"Ist es für einen Engel nicht zu gefährlich an einem Ort wie diesen?"
Die dunkle Stimme reißt Taehyung aus seinen Gedanken, während er die Dunkelheit des Himmels beobachtet hat. Er muss seinen Kopf nicht drehen um zu wissen, wer da hinter ihm steht- die Stimme reicht ihm vollkommen aus. Er würde sie überall wieder erkennen, sie ist voller Dunkelheit und Gefahr- und doch flieht der Engel nicht vor ihm.
"Womit habe ich deinen Besuch verdient, Jungkook, hm?"
Der Dämon geht einen Schritt auf Taehyung zu, beobachtet, wie sich seine weißen Flügel in Alarmbereitschaft befinden, bereit, jederzeit zu fliehen. Doch Jungkook kommt nicht drum herum, wie jedes Mal die Schönheit Taehyungs zu betrachten. Natürlich wird es Engeln hervorgesagt, dass sie anmutig und wunderschön sind- doch Taehyung ist ein ganz anderes Level davon. Seine hellbraunen Haare passen zu seinen sanften Gesichtszügen, ebenso wie der weiße Anzug, der seinen zierlichen Körper schmückt.
Er ist das genaue Gegenteil von Jungkook- seine Präsenz ist nicht gut, rein oder unschuldig- er ist das pure Böse, die Verführung, die Lust und der Schmerz. Jungkooks Flügel sind pures schwarz, nur die Spitzen sind dunkel violett. Er selbst ist komplett in schwarz gekleidet, passend zu seinen schwarzen Haaren, die ihm in leichten Locken über das Gesicht fallen.
"Ich habe dich vermisst", scherzt der Dämon und entlockt Taehyung ein ironisches Lachen. Doch selbst dieses klingt wie eine Harmonie aus dem Himmel. Nun dreht sich Taehyung komplett zu seinem Gegenüber um und sie beide blicken sich stumm an, doch Jungkook sieht irgendwann weg. Dämonen können Engel in ihrer Engelsgestalt nicht lange anblicken, ihre Reinheit schmerzt. Doch trotzdem blickt Jungkook den Engel wieder an- er kann seinen Blick nicht von ihm nehmen, egal, wie sehr es schmerzt.
"Du weißt, dass das hier verboten ist, oder?", fragt Jungkook, nun wieder mit einem schiefen Grinsen auf dem Gesicht. Taehyung seufzt nur. "Nicht, das ich noch auf dich abfärbe, so oft wie wir uns treffen." "Wir treffen uns nicht, du lauerst mir nur immer auf", verteidigt Taehyung sich sofort, was Jungkook nur ein leises Lachen entlockt. "Natürlich, rede dich nur weiter heraus. Ich weiß, dass du mir nicht widerstehen kannst, Tae."
Taehyung kneift seine Augen zusammen und blitzt Jungkook bedrohlich an- zumindest soll es das darstellen. Denn das ein Engel nicht wirklich furchteinflößend aussieht, liegt ja wohl auf der Hand. "Willst du mir etwa damit Angst machen?", fragt Jungkook amüsiert und tritt einen Schritt auf Taehyung zu, sodass sie sich nun näher als sonst gegenüber stehen, "ich zeige dir mal, wie das richtig geht."
Mit diesen Worten laufen seine Augen schwarz an, seine Fingernägel werden lang, spitz und scharf. Aus seinem Mund ragen nun zwei spitze Eckzähne und seine gesamte Präsenz ist beängstigend.
Trotz alledem fühlt Taehyung keine Angst. Er fühlt sich beinahe schon beschützt in der Präsenz des Dämons. Und er weiß, Gott bewahre, er weiß wie falsch seine Gefühle für den Dämon sind, doch er kann nichts gegen das warme Gefühl in seiner Brust tun oder sein schnell schlagendes Herz wenn der Dämon ihn wiederholt aufsucht. Taehyung weiß, dass Dämonen so etwas wie Liebe nicht empfinden können und auch wenn es ihm schrecklich schmerzt, so ist es vielleicht besser so- denn die Liebe zwischen Engel und Dämon ist das höchste Verbot und wird mit der Verbannung und dem Fall bestraft.
Doch die Liebe hier ist etwas, gegen das keiner Ankämpfen kann. Jedem Engel wird ein Seelenverwandte zugeschrieben- demnach können sie sich auch nur einmal in ihrem unendlichen Leben verlieben. Doch das zwei Seelenverwandte in zwei verschiedenen Welten leben, dass ist so selten wie der Anfang der Erden, die Schöpfung. Und doch, ist es geschehen.
Doch Taehyungs Körper scheint nicht auf ihn zu hören, als er langsam seine Hand auf die kalte Wange von Jungkook legt. Dieser sieht ihn aus großen Augen an und augenblicklich verschwindet seine Dämonenseite und er steht in seiner Normalform wieder vor dem Engel. Mit einer einzigen Berührung hat der Engel es geschafft, ihn aus dem Bösen heraus zu holen und vielleicht ist es ein Fluch und Segen zugleich, doch Jungkook kann sich dieses mal nicht von den wunderschönen braunen Augen Taehyungs abwenden. Nicht, wo er ihn aus purer Liebe und Zuneigung anblickt.
Ohne zu überlegen, legt er seine Hand um die Taille von Taehyung und zieht ihn an sich, so nah, dass kein Blatt mehr zwischen die beiden passt. Taehyungs Atem stockt bei der anziehenden Aura, die von Jungkook ausgeht, doch seine Augen ziehen ihn noch mehr in den Bann. Langsam nähert sich Jungkook ihm, bis er spürt, wie Taehyung eine Hand gegen seine Brust legt und ihn stoppt.
"Was wir hier tun... das ist verboten", haucht Taehyung. "Na und?", entgegnet ihm Jungkook und kann nicht anders, als auf die vollen Lippen von ihm zu starren. "Wenn uns jemand erwischt dann... dann werden wir getrennt und fallen."
Für einen Augenblick sieht Jungkook ihm stumm in die Augen. "Taehyung", spricht er und kommt ihm wieder näher, "wenn es vom Schicksal bestimmt ist, dass wir beide zusammen gehören, dann macht es doch keinen Sinn, dagegen anzukämpfen, oder?" Taehyung schüttelt leicht den Kopf. "Und außerdem...", haucht Jungkook, "würde ich dich überall wieder finden, Taehyung. Auf jeder Welt, in jedem Universum und in jedem unserer zukünftigen Leben."
Mehr muss der Dämon auch nicht sagen, als er auch schon von Taehyung am Nacken zu sich gezogen wird. Ihre Lippen treffen sanft aufeinander und es ist, als stünde die Zeit um sie herum still. Wie lange haben die beiden schon von diesem Moment an geträumt, wie sehr haben sich ihre Herzen nach dem jeweils anderen gesehnt.
Und nun kann sie nichts mehr trennen-
nicht mal der Tod.
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❀•ஓ๑♡๑ஓ•❀
Erstes Kapitel seit langem, bei dem ich einfach drauf los geschrieben habe- ohne Notizen oder Verlauf.
