Aus der Gruppe der winzigen Erstklässler stachen wir heraus wie Pferde aus einer Herde Hippocampi. Eaven und ich hielten uns an den Händen, sie sah etwas eingeschüchtert, aber vor allem beeindruckt aus. Immer wieder drehte sie staunend den Kopf, besonders oft blickte Eaven zur Zimmerdecke hoch, auch andere starrten zur Decke hinauf. Ich hatte noch nicht hinaufgeschielt, der Anblick der Halle hielt mich zu sehr gefangen.
Die Atmosphäre war zauberhaft, ganz anders als im Camp. Kerzen schwebten in unterschiedlichen Höhen in der Luft, ihr Licht malte alles golden und obwohl die Kerzen tropften, schrie keiner der Schüler gepeinigt auf, weil Wachs auf ihn getröpfelt war. Womöglich schützte ein Zauber die Schüler, spannte sich wie eine tröstliche Decke über sie und schützte vor Wachsspritzern.
Ein Aufjaulen ertönte, gefolgt von einem Fluchen. "Immer diese Scheißkerzen!"
Anscheinend hatte ich mich getäuscht.
Das Lachen, das auf diesen erbosten Aufschrei folgte, ließ darauf schließen, dass man zum Teil wohl selbst für den Schutz vor dem Wachs verantwortlich war. Das konnte vielleicht heiter werden.
Ein paar der Lehrer warfen dem Tisch, von wo der Fluch ausgestoßen worden war, böse Blicke zu. Auch von den Schülern, die nicht an ebenjenem Tisch saßen, ernteten sie keine positiven Gesten oder Ähnliches, nur hämisches Gekicher und Spott. Dabei verdiente vor allem Gregory dieses Verhalten nicht im Geringsten. Er saß nämlich gemeinsam mit unseren Zugkumpeln an diesem Tisch. Zwar hatte nicht Gregory geflucht, aber das Gebaren der anderen ließ auf eine längere Geschichte der Abneigung schließen.
Eaven zog an meiner Hand. "Jetzt schau doch mal nach oben, Percy! Schau dir diesen Himmel an!"
Folgsam ob ich den Blick, gespannt, was alle so verwundert hatte - und warum Eaven von einem Himmel sprach.
Die Decke war verzaubert: Das Himmelszelt spannte sich wie ein Baldachin über die Halle, malte mit samtigen Tönen die Dunkelheit der Nacht und sprengselte mit Sternenstaub die Gestirne.
Es war ein magischer Anblick. Ich konnte mich kaum an dieser Kuriosität sattsehen - bis ich Zoë entdeckte.
Zoë, die quasi unsterblich gewesen war. Zoë, die gestorben war, weil ich es nicht hatte verhindern können. Zoë, deren Vater keine Gnade kannte.
Sie strahlte hell von der Decke, viel heller als in New York. Vielleicht hatte es mit dem Smog zu tun, keine Ahnung. Aber gerade weil ihr Strahlen hier so stark war, kam es mir so vor, als stünde Zoë da oben, schaute mich aus ihren dunklen Augen an, blickte mir direkt in die Seele und knurrte: "Reiß dich gefälligst zusammen."
Vielleicht, weil ihr Sternbild mich hier in dieser Halle in einer fremden Welt an ihre Stärke erinnerte, wie sie es in Amerika nicht tat. Vielleicht, weil sie hier in diesem Schloss ein Dach über dem Kopf hatte, aber nirgends sonst auf der Welt. Vielleicht, weil ihr Sternbild mich so angepisst anfunkelte wie zu ihren Lebzeiten. Vielleicht war ich auch einfach nur vollkommen verrückt geworden.
Aber ich lächelte sie an, tröstend und verständnisvoll. Und vielleicht war dieses Lächeln auch an mich selbst gerichtet.
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Die Einteilungszeremonie überraschte mich. Ein verschlissener, sprechender Hut mit Fistelstimme und einem Händchen für Poesie trällerte erst ein Lied, in welchem auch der Salsahersteller Salazar Slytherin vorkam, und wurde dann den kleinen Erstklässlern auf den Kopf gesetzt, von wo er ein Haus ausrief.
Die Häuser hatten seltsame Namen und waren so etwas wie Pflichtklubs. Die Aufnahmekriterien waren charakteristische Eigenschaften, außerdem hatten die Häuser eigene Farben und Tiere.
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Serendipity // PJO
FanfictionNach dem Krieg und den immensen Verlusten will Percy nur trauern - tja, Hekate hat andere Pläne für ihn, genauso wie Tom Riddle -, denn nur weil man tot ist, kann man ja noch immer planen, nicht? Zusammen mit Geistern, Funken und etwas, das Percy ni...