Alkohol & Zigaretten | Kapitel 11

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Ich lag mit weit geöffneten Augen im Bett und spannte meinen kompletten Körper an.
Es war ein komisches Gefühl zu wissen, dass Patrick nun vermutlich in dem selben Auto auf dem Schrottplatz wie beim letzten mal saß, und auf mich wartete.
Normalerweise gab es Dinge denen ich widerstehen konnte ohne mit der Wimper zu zucken.

Doch dieser Fall gehörte leider nicht dazu.
Leise kletterte ich aus meinem Bett und sah mich verstohlen um.
Die Zimmertür quietschte leise nachdem ich sie öffnete.
Für einen Moment hatte ich Angst, Nina würde jeden Moment aus ihrem Zimmer kommen und mich fragen was ich hier tat.
Es passierte nichts.
Selbst wenn was hätte ich denn sagen können?

Ich wusste ja selbst nicht was ich tat.
So lautlos wie es nur möglich war schlich ich nun die Treppe hinunter und steckte mir im Vorbeigehen den Hausschlüssel und ein Taschenmesser in die Tasche meiner schwarzen Jacke.
Man konnte nie wissen was da draußen war.
Ich blickte noch kurz zurück zum Haus bevor ich ihm endgültig den Rücken wandte und in der Nacht verschwand.

Das Tor des Schrottplatz gab ein unschönes Geräusch als ich es vorsichtig aufschob.
Beim letzten mal an dieser Stelle war ich über das Gitter geklettert, aber nun sah ich das es auch leichter ging.
Ich steuerte den Weg zum Auto an, als ich plötzlich stolperte und hinfiel.
Ich unterdrückte einen schmerzendsschrei.
Am Auto angekommen saß Patrick auf dem gleichen Platz wie letztes mal.
Er grinste als er mich sah.

,,Auch mal da?" Fragte er im sarkastischen Ton und ich nickte nur unwillkürlich.
Vorsichtig öffnete ich die Beifahrertür und setzte mich neben ihn.
Der Geruch von Wald, Rauch und etwas toten kehrte zurück und ich musste schlucken.
,,Ist was?" Patrick kicherte und nahm einen weiteren Zug von seiner Zigarette die er zwischen den Fingern hielt.
Ich starrte auf den glimmenden Punkt.
Er flackerte und ohne ihn und das Mondlicht könnte ich Patrick vermutlich nicht mal erahnen.
,,Nein alles gut." Sagte ich kalt und guckte weg.

,,Hast sowas nicht oft früher gemacht, hab ich recht?" Fragte er plötzlich und ich erstarrte.
Ich hasste Die Zeit in New York.
,,Ich verstehe schon. Musst nicht mit mir über deine Vergangenheit sprechen. Würde ich auch nicht."
Ich war erleichtert das er keine Antwort erzwung.

Ich hätte mir eh etwas ausgedacht, ich meine wer erwartet schon das ein Mobber die Vergangenheit eines Mobbingopfers verstand?
Ich zumindest nicht.
Ein peinliches Schweigen breitete sich aus, und wurde durch das Klirren einer Flasche unterbrochen.
Erst jetzt viel mir auf das Patrick einen Rucksack im fußbereich plaziert hatte.
Er war schwarz wie die Nacht selbst und von daher sehr schwer zu erkennen.

Patrick zog eine Flasche Wodka aus dem Rucksack und ich sah wortlos zu wie er die Flasche öffnete und einen kräftigen Schluck nahm.
Ich traute meinen Augen nicht als er weiter trank.
,,Willst du auch einen Schluck?"
,,Ähm...nein, danke."
,,Wie du willst." Meinte er entspannt und trank weiter.
,,Wo hast du das Zeug überhaupt her?" Fragte ich.

,,Henry, er hat seine Mittel und Wege."
Ich nickte und starrte ihn immernoch an.
,,Was starrst du so? Hast du noch nie was getrunken?" Patricks Stimme klang fast etwas amüsiert.
Ich schüttelte den Kopf.
Nein ich hatte tatsächlich noch nie etwas getrunken oder geraucht.
Bis jetzt war ich damit ganz gut zurecht gekommen.

,,Sag nicht du bist auch noch Jungfrau?!" Er lachte.
,,Ich bin erst sechzehn..." Kam es aus meinem Mund und nun prustete er vor Lachen.
,,Du...du.. bist noch", er machte eine kurze Pause um luftzuholen, ,,Jungfrau?" Jetzt konnte ich sogar im dunkeln sehen wie er vor lachen rot anlief.
Seine lache klang unbehaglich.
Fast als würde der Teufel höchstpersönlich lachen.

Die Situation war mir allmählich mehr als nur unangenehm und ich wollte einfach nur noch weg von hier.
Patrick konnte nicht mehr aufhören zu lachen und verschluckte sich fast an dem Wodka den er gnadenlos seine Kehle runterjagte.
Endlich schien er sich wieder zu beruhigen.
,,Na gut du bist unschuldiger als ich gedacht hätte!"

Jetzt durchbohrte er mich mit seinem Blick als wären es zwei Schwerter.
,,Hattest du wenigstens schon  deinen ersten Kuss?" Es klang mehr wie eine drohende Aussage, und trotzdem schüttelte ich ängstlich den Kopf.
War das jetzt die richtige Antwort gewesen, oder könnte die Polizei bald meine zerstückelte Leiche aus einer Ecke des schrottplatzes ziehen?
Ich war mir nicht sicher.
,,Hast du dich jemals gefragt wie dein erster Kuss schmecken wird?" Fragte er eindringlich.

Wie er ,,schmeckte"? Nein, darüber hab ich mir nie Gedanken gemacht bis jetzt.
Ich wollte antworten doch bevor ich es konnte beugte er sich vor und küsste mich einfach.
Vor Schreck öffnete ich meinen Mund und er nutzte die Gelegenheit um seine Zunge in meinen Mund gleiten zu lassen.
Es schmeckte nach Alkohol und Zigaretten, eine Kombination die ich noch nie zuvor gekostet hatte.
Es war nicht eklich, aber es schmeckte auch nicht gut.

Eben genau dazwischen.
Kurz bevor ich fast erstickte löste er sich endlich und grinste wie die Grinsekatze aus Alice im Wunderland.
,,Darauf sollten wir trinken!" Sagte er und erhob die Flasche um einen ordentlichen Schluck zu nehmen, dann drückte er mir die Flasche in die Hand und schaute mich erwartungsvoll an.
Seine Augen funkelten wie Sterne und ich fragte mich, ob er nicht vielleicht schon zu viel getrunken hatte.
Zögerlich setzte ich die Flasche  vorsichtig an meine Lippen und nahm ein kleines, bitteres  Schlückchen.

895 Wörter
Überarbeitet✅

Alles oder Nichts {ES | Patrick Hockstetter Fan-Fiction}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt