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Ich hatte den ganzen Tag und Abend damit verbracht, darauf klarzukommen was ich gelesen hatte. Ich hatte von vielen Dingen ein falsches Bild vom Teufel, oder allgemein zu den religiösen Dingen. Um ehrlich zu sein hatte ich mich nie wirklich mit dem Christentum befasst, denn ich war so nicht aufgewachsen. Leah hatte mir ab und an ein paar interessante Dinge erzählt, aber da wusste ich ja noch nicht, dass das alles real war. Ich dachte es waren nur Geschichten.

Schlaflos lag ich im Bett, hatte den ganzen Tag die Anrufe und Nachrichten von Milan ignoriert. Er dachte, ich hätte ihn verlassen. Natürlich hatte ich das nicht, ich brauchte nur meine Ruhe, mehr nicht. Morgen würde ich ihn gleich anrufen und mich mit ihm treffen. Ich fühlte mich schuldig, wegen Lucifer und der Situation gestern Abend. Ich konnte nicht ganz deuten was passiert war und aus welchen Gründen, ich wusste nur dass es falsch war mich so gut dabei zu fühlen. Ich hätte Lucifer gern darauf angesprochen, doch er war weg und ich hatte keine Ahnung, wann und ob er überhaupt wiederkommen würde. Ich hatte mir eingestanden, dass ich mich wohl oder übel ein wenig verliebt hatte, aber das mit uns würde keine Zukunft haben. Außerdem hatte ich Milan, einen anständigen, jungen Mann.

Genervt drehte ich mich auf die andere Seite und zwang mich die Augen geschlossen zu halten. Ein grelles Licht leuchtete plötzlich durch meine geschlossenen Augenlider. Verwirrt öffnete ich meine Augen und erblickte ein hell leuchtendes Wesen in der Ecke meines Zimmers. Erschrocken setzte ich mich auf und schaltete meine Nachttischlampe ein. Mir stockte der Atem, ein völlig weiß gekleideter Mann schaute zu mir herüber. Um ihn herum war ein schwach leuchtendes Licht zu erkennen. Seine Haare waren weißblond und seine Gesichtszüge butterweich. Doch das wirklich merkwürdige waren seine großen, weißen Flügel welche er auf dem Rücken trug. "Verdammt" flüsterte ich. "Du bist ein Engel.".

Der große, gebräunte Mann kam ein wenig näher zu mir heran. Fasziniert von von seinem Antlitz blinzelte ich ihn an. Umso näher er mir kam, desto wärmer und erfüllter fühlte ich mich. Noch nie hatte ich so etwas gespürt. In mir wurde es warm, ich fühlte mich geborgen, sicher und... unsterblich.

"Hallo Anastasia" sagte eine engelhafte Stimme. Man konnte es noch nicht mal sprechen nennen, es klang eher wie eine Art Gesang.

"Du kennst meinen Namen?" fragte ich.

Vorsichtig nickte der Engel. Jeder seiner Bewegungen sah vollkommen aus. "Ich bin Michael."

Ich riss meine Augen auf. "Du... Erzengel Michael?" Ich hatte doch heute erst etwas über ihn gelesen?

"Genau, ich bin der Erzengel Michael. Weißt du aus welchem Grund ich bei dir bin?"

Ich schüttelte langsam den Kopf. Mir würde gerade kein Grund einfallen. Hing es mit Lucifer zusammen? "Lucifer?" fragte vorsichtig.

Er nickte. "Genau, ich bin wegen Lucifer hier bei dir."

Gespannt schaute ich ihn an. Ich war beeindruckt von seinen großen Flügeln. Sie wirkten so... majestätisch. Konnte er damit fliegen? Natürlich konnte er das, was für eine dumme Frage. "Ich weiß nicht wo er ist."

Auf Michaels Lippen lag ein leichtes Lächeln. "Nein, das kannst du auch nicht wissen, deshalb bin ich auch nicht hier."

"Weswegen bist du denn hier, geliebter Bruder?"

Aus der dunklen Ecke meines Zimmers ertönte plötzlich eine mir nur zu gut bekannte Stimme. Sofort fing mein Herz an zu pochen. Lucifer trat aus der Dunkelheit hervor und visierte Michael böse an. "Was machst du hier? Beobachtest du Mädchen beim schlafen?"

Augenblicklich wurde mir bewusst, dass ich hier im Bett saß, zugedeckt, mit zerzausten Haare. Ich zog die Decke ein Stück höher, auf einmal war es mir unglaublich unangenehm.

Pakt mit dem Teufel - LuciferWo Geschichten leben. Entdecke jetzt