Das Wasser riss mich aus der Welt, in welcher ich gerade noch geweilt hatte, lau und weich floss es über meine Haut, streichelte mich wie Seide, ein kalter Kuss gegen den brennenden Schmerz, nichtig aber angenehm. Dort, wo einige Tropfen mit meiner Hand in Berührung kamen, wurde das Netz der nachtschwarzen Adern lichter, verschwand aber nicht ganz.
Auch Draco schüttelte den beinahe tranceartigen Zustand ab, in welchem wir uns eben noch befunden hatten, noch immer strömten Tränen über seine Wangen, ebenso wie mir. Meine Körperflüssigkeiten hielten nichts von der lindernden Wirkung inne, welche das Wasser mir verschafft hatte, weder Schweiß noch Tränen. Wahrscheinlich füllte das Gift auch schon sie.
"Wasser hilft tatsächlich", murmelte Draco halblaut, fast schlaftrunken. Seine Augen waren nebelverhangen, seine Haltung nicht mehr steif, sondern schläfrig; beinahe nachlässig wischte er sich seine Wangen trocken, bevor er seinen Zauberstab auf mich richtete. "Aguamenti."
Ein Wasserstrahl erbrach sich daraus, traf mich hart und durchnässte mich vollkommen, eine beruhigende Umarmung, der sich das Feuer in meinem Leib nicht entwinden konnte. Kühl hielt der stetige Wasserstrahl die Pein umklammert, drückte mit linden Worten immer fester, bis nichts mehr vorhanden war außer arglistiger, bösartiger Glut, aber auch die erstickte das Wasser, sanft und bestimmt, zerquetschte jeden noch aufsteigenden, hungrigen Funken.
Dann fiel Draco um, auch er kniete vor mir, lag mir zu Füßen, nur ein Körper unter vielen. Sie hatten aufgehört sich zu winden, lagen nur still da, so, wie auch Ruhe in mich gekehrt war.
Im Moment fühlte es sich nicht seltsam an, dass vor mir Menschen auf dem Boden lagen, möglicherweise durch meinen Schmerz dahingestreckt, zugrunde gegangen an meinen Gefühlen. Menschen, die ich kannte und schätzte, oder Fremde, deren Leben etwas wert war. Die ich jetzt vielleicht ins Verderben gerissen hatte.
"Was ist passiert?", fragte Clarisse mit einem Blick auf die Menge, welche zusammengekrümmt vor mir lag, so, als hätte Kronos eben sein Mittagessen hochgwürgt. Es glich einem Wunder, dass Clarisse auf niemanden getreten war, als sie das Wasser auf mich geschüttet hatte. Scheppernd stellte Clarisse den Krug ab.
Ich wusste nicht, wie ich ihr antworten sollte und beobachtete stattdessen meine Tränen, die auf meine geöffneten Hände tropften. Sie waren klar und rein und stammten trotzdem von mir. Und das, obwohl ich gerade Menschen Leid zugefügt hatte. Zwar nicht unbedingt absichtlich, aber nichtsdestotrotz hatte ich sie gepeinigt, gefoltert, vielleicht sogar getötet.
Mein Kopf ruckte nach oben, und ich verließ das Bett, um einem meiner Opfer den Puls zu fühlen. Alles drehte sich, mir war schlecht, aber- da! Schwach pulsierte es gegen meine Finger und erleichtert sank ich zurück, wie durch dickflüssiges Wasser, lehnte mich an das kalte Metall meines Bettes.
Clarisse wirkte, als würde sie noch immer auf eine Antwort warten, begann dann jedoch, die Bewusstlosen aufzuheben und in die Betten zu verfrachten. Ich hoffte nur, dass sie keine besondere Behandlung brauchten, Madame Pomfrey war nämlich gerade nicht in der Verfassung eine solchige anzubieten und ich glaubte kaum, dass Clarisse oder ich damit dienen könnten.
"Danke", sagte ich, noch immer auf dem Boden sitzend, während Clarisse Pansy zudeckte. Ich fühlte mich schwach. Sie wandte sich kurz mir zu und ich wusste, dass ich ihr irgendwann antworten musste.
"Leg dich ins Bett, Percy. Nur, weil du nicht mehr direkt am Abgrund stehst, heißt es nicht, dass er nicht nahe ist."
~~~
Clarisse ging, um Gonni die Massenohnmacht mitzuteilen und trug mir die Obacht auf. Ich ließ den Blick über die gefüllten Krankenbetten gleiten und fühlte mich unheimlich schlecht. Keiner hatte so etwas verdient, vor allem nicht so liebe Menschen wie Hazel oder Gregory. Keiner hatte es verdient, von mir fast zu Tode geschrien zu werden. Oder seltsame Todesankündigungen zu bekommen.
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Serendipity // PJO
FanficNach dem Krieg und den immensen Verlusten will Percy nur trauern - tja, Hekate hat andere Pläne für ihn, genauso wie Tom Riddle -, denn nur weil man tot ist, kann man ja noch immer planen, nicht? Zusammen mit Geistern, Funken und etwas, das Percy ni...