Kapitel 22 - Die Nadel

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Nein, Mia. Wenn du ihm hinterher rennst, wird Morrison alles mithören und du bist ihr eine Auskunft schuldig.

"Scheiß Kontrolleure. Aber Hauptsache Knöllchen hinterlegen und dann schnell weg rennen", fluchte ich gespielt und setzte mich in den Wagen. 

Ich sah aus dem Fenster hinaus. Jason beobachtete mich. Er hatte also definitiv auch den Unbekannten bemerkt. 

Ich seufzte. 

"Hi Lucy. Ich habe noch etwa zwanzig Minuten Zeit, um nach Hause zu gelangen. Schaffen wir das?"

"Wir brauchen standesgemäß nur zehn."

"Super."

Normalerweise würde Lucy sofort losfahren. Aber irgendwie lief der Motor und da passierte nichts. Dann bemerkte ich, dass auf ihrem Display etwas stand.

"Das Fach unter deinem Sitz. Ich bin vieles, aber vor allem ein Hacker. Nicht antworten. Vielleicht kannst du es aber bald, wenn du weißt wofür es ist."

Und dann fing der Wagen an, loszufahren. Ich war total aus dem Häuschen. Allen Anschein nach konnte dieser Satz nicht von Lucy stammen. Und wie es aussieht, begann die Gestik des Unbekannten Sinn zu ergeben. Er wollte nicht, dass ich spreche. Das hieße er wusste, dass ich abgehört wurde. Als er auf den Wagen zeigte, meinte er vermutlich, dass er eine Nachricht für mich hätte. Und das war sie.

Mit zitternden Händen und feuchten Innenflächen tastete ich nach dem Fach und einem festen Griff, um ihn unter dem Sitz raus zu ziehen. Welch Zufall, dass ich letztes Mal beinahe davor war. Daher musste der Unbekannte mir auch ein solches, eindeutiges Zeichen setzen.

Ich hielt ein kleines Paket vor. 

Scheiße, was ist das?!

Ich packte es aus und meine Zähne klapperten. Irgendwo fürchtete ich mich darum, dass es eine Bombe war. Aber erstens, hätte der Unbekannte mich schon lange umlegen können und zweitens, befand ich mich bereits wieder in Amerika. Und nicht in Afghanistan.

Ich öffnete sie und darin war eine so kleine Nadel, dass sie mir beinahe aus der Hand fiel. 

Wofür ist das?!

Ich schaute zum Display auf.

"Einlegen, wenn es zu einem Gespräch kommt."

Ich sah umher. Hatte keinen blassen Schimmer. Und dann hatte ich eine Erleuchtung. Ich sah zu meiner Uhr, drehte sie zwischen meinen Fingern hin und her. Und dann sah ich ein mickrig kleines Loch an der Seite und ich steckte die Nadel rein.

"Nicht auf Dauer, da man nichts hört und dann der kleine Fehler seitens des Unternehmens 'behoben' wird."

Ich zog es wieder raus. Ich war verblüfft. Ich klebte es an meinem Wurfstern an, der es magnetisch sofort anzog und fuhr beruhigt nach Hause. Zuhause angekommen, eilte ich zum Labor und bastelte rum. Ich erstellte ein identisches. Abends klopfte ich dann an Jasons Tür. Der mich gekonnt ignorierte.

"Jason, komm schon! Jetzt mach endlich die Tür auf!" Er öffnete sie und ließ mich an der Tür stehen. Lief unbeeindruckt wieder hinein.

"Lass uns reden. Es nervt höllisch, wenn du mir aus dem Weg gehst."

"Du warst diejenige, die heute ihre Tür geschlossen hielt."

"Was meinst du?"

"Na, ich habe geklopft."

"Ich war gar nicht im Zimmer! Ich war spazieren. In der Werkstatt, hab mich rumprobiert und...äh...meine Klingen schärfer gestellt."

"Aha."

The WaspWo Geschichten leben. Entdecke jetzt