𝚣𝚠𝚎𝚒

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Mit schleppenden Schritten rutschte ich die Treppenstufen herunter, in der Hoffnung, das es wenigstens im Erdgeschoss Strom geben würde.

Fehlanzeige.

"Brooke, ich muss los. Die Stadt ist ein reinstes Chaos, der Hurrikan hat alles verwüstet.", kam meine Mom in ihrer vollen Uniform aus ihrem Zimmer und gab mir noch schnell einen Kuss auf die Stirn, ehe sie ihre Pistole in ihren Halfter steckte und mit einem Lächeln aus dem Haus verschwand. Toll. Und ich soll das Haus aufräumen oder wie?

Sofort zückte ich mein Handy und versuchte Sarah zu erreichen, doch zu meinem Glück, gibt es auch kein Netz. Und kein Netz bedeutet endlich frei von dieser Last zu sein.

Ich beschloss nicht das Haus aufzuräumen, sondern mit unserem Boot rauszufahren, immerhin ist es jetzt meine Chance. Rafe wird nicht so schnell von zu Hause wegkommen und Sarah hat bestimmt auch besseres zu tun. Mom ist auf Arbeit und wird bis morgen nicht wiederkommen, also heißt es, ich kann endlich etwas machen, was mir gefällt.

Schnell zog ich mir einen Bikini und ein Shirt, sowie eine Hose über, ehe ich mit hastigen Bewegungen und einem ziemlichen Glücksgefühl, das Haus verließ und an unsere Anlegestelle ging. Ist es verrückt das ich es aufregend finde mich dem Sheriff zu widersetzen?

"Gott Agatha, was hast du nur getan.", murmelte ich, als ich durch den Sumpf fuhr und die unzähligen Sandbänke und Müllhaufen umfahren musste. Ich frage mich, wie lange es dauert, ehe Mom mich darauf ansetzen würde, alles einzusammeln. Bestimmt nicht einmal 24 Stunden.

Erst als ich wenige Minuten später gegen irgendetwas fuhr und beinahe über Board gegangen wäre, hielt ich erschrocken inne. Nicht das ich Angst hätte hier draußen im Nirgendwo zu versauern, doch ich hatte Angst hier draußen im Nirgendwo zu verssauern. Meine Angst vor tiefen Gewässern ist da nur noch ein Minuspunkt.

Leicht beugte ich mich über den Rand und versuchte zu erkennen, weshalb ich stehen geblieben bin. Sandbank.

"Heilige -", hauchte ich jedoch, als mir ein verdächtig bekanntes Gerüst auffiel. Ein verdammtes Boot. Wer fährt in einem Hurrikan raus?! Und vor allem, was veranlasst ihn dazu?

Doch meine einsame Stille wurde schlagartig unterbrochen, als ich laute jubelschreie und Gelächter hörte und deshalb aufsah. Noch ein Boot? Hier? Wer kommt hier bitte hin? Ich meine, außer ich natürlich.

"Stop!", schrie ich und hielt unterstützend meine Arme hoch, als sie auch beinahe gegen das Wrack gefahren wären, weshalb sich sofort alle zu mir drehten und mich ansahen. Doch eigentlich fiel mein Blick nur auf eine Person. Auf die eine Person, deren Augen ich unter hunderten erkennen würde. Ich schätze, dass das ein riesiger Zufall ist.

"Was ist los? Alles in Ordnung?", rief ein dunkelhäutiger Junge zu mir herüber, weshalb ich mich los löste und langsam mich über den Rand meines Bootes beugte. "Bei mir schon, doch ich glaube mein Boot hat es nicht überlebt.", zeigte ich auf den Motor, den es bei der Kollision total geschädigt hat. Mist. So hatte ich mir das eigentlich nicht vorgestellt.

"Wieso?", dieses Mal kam die Frage von einem Mädchen. Schwarze Haare, Bikini, tolle Figur. Ich kannte sie. Sie ging mit mir in einen Jahrgang. Kiara hieß sie glaube. Was macht eine Kook mit Pogues zusammen auf einem Schiff. Hört sich schon fast wie ein schlechter Witz an.

