Pokétrainer und Pferde-Nicos

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Als der Zug endlich zum Stillstand kam, atmeten die Zauberer erleichtert auf, Pansy inklusive. "Ich hätte keine weitere Sekunde mit euch ausgehalten", schnaufte Blaise befreit. " Dieser Bewegungsdrang ist ja beinahe schon unheimlich."

Ich streckte ihm die Zunge raus, während Clarisse ihm eine Kopfnuss verpasste. Dann konnte mich allerdings nichts mehr halten und ich stürmte, Hazel und Clarisse im Schlepptau, aus dem Zug. Der Bahnhof war winzig und voller Schüler, die aufgeregt schnatterten.

Aus der Menge stach eine Gestalt besonders heraus: ein riesiger Mann mit einer Laterne und so buschigem Bart und Haar, dass man sein Gesicht nur erahnen konnte. Ich spürte, wie Clarisse und Hazel sich neben mir versteifte und es wäre gelogen gewesen, wenn ich gesagt hätte, ich hätte mich beim Anblick dieses offensichtlich zivilisierten Halbriesen nicht gleich verhalten. Hätte nicht nach meiner Waffe gegriffen, um ihm den Garaus zu machen, obwohl er freundlich und fröhlich "Erstklässler zu mir" rief.

Das Einzige, das uns davon abhielt, weiter mit der Hand an der Waffe dazustehen (Hazel hatte ihr Schwert in einem unförmigen Rucksack verstaut, in dem sie nun unauffällig dessen Heft umfasst hielt) oder gar auf den Halbriesen loszugehen und vor unschuldigen Kinderaugen niederzumetzeln, war Pansy. Sie schnipste, brach damit die Anspannung und murmelte: "Hagrid ist okay."

"Ist das nicht-?", begann Clarisse, immer noch bereit zum Angriff, während Hazel verschämt die Hand aus dem Rucksack zog. 

"Ein Halbriese? Ja", bestätigte Blaise.

"Aber ihr seht ja, dass er gut in die Gesellschaft integriert ist, als seid mal nicht so rassistisch." Draco blieb seltsam beim "rassistisch" stocken, weshalb sein Gemecker schlussendlich klang, als wolle uns eine Ähmber Chantal Jacqueline rügen.

Gregory drehte fragend den Kopf, wir übrigen schauten ihn schief an. "Als ob du so ein Gutmensch wärst, Dracolein", schnaubte Pansy beschützerisch. Sie konnte unsere Reaktion immerhin nachvollziehen, auch wenn sie übertrieben gewesen war. Wir mussten uns in Zukunft am Riemen reißen und uns besser beherrschen. Sonst würden wir noch vor Ende der Woche auffliegen.

Draco rieb sich betreten den Nacken. "Bin ich nicht, nein. Aber ich wollte mich bessern." Okay, klang, als hätte da jemand eine tragische Vergangenheit, geprägt von falschen Entscheidungen. Aber die Zauberer waren im Krieg gewesen, da war das nicht verwunderlich.

Krieg war eine einzige, schlechte Entscheidung, meistens jedenfalls. Und Entscheidungen, die man in diesen Zeiten machte, konnten für den Moment richtig, aber auf lange Sicht falsch sein.

Murrende Schüler drängelten sich an uns vorbei, nicht gerade erfreut darüber, dass wir den Weg teilweise blockierten. Allerdings war es dank ihres genervten Nörgelns laut genug, dass niemand Dracos gemurmeltes Geständnis hören konnte. Wahrscheinlich hatte er es uns auch nur deshalb anvertraut. Draco wirkte nämlich nicht wie jemand, der das Herz auf der Zunge trug.

"Aber wenn du schon beschlossen hast, dein Benehmen oder zumindest deine Denkweise zu ändern oder zu überdenken, ist das doch ein riesiger Schritt in die richtige Richtung", ermunterte Hazel Blondi. "Immerhin musstest du deine Überzeugungen vorher erst einmal anzweifeln, und wenn du so kritisch bist, dass dir auffällt, wenn du dich falsch verhältst, ist das doch etwas Tolles." Sie lächelte ihn an.

"Außerdem brachst du dich nicht zu verstellen, solche Änderungen geschehen in kleinen Schritten", setzte Blaise hinzu. Ich nickte bekräftigend.

"Okay. Wenn ich, als ich Hagrid das erste Mal sah, gleich erkannt hätte, was er ist und ein paar Zauber beherrscht hätte, ich hätte ihn verhext." Draco zuckte mit den Schultern. "Aber er hat nie wirklich etwas Verwerfliches getan, bis auf das eine Mal, als er diesen bösartigen Hippogreif auf mich gehetzt hat. Oder diesen gemeingefährlichen Drachen in seiner Hütte gehalten hat. Oder-"

Serendipity // PJOWo Geschichten leben. Entdecke jetzt