Annabeth wäre ausgeflippt. Es tat mir im Herzen weh, dass sie nicht hier sein durfte. Sie wäre begeistert gewesen, von den Häusern, der Architektur im Allgemeinen und vor allem dem Gebäude, auf das wir zuhielten - Gringotts.
Gringotts war die Zaubererbank und stach mit seiner strahlend weißen Fassade und den goldenen Verzierungen aus den niedrigeren Gebäuden ringsum heraus. Ein reger Strom aus seltsam gekleideten Leuten betrat und verließ das Gebäude. Den Umständen nach waren das wohl Zauberer. Weil sie in so komische Umhänge gekleidet waren, fielen Bond in seiner Lederkluft und wir in der Campkleidung schon etwas auf. Wegen unseren Klamotten wurde uns nicht allzu viel Beachtung geschenkt, dafür wurde Bond andauernd angequatscht.
Als wir endlich - endlich - in Gringotts waren, begann Clarisse einmal mehr, wie ein Zombie zu röcheln. Auf unsere verwirrten Blicke hin, hechelte sie: "Die sind - bei den schimmligen Tangas des Ares - die sind winzig!"
Ich stimmte zu, Hazel schämte sich in Grund un Boden und Bond beschwerte sich, dass sie nicht auf ihren Vater fluchen sollte. Diese kleinen, faltigen Wesen, die in ihren Anzügen so ernst wirkten, waren unfassbar putzig. Wie Kinder, die mit Gold und Edelsteinen spielten und seriös Zahlen wisperten. "Wie goldig", flüsterte ich Clarisse zu, allerdings hatte ich Angst, sie könnten mich umbringen, weil ich ihren Geschäftssinn verletzt hatte. Sie erinnerten in dieser Sache stark an Hermes.
"Ich heb schnell etwas Geld ab", meinte Bond und wollte sich schon umdrehen, als Hazel sagte: "Das ist wirklich nett von dir."
Er runzelte die Stirn. "Warum? Ich brauch es, um ein paar Zaubertrankzutaten zu kaufen." Bedröppelt starrte Hazel ihn an. "Okay...?", machte sie.
Ich zuckte mit den Schultern, drängte mich an Bond vorbei zum Schalter, kramte im Rucksack nach einer Drachme und fragte das niedliche Koboldchen: "Kann ich das hier wechseln?"
Als ich ihm meine Drachme unter die lange Nase hielt, begannen seine dunklen Augen zu funkeln. Hinter mir klatschte sich Bond die Hand auf die Stirn. Das erkannte ich durch den Klatschlaut, der so nach Bond klang.
"Eine Drachme", flüsterte der kleine Schnuckelputz ehrfürchtig. Dann schlug seine Hochachtung in Gier um. "Wo hast du die her?"
"Auf der Straße gefunden?"
Hinter mir klatschten sich drei Halbgötter auf die Stirn.
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Für die eine Drachme, die ich eingetauscht hatte, bekamen wir einen Sack voll goldener, silberner und kupferner Münzen. Oder wie der kleine, niedliche Fratz sich ausgedrückt hatte: 237 Galleonen, sieben Sickel und vier Knuts.
Bond verabschiedete sich, davor verzauberte er aber die Dokumente, welche Hekate uns geschickt hatte, sodass wir sie in Altgriechisch und Latein lesen konnten, sie für alle anderen jedoch noch immer auf Englisch erschienen. Trotzdem musterten wir die Einkaufsliste ungläubig. Eidechsenschwänze? Drachenlederhandschuhe? Federkiele?
Schlussendlich zuckte Clarisse die Schultern und schleifte uns zum Zauberstabladen. Von außen sah er ziemlich verlassen aus, verstaubt und mit welken Blumen im Schaufenster, die auf edlen Schächtelchen lagen. Clarisse störte sich nicht daran und riss die Tür auf. Ganz hinten im Laden ertönte das helle Leuten einer Glocke. "Hallo!", brüllte Clarisse. Hazel verbarg ihr Gesicht in ihren Händen. "Jemand zu Hause?"
Ich glaubte kaum, dass jemand hier wohnte, geschweige denn arbeitete. Der Laden war eng, schäbig und unheimlich staubig. Doch nachdem Clarisse' Worte verhallt waren und wir stumm zusammengedrängt dastanden, verliehen die Stille und der Staub, der wie die winzigsten Edelsteine der kleinen Kobolde funkelte, dem Raum eine leicht gediegene und seltsam feierliche Atmosphäre. Wäre ich nicht den verschiedensten Göttern begegnet, würde ich fast sagen "heilig". Die glitzernden Staubkörner schienen die Wünsche und Erwartungen der kleinen Hexen und Zauberer, die hier ihren Zauberstab erworben hatten, zu reflektieren.