"Dort unten - ich glaube dort ist ein Schiff.", zeigte ich auf die kaum erkennbaren weißen Umrisse des Wracks, weshalb sofort alle sich auf den vorderen Teil ihres Bootes bewegten und ins Wasser sahen und es mir Zeit gab, die gegenüber von mir zu mustern.

"Scheiße da, ist echt ein Boot. Sehen wir es uns an.", rief Kiara plötzlich, weshalb alle sofort ihre nicht brauchbaren Sachen auszogen und ins Wasser sprangen. Ich hingegen beobachtete sie nur. Ja, es ist vielleicht nicht ganz so praktisch, auf einer Insel zu leben, und Angst vor Gewässern zu haben.

"Irgendwas spannendes entdeckt?", rief ich ihnen zu, als alle ihre Köpfe wieder aus dem Wasser kamen. Es wäre für mich viel einfacher, wenn ich ihre Namen wüsste.

"Es sieht aus wie neu!", lachte Kiara und sah zu den Jungs. "Es ist ne Grady White.", fuhr der blondhaarige Junge fort, ehe sich alle auf ihr Boot hieften und lachten. Würde ich mal so Spaß haben, einfach nur weil ich ein Wrack finde, wäre mein Leben komplett. Ich bräuchte nichts mehr. Ich hätte das erreicht, was die dort haben. Ein Leben, ohne Vorschriften und Probleme. Ich hätte Spaß.

"Hey", rief plötzlich der Junge von letztens zu mir herüber, so dass ich mich aufrichtete und zu ihnen sah. "Wie heißt du?", sofort wurden auch die anderen aufmerksam und eine merkwürdige Stille trat ein. "Brooke", antwortete ich und sah, wie Kiara's Gesicht sich sofort verdunkelte. Sie kannte mich nicht, wusste aber, das ich mit Sarah zu tun habe und mag mich deshalb nicht. Diese Logik von ihr ist einfach unbegreiflich.

"Schön dich kennenzulernen Brooke.", lächelt er erwidernd und legt sich ein Handtuch um, ehe er sich an den Rand des Bootes setzt und zu mir sieht. "Ich bin John B, falls ich das letztens vergessen habe zu sagen.", John B. Endlich habe ich einen Namen zu dem Gesicht.

"Das ist Kiara", er zeigte auf Kiara, die nur wiederwillig nickt und ganz gekonnt keinen Blickkontakt aufbaut. Ganz großes Kino Kiara. Ganz groß. "Das ist JJ", John zeigte dieses Mal auf den blondhaarigen Jungen, der grinsend eine Hand hob, was ich erwiderte. "Und das ist Pope.", fügte er hinzu und wischte sich über sein Gesicht. Kann man eigentlich noch attraktiver wirken?

"Willst du bei uns mitkommen?", fragte John B mit leicht geneigtem Kopf, weshalb mein Blick nur zu Kiara wich. Eher würde sie sterben, als das ich mit auf deren Boot komme. Sie schien mein kurzen Blick zu ihr mitbekommen zu haben, denn sie rollte nur ihre Augen. Großes Kino. Großes Kino.

"Nein, aber danke trotzdem.", rief ich zu ihm hinüber, weshalb ich mich über mich selbst ärgerte, da ich nun wirklich irgendjemanden erreichen müsste, um mich einzusammeln. Ich meine, ich will nicht wissen, was meine Mutter von meinem kleinen Ausflug hält.

"Komm schon, wir beißen nicht!", erwiderte JJ lautstark, weshalb die anderen, außer Kiara, zu lachen begannen. Gott, ich habe ihr nichts getan.

"Zu mindest nicht so lange du willst.", fuhr er noch fort, weshalb er von John B nur einen Schlag auf den Hinterkopf bekam ich hingegen jedoch grinste. Diese Freundschaft dort ist Gold wert.

Ohne das ich etwas erwidern konnte, umfuhr Pope das Wrack, so dass sie nun mit ihrem Boot neben meinem standen und John B seine Hand ausstreckte. "Ich dulde kein nein.", zuckte er mit den Mundwinkeln, weshalb ich erleichtert seufzte und meine Tasche ergriff, ehe ich mich von John B auf deren Boot ziehen ließ.

"So Brooke, wo geht's hin?"

together alone × 𝐨𝐮𝐭𝐞𝐫 𝐛𝐚𝐧𝐤𝐬Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt