungs, ich bin eine tickende Zeitbombe. Es wäre wirklich schade, wenn ich jetzt explodiere."

Der Mutige lief unsicher zurück. Wusste nicht, was er tun sollte.

"Raus hier!", schrie ich und er rannte davon. Den Schüchternen ließ ich wieder los. Schmiss den Wurfstern in die Ecke. Staub wirbelte auf und es war für kurze Zeit still.

"Tut mir leid. Ich wurde überredet. Oder gezwungen. Irgendetwas dazwischen."

"Alles gut", ich wusste, er sagte die Wahrheit. 

"Muss ich gehen?"

"Du solltest."

"Und wenn ich es nicht tue? Würdest du mich...töten?"

"Vielleicht?"

"Wahnsinn", er lachte sympathisch. Ich mochte ihn.

"Wie alt bist du?"

The WaspWo Geschichten leben. Entdecke jetzt