17

899 41 2
                                    

Lucifers Sicht;

Mit zittrigen Händen stand ich hier, mein Schwert sicher auf dem Rücken, die schützende Rüstung angeschmiegt an meinen Körper. Die Straßen waren leer, niemand war hier, nur ich. Mein Körper bebte, nicht aus Angst, sondern weil ich Gott gleich ein allerletztes Mal gegenüber treten würde. Meine rechte Hand umgriff den starken Griff meines Schwertes, meine Finger waren angespannt. Ich zog mein schwarzes Schwert aus der Halterung von meinem Rücken, betrachtete die scharfe, tödliche Klinge. Angefertigt aus Dämonenstahl, tief unten in der Hölle. Mein bester Schmied hatte es mir vorbereitet. Ich hielt es schützend vor meinen Körper, ich war bereit. Mit meinem linken Fuß stieß ich die gigantischen Türen auf und machte einen Satz nach innen. Meine dunkle, gefährliche Aura schlängelte sich um meine Füße, schmiegte sich an meine Rüstung, niemand könnte mir etwas anhaben, niemand konnte mir zu nahe kommen. Die Luft um mich herum brannte, meine Energie schien fast zu explodieren. Jede noch so kleine Pflanze, jedes noch so kleine Lebewesen, starb. Mein Körper war geladen, jeder Muskel angespannt, ich atmete nicht.
Ich sah in ängstliche, überraschte Gesichter. Raphael, Uriel, Gabriel und Gott. Die Erzengel verzogen ihre Mienen, am liebsten wären sie ängstlich davon geflogen, doch sie wichen nicht von Gottes Seite.

"Wie viele?" presste mein nervender Bruder hervor.

Ein zufriedenes Grinsen schlich sich auf meine Lippen. Ich hatte gewonnen. Gott wusste es, die Engel wussten es, ich wusste es. Ich hatte diesen Kampf gewonnen. "Ihr seid nicht in der Position dafür, keiner von euch." Ich fixierte die Augen Gottes. Herausfordernd blitzten meine Iriden auf. "Ich habe gewonnen, Jahwe. Ich, Lucifer Morgenstern, habe diesen Krieg gewonnen."

"Ich weiß, mein Sohn. Du hast ihn schon vor einiger Zeit gewonnen."

Er hatte recht, ich hatte schon gewonnen, als ich stärker wurde als er selbst. Das Wimmern meiner Brüder drang durch meinen Helm in meine Ohren. Sie konnten sich kaum auf den Beinen halten, rangen mit den Tränen.

"Leg sie ab, du elendiger Bastard." Zufrieden beobachtete ich, wie Gott die Kette, die er trug, abnahm. All seine Macht, all seine Schöpfungen, all seine Ideen, befanden sich in diesem Anhänger. Schon vor langer Zeit, hatte er es darin abgelegt. Als hätte er es geahnt, als hätte er gewusst, wie dieser Jahrtausende anhaltende Krieg irgendwann ausgehen würde. "Wirf sie herüber."

Mit einer gekonnten Bewegung warf Gott die Kette genau in meine freie Hand. Grinsend nahm ich den ängstlichen Ausdruck in seinen Augen zur Kenntnis. Die Erzengel duckten sich, erwarteten das Schlimmste. Man konnte es ihnen nicht einmal übelnehmen. Doch zu ihrer Überraschung, nahm ich an dem großen Mamortisch platz. In aller Seelenruhe legte ich mein Schwert und die Kette vor mir ab. Fragend schauten mich vier Augenpaare an. Ich hatte sie verwirrt, breit grinsend lehnte ich mich zurück und schloss meine Augen. Ich nahm einen tiefen Atemzug, die Luft war frisch und so rein. "Ich, Lucifer Morgenstern, Satan, der Teufel höchstpersönlich, Samael, bin das stärkste Wesen dieses Universums." Zufrieden öffnete ich meine Augen. "Es gibt nichts, was mir gefährlich werde könnte. Die Macht in dieser hässlichen Kette hier, wächst nicht mehr. Sie wird niemals stärker sein als meine eigene."

"Worauf möchtest du hinaus, mein lieber Sohn?"

Ich lachte laut auf. "Mein Leben lang kannte ich nichts als Hass. Hass und Wut. Auf dich, auf euch, auf den Himmel und auf die Menscheit. Bis ich auf Anastasia traf."

Die Blicke der Engel wechselten von verzweifelt, zu verwirrt.

"Ihr, jeder einzelne von euch ist ein Heuchler, ihr macht euch selbst etwas vor, genauso wie der Menscheit. Ihr seid das Gegenteil von mir. Ich scheiß auf Heuchlerei, ich sage immer die Wahrheit, sage was ich denke und genau das macht mich aus. Das Böse ist so viel interessanter als dieser Bullshit hier." Ich deutete auf die goldenen Säulen, die unzähligen Bilder an den Wänden. "Ich will nicht gut sein, ich will den Himmel nicht haben." Ich wusste nicht ganz, ob ich mich mit meinen Worten selbst belog, aber ich brachte es immerhin glaubwürdig rüber. Wollte ich wirklich böse sein?

Pakt mit dem Teufel - LuciferWo Geschichten leben. Entdecke jetzt