Madame Pomfrey führte mich durch ein Labyrinth aus Korridoren und wir mussten wohl tausend Umwege nehmen, weil sich die Treppen immer bewegten und beschlossen, uns wo anders hinzuleiten, als Madame Pomfrey es geplant hatte. So manches Mal verzog sie das Gesicht, wenn die Treppen schon wieder umzuschwenken begannen, bevor wir sie verlassen konnten.
Irgendwann erreichten wir den Eingang zum Kerker, ein gähnender Schlund hinab in die Dunkelheit. Die Ängste unzähliger Kinder hatten die Luft dunkel gefärbt, Angst vor Finsternis war hier fehl am Platz. Genauso wie kleine Kinder, die sich allein oder in Gruppen, eng zusammengedrängt, durch die Düsternis schleichen mussten.
"Ihr Hausgeist wird Sie abholen kommen und in Ihren Gemeinschaftsraum führen. Auf Wiedersehen, Mister Jackson." Madame Pomfrey drehte sich um, schritt davon, ohne auch nur einen Blick zurückzuwerfen. Das erinnerte mich an das letzte Mal, als ich auf dem Olymp gewesen war, um von den Göttern für unsere Opfer belohnt zu werden. Damals, als Will Solace, das Sonnenkind, nach vorne getreten war, leuchtend und strahlend, ein Stern in der Finsternis. Aber mich ließ er in den unendlichen Weiten des dunklen Alls zurück; ich stand in Schatten gehüllt, abseits von allen anderen.
So war es auch jetzt. Schatten, von Angst genährt, umzüngelten meine Gestalt hungrig; die sonnendurchfluteten Korridore lagen vor mir und die Heilerin war von mir abgewandt. Madame Pomfrey schritt so schnell, dass sich ihre weiße Schwesterntracht blähte und wie Flügel hinter ihr herwehte. Sie glich einem Engel in ihren weißen Röcken, den hellen Sonnenstrahlen, die warm auf sie fielen, ihrer Berufung, Menschen vor der Verdammung des Todes zu retten.
Ich war derjenige, der verdammte, mit Klängen den Tod lockte, Menschen manipulierte und sterben ließ. Die wabernden Schatten umschlossen mich, eine kalte Umarmung, lind und sanft, hießen mich willkommen. Meine Roben hingen schlaff an mir herab, der schwarze Stoff matt ohne Licht, das ihn küsste, nur meine Krawatte glänzte seiden in der Düsternis, fast als wäre es beabsichtigt, ihr vorherbestimmt, als müsse man einen Slytherin im Dunkel der Nacht, in der Schwärze der Schatten erleben, um seine wahre Farbenpracht zu erkennen. Im Licht war sie einfach nur tiefgrün und silbern gewesen, aber jetzt schillerte sie in den Farben von Efeu und Smaragden, Seeoberflächen, gestreichelt vom Mond, Moos, Tannen, dunkelgrünen Schlangen, dem guten Silberbesteck meiner Mom, Geldscheinen und dem glänzendem Metall eines frisch polierten Schwertes, scharf und schön.
Slytherins waren nicht für die sonnendurchfluteten Korridore geschaffen, ihre Welt waren die Schatten. Erst hier erkannte man ihre wahre, schillernde Natur, nicht im gleißendem Licht der Helden, wo man so leicht erblindete und verstoßen wurde. Das Zwielicht schärfte ihre Augen, sie durchschauten Masken und Lügen, erkannten jeden Betrug. Draco war schon jetzt misstrauisch, und das, obwohl er sich an gar keine verdächtigen Handlungen erinnern dürfte. Trotzdem durchbohrten mich immerzu seine grauen Augen, schossen mit Splittern seines Eises, damit ich uns enttarnte und ihm meine Geheimnisse verriet.
Ich war mir sicher, dass Tom ein Slytherin gewesen war. Auch ihn umwaberten Schatten, er war ein Herrscher in der Finsternis. Er mochte grün und sein Ehrgeiz war unleugbar. Außerdem war er wie ich mit Salazar Salsaproduzent Slytherin verwandt, der genauso hieß wie dieses Haus. Wir waren Slytherins und verwandt; wir sollten stolz sein. Es war uns ja beinahe vorherbestimmt, in den Schatten des Kerkers zu herrschen, nachdem wir mit Slytherin verwandt waren, so, wie man in die Hütte der Nemesis kam, wenn sie die so lang vermisste Mutter war.
Aber ich war zu abgelenkt, um so etwas wie Stolz zu empfinden. Staubteilchen wirbelten um mich herum, sie glänzten und schillerten, aber sie waren nicht bunt. Die Körnchen funkelten in allen möglichen und unmöglich Schwarz- und Grautönen und ihr Ursprung war der klaffende Schlund hinter mir.
Ich will nicht nach Slytherin, ich will da nicht hin, dachte ein kleines Mädchen mit Zöpfen. Ihre Hände schwitzten; ihre ganze Familie bestand aus Gryffindors, sie waren so fanatisch, dass das ganze Haus in den Farben der Löwen gehalten war. Sie mochte die roten Fliesen im Badezimmer, warum sollte sie eine Slytherin sein? Sie wollte nicht verstoßen werden. Ich will nicht nach Slytherin.
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Serendipity // PJO
FanfictionNach dem Krieg und den immensen Verlusten will Percy nur trauern - tja, Hekate hat andere Pläne für ihn, genauso wie Tom Riddle -, denn nur weil man tot ist, kann man ja noch immer planen, nicht? Zusammen mit Geistern, Funken und etwas, das Percy ni...