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In der Hölle

Michaels Sicht:

Seit Monaten war ich nun schon ein Gefangener der Hölle. Seit Monaten wurde ich geschlagen, gedemütigt und gequält. Ich hatte Lucifer bis heute kein einziges Mal wiedergesehen. Die Wunden an meinem Rücken, waren schlecht verheilt und entzündeten sich in regelmäßigen Abständen, denn ich lebte hier regelrecht im Dreck. Es schmerzte, nicht nur an den Schulterblättern, nein auch tief in meiner Seele. Ich fühlte mich, als hätte man mir das genommen, was mich ausmachte. Als hätte man mir meine Seele rausgerissen. Das Laufen und stehen fiel mir Anfangs sehr schwer, ich hatte kein Gleichgewicht, konnte nur schwer geradeaus laufen. Mir wurde kein Wasser gewährt, um mich zu waschen. Lediglich zwei mal wöchentlich bekam ich etwas Nahrung und Wasser für meine Kehle. Ich wünschte mir seit Wochen schon, nichts mehr, als zu sterben. Doch dieser Wunsch wurde mir nicht gewährt. Oft hatten Engel, auch Erzengel, versucht mich hier rauszuholen, doch Lucifer hatte einen Bann um die Hölle gelegt, nichts und niemand konnte rein oder raus, außer er wollte es. Ich wusste nicht, woher er diese Macht nahm oder wie mächtig er tatsächlich mittlerweile war, aber es machte mir Angst. Der Himmel würde dieses Mal fallen, ich war mir so sicher.

"So Federvieh, der Boss will dich sehen." Ich spitzte meine Ohren, ein Dämon zog mich aus meiner Zelle. Lucifer wollte mich sehen? Seit über einem halben Jahr mal wieder? Keuchend und humpelend folgte ich Lucifers Anhänger durch lange Gänge, am Ende mussten wir sogar einige Stockwerke nach oben laufen. Ich hatte Mühe hinterher zu kommen, meine Beine waren schwach. Ganz oben angekommen, wurde ich durch eine Tür, in einen Raum gestoßen, ich wurde auf die Knie gedrückt und dann wurde die Tür hinter mir zugeschlagen.

Ich erlaubte mir, meinen Blick zu heben. Ich befand mich in einem großen Raum, in der Mitte befand sich ein dunkler Schreibtisch, mit einem großen Stuhl, wohl das Arbeitszimmer des Teufels. Etwas angewidert beobachtete ich Lucifer, wie er vor einem Menschen stand, welcher auf seinem Schreibtisch saß. Sie hatte ihre Beine um seine Hüften geschlungen und hang wie ein Junkie an seinen Lippen. Als er ihr irgendetwas ins Ohr flüsterte, fing sie herzlich an zu lachen. In diesem Moment wusste ich, der Himmel war verloren. Dieses Mädchen wirkte glücklich an der Seite meines Bruders. Das schlimme daran war, sie machte ihn mächtig, zu mächtig. Anfangs hatte ich an ihren Verstand appelliert, doch jetzt war der Punkt gekommen, an dem ich wusste, es war zu spät. Er ließ von ihr ab, sie rutschte von dem Schreibtisch und beide wandten sich mir zu. Ich bemerkte, wie sich ihre Augen kaum merklich weiteten, sie zitterte leicht. Doch Satan legte einen Arm um ihre Hüften und flüsterte ihr erneut etwas ins Ohr. Sie nickte nur und setzte sich auf den großen Stuhl.

"Michael, du siehst... nicht so gut aus" stellte Lucifer schief grinsend fest. "Woran das wohl liegt?"

Ich schnaubte. "Womöglich an der täglichen Wellnessbehandlung." Mein Blick fiel wieder auf Anastasia. Ihr Blick allerdings klebte am Boden, sie traute sich nicht, aufzuschauen. "Anastasia..."

Lucifers Hand in meinen Haaren unterbrach mich. Gewaltsam zog er meinen Kopf zurück und ich blickte in eisblaue Augen. Ich wusste, er würde mich vor ihr nicht quälen, es war meine Chance. "Hör mir zu" presste ich heraus und Lucifer ließ von mir ab. Ich wusste es. "Das ist alles keine gute Idee."

Nun hob sie ihren Blick und schaute mir ins Gesicht. "Michael" sagte sie mit zittriger Stimme. "Ich liebe Lucifer und egal was du sagst, du kannst es nicht ändern."

Provozierend schaute mich mein Bruder an. In ihm brodelte die Wut, der Hass. Doch er würde mich nicht anrühren, nicht vor ihr.

"Der Himmel ist in großer Gefahr."

Jetzt erhob sie sich und trat neben Lucifer. "Das was ihr ihm angetan habt, ist niemals wieder zu entschuldigen."

"Du kennst nur die eine Seite..."

Pakt mit dem Teufel - LuciferWo Geschichten leben. Entdecke jetzt