11

1K 47 0
                                    

Die nächsten Tage verliefen wie immer unspektakulär. Jeden Tag waren Pflichtvorlesungen an der Uni, sogar manchmal bis spät am Abend. Als ich nach Hause kam, war es dunkel. Andere Studiengänge gingen weitaus kürzer, hatten manchmal nur 2 oder 3 Vorlesungen am Tag. Bei mir sah das anders aus, wir hatten extrem viel Stoff und das Studium war vollgepackt, so dass es gerade so in die 6 Jahre Regelstudienzeit passte. Die ersten Leute hörten nach 2 Wochen schon auf zu studieren, da die Ansprüche einfach sehr hoch waren, sogar in den ersten Wochen. Emelie und mir hingegen machte es sehr viel Spaß. Wir trafen uns mittlerweile nach der Uni täglich, entweder in der Bibliothek, bei mir in der Wohnung oder bei ihr zu Hause. Wir wiederholten den Stoff, gingen shoppen und unterhielten uns über ihren "fast-Freund", wie ich es nannte. Er wohnte leider 4 Stunden entfernt und war selbst ein Student, deshalb sahen sie sich vielleicht ein oder zweimal im Monat. Es war eine Art Fernbeziehung, wobei sie sagte es ist keine Beziehung, dann eben "fast-Freund". Das Thema Lucifer vermieden wir, so gut es nur ging, da es mich jedes mal wieder ein Stück zurück brachte. Und ich persönlich war der Meinung, dass ich mich auf dem Weg der Besserung befand. Natürlich hatte ich ihn nicht vergessen, ganz im Gegenteil sogar. Ich vermisste ihn so unendlich sehr, manchmal glaubte ich, ich würde es niemals hinter mir lassen können. Zu oft bildete ich mir ein, seinen Geruch bei uns im Gang zu riechen, zu oft hörte ich seine Stimme und zu oft sah ich ihn in meinen Träumen. Jeden Morgen hatte ich Sehnsucht nach meinen Träumen. Doch dann kam der Alltag.
Aber mit Emelie war alles besser, zumindest etwas. Wir lernten in der Universität sogar einige andere Studenten kennen, da wir oft in Gruppen arbeiten mussten. Manchmal lernten wir alle einfach zusammen. Mittlerweile hatte ich echt gute Freunde gefunden, so dass ich meine alten hinter mir lassen konnte, so wie mein altes Leben. Ich brauchte einen Neuanfang. Ich telefonierte täglich mit meinen Eltern, besuchte sie mehrmals im Monat, wenn es die Zeit zuließ. Manchmal waren sie auch bei mir und wir unternahmen was mit Emelie.
Am Tag war mittlerweile alles besser, doch am Abend und in der Nacht fraß mich der Schmerz auf. Ich hatte seit Monaten nicht richtig geschlafen, nicht ausgewogen gegessen. Mein Blutdruck und meine Blutwerte waren vollkommen im Keller, ich musste Eisenpräparate zu mir nehmen. Aber irgendwann würde es besser werden, ich musste daran glauben.
Es gab den ein oder anderen Mann, der Interesse an mir hatte, mich sogar treffen wollte, doch ich war absolut nicht bereit dazu. Würde es vermutlich auch noch lange nicht sein.
Gegen die schmerzhaften Nächte, entschied ich mich dazu, einfach ewig wach zu bleiben, Netflix zu schauen und nur 3 oder 4 Stunden zu schlafen. Am Tag brauchte ich dafür zwar viel Koffeein, aber es war besser als meine Albträume. Solange meine Leistungen nicht darunter litten, würde ich es weiter so machen. Ich durfte nur niemals das Studium vernachlässigen, es war einfach mein Halt, mein neues Leben.
Meine nervige Nachbarin vergnügte sich fast täglich mit ihrem... was auch immer. Für mich und meine Freunde war das immer ziemlich amüsant. Ab und an nahm ich es auf und schickte es in unsere Gruppe. Irgendwann würde ich sie darauf ansprechen, einfach um dieser arroganten Frau eins reinzudrücken.

>Morgen Abend ist die Studentenparty🤪
Schrieb Luis in unsere Gruppe.

Endlich, morgen wird mal wieder richtig gefeiert. Ich hatte es etwas vermisst, einfach frei sein und an nichts böses denken. Alkohol, tanzen, gute Laune und meine Freunde. Zwar war Luis auch mit meiner Nachbarin befreundet, aber sie würde vermutlich nicht bei uns abhängen, sie hielt sich für etwas besseres. Durch ihn fand ich heraus, das sie Lehramt studierte, die armen Kinder taten mir jetzt schon leid.

Nach der Uni am nächsten Tag, huschte ich schnell nach Hause. Ich duschte und lockte mir meine Haare. Heute trug ich mir sogar etwas make up auf und schminkte meine Augen und Lippen. Es war Monate her, dass ich das getan hatte. Ich entschied mich für ein einfaches Outfit, eine hellblaue ripped Jeans, schwarze Nike Sneaker, meine Lieblingshandtasche und dazu einen schlichten, schwarzen bauchfreien Hoodie. Hauptsache meine Arme waren verdeckt und man konnte den Schnitt und das Pentagramm nicht erkennen. Emelie wusste davon, die anderen nicht. Ich wollte es auch nicht. Skeptisch betrachtete ich mich im Spiegel. Mein Gesicht war ausdruckslos und meine Augenhöhlen ziemlich dunkel. Mittlerweile war es mir egal, so war ich eben nunmal.
Ich hatte noch ein paar Minuten Zeit, also checkte mein Instagram, wie immer ignorierte ich die Nachrichten von meinen alten Freunden, selbst Leah hatte mir geschrieben. Es war mir alles so egal. Meine Follower bekamen davon nichts mit. Allerdings las ich des öfteren einen besorgten Kommentar über mein neues Aussehen. Ich ging nicht auf so etwas ein. Schulterzuckend schloss ich die App, schnappte mir meine Tasche und machte mich auf den Weg zur Uni. Wieder einmal kam mir auf dem Gang ein bekannter Geruch entgegen. Wer roch denn bitte noch wie Lucifer? Nein, heute nicht. Heute würde ich nicht an diesen gefallenen Engel denken.

Pakt mit dem Teufel - LuciferWo Geschichten leben. Entdecke jetzt