Sie erwarteten sich Macht, Selbstständigkeit, Autorität, Selbstvertrauen. Einige der intensivsten, stärksten Erwartungen und Wünsche an seinen Zauberstab stammten von einem dunkelhaarigen Jungen, der von Aphrodite gesegnet sein musste, anders konnte ich mir sein Erscheinungsbild nicht erklären. In seiner Schönheit könnte er ohne weiteres mit einem Gott konkurrieren, er strahlte eine gewisse Autorität aus und erschien trotz seines zarten Alters weder unschuldig noch naiv, sondern eher gerissen und misstrauisch. Doch trotz seines Argwohns brannte ein leidenschaftlicher Wunsch in seinem Herzen: Sein Zauberstab sollte ihm Macht verleihen und aus der Mittelmäßigkeit reißen. Er wollte sich von der Menge abheben und besonders sein.
Ein anderer Junge, nicht unhübsch, auch wenn er selbstverständlich nicht an den gottgleichen Knaben heranreichte, wünschte sich Freiheit. Mit jeder Faser seines Seins hatte er diesem Moment entgegengefiebert, ihn herbeigesehnt. Er könnte sich mit der Macht, die der Stab kanalisierte, von den Prinzipien und Regeln seiner Familie befreien und abhauen, Kreacher mit ihm. Er könnte sich gegen sie alle behaupten, egal ob Vater, Mutter oder Bruder, selbst gegen seine grausame, verrückte Cousine.
Das nächste Bild bestand eigentlich aus zweien, die ineinander verschwammen. Zwei hellblonde Jungen, an einigen Stellen deckungsgleich, hie und da Unterschiede. Ein anderer Schwung der Augenbrauen, ein längeres Kinn, knubbligere Knie. Aber es war unübersehbar, dass einer der beiden einmal der Vater des anderen sein würde. Die Verwandtschaft war unverkennbar, aber was noch erstaunlicher war, war der gleiche brennende Wunsch: Sie wollten die Anerkennung ihres Vaters. Und der Stab würde ihnen dabei behilflich sein.
Ein rotlockiger Junge mit Hornbrille strahlte seinen Wunsch mit Ehrgeiz und Hartnäckigkeit aus. Er wollte Wissen erwerben und aus dem Schatten seiner Brüder treten. Er wusste, dass er einzigartig war, aber er wollte, dass auch die anderen es verstanden. Und dazu brauchte er nur einen Zauberstab.
Ein Mädchen mit buschigem, braunem Schopf und langen Vorderzähnen starrte wie gebannt auf ihren Zauberstab. Sie wollte alles wissen über diese neue Welt und ihr Zauberstab würde ihr Schlüssel dazu sein.
Ein Junge mit rundlichem Gesicht, deutlich älter als die anderen Kunden, wenn auch nicht in unserem Alter, betrachtete hoffnungsfroh seinen Stab. Pure Freude durchströmte ihn: Endlich ein eigener Zauberstab! Mit ihm würde er die Schande, die er über seine Familie gebracht hatte, ungeschehen machen, seine Großmutter würde stolz auf ihn sein. Und vielleicht auch seine Eltern.
Eine kleine, unmerkliche Bewegung riss mich aus meiner Trance, im nächsten Moment stand ein geisterhafter Mann mit Monden anstatt Iriden vor uns. Seine Augenfarbe war kaum anders zu beschreiben, sie war von zu hellem Blau und schien im Zwielicht des Ladens zu leuchten.
"Ich habe euch schon erwartet, meine besonderen Gäste. Wollt ihr einen Zauberstab kaufen?"
Zwei Kapitel an einem Tag abtippen? Warum nicht?
Ich hoffe, das liest auch irgendwer... außer meiner Carmeth...
Liebe Grüße gehen raus an dich, Carmeth!
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Serendipity // PJO
FanfictionNach dem Krieg und den immensen Verlusten will Percy nur trauern - tja, Hekate hat andere Pläne für ihn, genauso wie Tom Riddle -, denn nur weil man tot ist, kann man ja noch immer planen, nicht? Zusammen mit Geistern, Funken und etwas, das Percy ni...