Die Emotion Angst | Kapitel 9

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Als die Mittagspause vorbei war, und wir alle bis auf Beverly und mich getrennte Wege gingen, wurde mir klar das ich nicht die einzige war die Erinnerungen an letzte Nacht hatte.
Patrick war ebenfalls dabei gewesen.
Würde er schweigen?
Ich hoffte es.
Zu meinem Glück hatten wir den nächsten Kurs schon wieder gemeinsam.
Unsicher steuerte ich den Weg zur Tür an.
,,Was zitterst du denn so? Wie gesagt Amber das war Einbildung mehr nicht!" Spielte sie mein Erlebnis erneut an.

Ich antwortete nicht und öffnete stattdessen die klassentür.
Es waren noch nicht viele Schüler da und Beverly und ich hatten noch genug Platzwahl.
Wir entschieden uns die vorletzte Reihe zu nehmen.
Es waren erst zehn Minuten vergangen als die klassentür laut aufgerissen wurde.
,,Ah da wir ja jetzt endlich vollzählig sind können wir die geplante Gruppenarbeit ja endlich durchführen!"

,,Ich hatte gehofft das die gar nicht erst auftauchen." Flüsterte mir Bev entgegen als sie die beiden jungen hereinkommen sah.
,,Sie arbeiten alle mit der Person die hinter ihnen sitzt." Ergänzte unser Lehrer dessen Namen ich nicht kannte.
Bei diesen Worten riss Patrick Henry am T-shirt in Richtung letzter Reihe wo er sich direkt hinter wen setzte?
Natürlich mich!
Ich war genervt.

,,Na super!" Fauchte Beverly und drehte sich um.
Henry grinste sie bösartig an.
,,Setzten sie sich bitte alle so nah wie möglich zusammen um arbeiten zu können." Kam ein weiterer Befehl auf uns zu geprasselt.
,,Wie wäre es wenn wir Plätze tauschen." Warf ich ein und stand auf um Platz für Henry zu machen der sich direkt neben Beverly stürzte.
Als alle Gruppen sich zusammengesetzt hatten schrieb unser Lehrer die Aufgabe an die Tafel.

Zeichnen Sie ihren Partner und konzentrieren Sie sich dabei auf eine Emotion die sie rüberbringen möchten.

Ich fand das, dass eine interessante Aufgabe war und fing an zu überlegen.
Patrick war schon wild am zeichnen währenddessen ich noch meine Probleme dabei hatte.
Ich schaute ihn ab und an über die Schulter, oder versuchte es zumindest, doch ich konnte nichts erkennen.
,,Beverly!" Flüster schrie ich nach vorne.
,,Was ist?" Fragte sie und blickte zu mir nach hinten.

,,Ich brauche Hilfe! Ich weiß nicht welche Emotion ich rüberbringen möchte."
,,Denk doch daran wie du ihn siehst oder in welcher Situation du ihn sehen möchtest." Sagte sie leise und schob mir einen Zettel zu.
Ihr Bild war perfekt.
So perfekt das ich direkt wusste welche Emotion es darstellen sollte.
Reue.
Nach weiteren betrachten und bewundern gab ich es zurück.

Ich wagte es ein weiteres Mal zu Patrick zu schauen, der nun einen schwarzen Buntstifte zückte und nur so drauf los krickelte.
Ich wusste es ja auch nicht was mich an ihm so faszinierte, aber allein das T-shirt was er trug zog mich magisch an.
Es war gelb orange und hatte eine art von Katzen Kopf in der Mitte, ich schätze es sollte Tom aus Tom & Jerry darstellen.
Ich blickte immer noch ein wenig unbeholfen durch die Gegend als mein Blick an seiner Schultasche hängenblieb.
Was war das denn?
Hatte der Typ allen Ernstes Frauen Haarspray dabei?

Natürlich konnten das auch Männer benutzen aber die pralle blonde Mähne des Models auf der Vorderseite ließ mich kichern.
Angestrengt versuchte ich mich durch irgendetwas inspirieren zu lassen.
Als mir nach guten zehn Minuten immer noch nichts eingefallen war dachte ich genauer über Beverlys Worte nach.

,,Denk doch daran wie du ihn siehst oder in welcher Situation du ihn sehen möchtest."

