"Scheiße!", ertönte es hinter uns. Aber nicht so, als hätte der Typ gerade seinen geilsten Orgasmus ever im Gemeinschaftsraum in unserem Beisein mit seiner Partnerin Mandie gehabt, sondern so, als hätte er einen Geist gesehen.
Okay, der Vergleich hinkte.
Alarmiert drehte ich mich um, um mich zu versichern, dass alles okay war. Wer wusste schon, was da alles schiefgehen konnte? Vielleicht hatte er sich ja irgendwas gezerrt oder so.
Was ich tatsächlich vorfand, hatte ich definitiv nicht erwartet: Ein nackter Junge mit schönen, braunen Locken lag auf einem ebenso nackten Mädchen, welches sich nicht im Geringsten rührte. Sie blinzelte nicht einmal.
Ver-Damm-t.
Ich schwang mich über die Lehne des Sofas und eilte zum Paar. "Runter da!", befahl ich dem Jungen, der mir verschrocken und verdattert auch gehorchte.
Meine Freunde näherten sich mir unsicher, während ich nach dem Puls des Mädchens suchte. Ich fand ihn nicht. Scheiße.
Vorsichtig, aber schnell hob ich die Blondine vom Diwan auf den Boden, jede Sekunde zählte. Ich begann mit der Herzdruckmassage; auf dem Sofa hätte das nicht funktioniert.
"Du hast sie totgerammelt?!" Pansy klang schockiert, ungläubig. Der nackte Junge hockte auf dem Boden und lachte hilflos und verloren.
"Das ist nicht einmal mir passiert", hauchte Blaise. "Und das will was heißen."
Eine Rippe knackste, aber ich fuhr mit der Massage fort, ich konnte nicht noch jemanden sterben lassen. Eine Träne tropfte auf die wippende Brust des Mädchens.
Dann überstreckte ich vorsichtig ihren Kopf, hielt ihre Nase zu, beatmete sie. Einatmen, Lippen auf ihre, ausatmen. Das Gleiche nochmal. Das Gleiche-
Sie schlug ihre Augen auf.
~~~
Blaise begleitete den Jungen, von welchem ich erfahren hatte, dass es sich um den Vertrauensschüler Malcolm Baddock handelte, zum Krankenflügel, das Mädchen trug Blaise, damit es sich nicht anstrengen musste.
Ich hätte sie ja gerne begleitet, vielleicht auch Draco besucht, aber das Ganze hatte mich mehr mitgenommen, als man meinen sollte. Noch immer saß ich da, wo der leblose Körper gelegen hatte, alle Kraft hatte mich verlassen, so, als hätte sie sie aufgesogen.
"Komm, Percy." Gregory und Pansy hoben mich mit vereinten Kräften hoch, platzierten je einen meiner Arme auf ihren Schultern und wuchteten mich so durch den Gemeinschaftsraum. Nützlicherweise waren die beiden ungefähr gleich groß, sodass ich relativ gerade zwischen ihnen hing, allerdings war ich größer als sie, sodass meine Füße hinter uns auf dem Boden schleiften.
Davon bekam ich aber gar nicht so viel mit, ich weinte nur leise. Sie war blond, wenn auch viel heller als Annabeth, dabei aber dunkler als Draco. Trotzdem hätte das Mädchen auch Annabeth sein können, der alleinige Gedanke daran schnürte mir die Luft ab.
Aber Annabeth hatte ich ja schon sterben lassen. Das Mädchen lebte.
Warum hatte ich nicht einfach Annabeth retten können? Warum hatte der Höllenhund ihren Schädel in der Luft gefangen, verschluckt, als wäre er ein kleiner Spielball?
Gregory hievte mich auf mein Bett, das Bett eines Toten, wie ironisch. Wir waren plötzlich im Schlafsaal. Den Weg dahin hatte ich völlig verpasst. - Aber war es nicht lustig, dass Tod und Schlaf in vielen Kulturen Gebrüder waren?
Während Pansy meine Decke um mich drapierte, öffnete sich leise raschelnd der Vorhang des einen Himmelbettes, das auch bei meiner Besichtigung mit dem Blutigen Baron abgekapselt gewesen war. Ein Junge mit asiatischen Zügen streckte seinen Kopf heraus, seine Haare standen in alle Richtungen ab und seine Brille saß schief auf seiner Nase. Als er mich Häufchen Elend entdeckte, formte sein Mund ein stummes O.
DU LIEST GERADE
Serendipity // PJO
FanfictionNach dem Krieg und den immensen Verlusten will Percy nur trauern - tja, Hekate hat andere Pläne für ihn, genauso wie Tom Riddle -, denn nur weil man tot ist, kann man ja noch immer planen, nicht? Zusammen mit Geistern, Funken und etwas, das Percy ni...