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Meine Träume letzte Nacht waren ziemlich wirr. In dem einen Moment, sah ich Lucifer, wie er grinsend in seinem Thron saß und im nächsten, befand er sich im Himmel und stürzte Gott. Wieder ein paar Augenblicke später, sah ich uns zwei vor dem Traualtar. Lucifer trug einen schicken, dunklen Anzug und ich ein pompöses Hochzeitskleid. Mein Bauch war Kugelrund. Statts ja zu sagen, tötete er mich.
Erschrocken fuhr ich hoch und krallte mich in das Bettlaken. Schweißperlen sammelten sich auf meiner Stirn und meine Haut glühte. Das große Himmelbett war leer, Lucifer war nicht da. Hektisch zog ich mir Kleidung an und rannte zur Tür. "Lucifer?" rief ich laut. Panik breitete sich in mir aus. "Ich bin in der Hölle" flüsterte ich. Die absurdesten Gedanken waren in meinem Kopf. Hatte er mich mit Absicht hier her gebracht, damit ich ihm dienen konnte?
Mit nackten Füßen verließ ich das Schlafzimmer und betrachtete den langen Gang. Niemand war hier. "Luci?" Flüsterte ich leise. Auf Zehenspitzen tappte ich zu seinem Arbeitszimmer, was würde mich dort erwarten? Niemand? Dämonen? Vorsichtig öffnete ich die große Tür.

Erleichtert atmete ich aus, als der Teufel nachdenklich über einem überdurchschnittlich großen Stück Papier saß.

"Anastasia" sagte er fröhlich. "Wie hast du geschlafen meine Liebe?"

Ich schluckte. "Gut" log ich und lief zu ihm. Der Boden war angenehm warm, fast schon etwas zu warm.

"Das war gelogen" stellte er stirnrunzelnd fest und deutete mir an, das ich mich zu ihm setzen sollte.

Etwas zögerlich setzte ich mich auf seinen Schoß und sah direkt in seine blauen Augen. "Hab nicht so gut geträumt" sagte ich ehrlich. "Aber ich möchte nicht darüber reden." Ich lächelte ihn entschuldigend an. "Was machst du da?" Ich deutete auf das Papier, mir nicht bekannte Zeichen und Buchstaben befanden sich darauf.

"Ach, mein noch ausbaufähiger Plan."

Plan? Was für ein Plan? Meinte er das ernst, das er Gott stürzen will?

"Ein bisschen Zeit brauch ich noch" sagte er gedankenverloren.

"Du... du willst Gott wirklich umbringen?" Entsetzt schaute ich in sein ausdrucksloses Gesicht.

"Nicht umbringen, hier einsperren."

Das konnte er nicht tun. Würde er es überhaupt schaffen, oder überschätzte er sich ein wenig?
"Das kannst du... das geht nicht" sagte ich. "Ich meine, Gott ist... Gott."

Stirnrunzelnd schaute er mich an. "Und?"

"Bist du dir wirklich sicher, du verstehst da auch nichts falsch? Ich meine..."

Mitten im Satz unterbrach er mich und drängte mich von seinem Schoß.

"Was verstehe ich falsch?"

"Vielleicht ist Gott gar nicht so schlecht wie du denkst... ich meine, schau was er gesagt hatte."

Ungläubig schaute er mich an. "Das meinst du gerade nicht ernst."

"Ich..." was sollte ich sagen?

"Weißt du was dieser Hurensohn mit mir gemacht hat? Ich weiß nicht ob du es mitbekommen hast, aber wegen ihm bin ich hier, wegen ihm..."

"Halt" sagte ich. "Gabriel und Michael waren das mit deinen Flügeln."

Wütend blitzten seine Augen rot auf. "Wage es niemals wieder, mich nicht ausreden zu lassen" zischte er. Er kam bedrohlich nahe und drängte mich gegen seinen großen Schreibtisch.

"Tut mir leid" sagte ich schluckend.

"Du gehst besser jetzt zurück ins Schlafzimmer" befahl er mit bebender Stimme.

Pakt mit dem Teufel - LuciferWo Geschichten leben. Entdecke jetzt