Wie ich ihn sehen wollte?
Keine Ahnung.
Wie ich ihn sehe?
Ich weiß nicht.
Letztendlich musste ich sowieso etwas zeichnen um keine sechs zu bekommen, und so entschied ich mich für letzteres.
Ich brauchte gute zwanzig Minuten und blickte nervös zur Uhr.
,,Was du hast es auch mal geschafft was zu Papier zu bringen?" Spottete Henry der anscheinend von dem was in mir vorgegangen war alles mitbekommen hatte.

,,Immerhin hat sie sich Mühe gegeben!" Verteidigte mich Bev.
Ich lächelte ihr dankend zu und warf einen skeptischen Blick auf mein ,,Meisterwerk"
Es war tatsächlich genauso wie ich es mir vorgestellt hatte.
Auch ohne Farbe lief mir ein Schauer den Rücken runter.
Ich fürchtete mich doch wirklich vor einer Zeichnung!
Ein Glück konnte er meine Gedanken nicht lesen.

Das war es was ich am häufigsten in seiner Nähe gespürt hatte.
Angst.
Die bloße Angst.
Mit Ausnahme natürlich von der Nacht auf dem Schrottplatz oder dem Moment von letzter Nacht.
Sonst jagte er mir allerdings wirklich Angst ein.
,,So ich schätze sie hatten jetzt genug Zeit. Fangen wir an!"
Er schaute erwartungsvoll in die Menge und sein Blick blieb an mir hängen.

War das nicht immer so?
In Momenten wie diesen wo man auf keinen Fall drankommen wollte kam man ausgerechnet dran!
,,Miss Doyle sie haben ja ihre Zeit nicht sonderlich ausgenutzt im Gegensatz zu ihrem Partner. Wollen wir doch mal sehen was sie und Mister Hockstetter geschaffen haben!" Er lachte etwas gezwungen und ich schluckte.
Wie sollte ich meine Zeichnung bloß erklären?

Bevor ich überhaupt anfangen konnte eine ausrede zu spinnen, stand Patrick ruckartig auf und ging in großen Schritten in Richtung Tafel.
Wortlos nahm er sich einen der dort hängenden Magneten und benutzte ihn um sein Bild zu befestigen.
Patrick trat beiseite und stand nun dort mit seinem unheimlichen Grinsen.
Mir blieb beinah die Luft weg als ich das Bild näher betrachtete.
Das Blatt Papier zeigte ein kleines Mädchen mit langen schwarzen Haaren und braunen Augen.

Die Augen des Mädchens waren emotionslos.
Ich Körper lag steif und unbeweglich in einem Becken voll Haie und unheimlicher Kreaturen.
Eins musste man ihm lassen es war ihm unfassbar gut gelungen.
Trotzdem fand ich es gruselig.
,,Nun Mister Hockstetter was genau soll das darstellen?"
,,Angst" war das einziege was er sagte ehe er sich umdrehte und sich wieder neben mich setzte.

,,Jetzt sie."
,,Muss das sein ich finde es ist nicht gut und im Gegensatz zu Patricks ist das gar nichts!" Das war gelogen.
Ich war sogar sehr stolz auf mich gewesen aber das spielte jetzt nichts zur Sache.
,,Ja das müssen sie."
Zögernd stand ich mit dem Bild in meiner Hand auf und lief leicht zitternd zur Tafel.
Ich hörte leises getuschel hinter mir und es war mir jetzt schon unangenehm.
Was hatte mich da nur geritten so etwas zu zeichnen?
Es zeigte doch erst recht das ich Angst vor ihm hatte.

Mein sogenanntes Kunstwerk zeigte Patrick auf dem Schrottplatz.
Ein großes unheimliches Grinsen war über sein Gesicht gezogen worden, und in der einen Hand hielt er das Haarspray.
In seiner anderen konnte man ein Feuerzeug erahnen wenn man näher hinguckte.

,,Dieses Bild ist nicht schlecht es ist fantastisch! Ich finde sie haben ihn perfekt getroffen, wenn man das so sagen darf."
Oh ja das darf man." Sagte Patrick aus der vorletzten Reihe, und eine Gänsehaut breitete sich bei seinen Worten über meinen Rücken aus.

1132 Wörter
Überarbeitet✅

Alles oder Nichts {ES | Patrick Hockstetter Fan-Fiction}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt