𝚏𝚞̈𝚗𝚏𝚣𝚎𝚑𝚗

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"Was ist das da?", zeigte JJ auf eine der vielen unzähligen Tasten auf dem Computer der die Drohne steuern sollte, ehe jedoch Pope schon auf seine Finger schlug. "Nicht anfassen."

Ich konnte mir nicht verkneifen zu lächeln. Wir hatten beschlossen die Camera auszuprobieren, weshalb Pope sich um das Technik Zeug kümmerte, JJ ihn dabei nervte und John B und Kiara im Wasser waren.

Und ich - nun ja, ich fühlte mich in diesem Moment fehl am Platz.

"Haben wir einmal die aufnahmen des Wracks, gehen wir damit zu einem Anwalt und erheben Anspruch.", beginnt John B plötzlich, als er wieder über der Wasseroberfläche auftaucht, während JJ sich neben mich fallen lässt.

"Ach was, wozu brauchen wir das?!", erwidert JJ und sieht in die Runde. "Eine Bergung unterliegt dem Seerecht. Du kannst nicht einfach dort runter tauchen und irgendwelches Zeug hochholen.", wenn ich eins weiß, dann das Dokumentationen über das Meer meist nie lügen.

"Noch so ein Nerd.", verdreht JJ die Augen, weshalb ich empört gegen seine Schulter schlug.

Ich bin kein Nerd. Nun ja, will es nicht sein.

Kurz darauf begann eine heftige Diskussion um Anwaltskosten und wann wir wohl rausfahren sollten - wenn ich so in den Himmel sehe, ist jetzt wohl eher nicht der richtige Zeitpunkt dafür.

Es scheint als würde ein Gewitter aufziehen und um ehrlich zu sein, habe ich dann keine Lust auf See zu sein um nach einem Schiffswrack zu suchen.

Nach ein paar Minuten begann plötzlich mein Telefon zu klingeln, weshalb ich mich einige Meter von den anderen entfernte, ehe ich auf das Display sah. Mom.

"Hey, Schätzchen, was machst du grade?", wenn es so anfängt, ist irgendetwas los. Das habe ich in den letzten Jahren gelernt. "Wir müssen unseren Filmabend heute absagen, ich habe hier plötzlich zwei neue Leichen und muss unzählige Dokumente ausfüllen.", nun, sagen wir es mal so, traurig deshalb bin ich nicht wirklich.

Ich habe ihn nämlich völlig vergessen.

"Ach das ist doch nicht schlimm, ein anderes Mal machen wir ihn.", gut Brooke, gerade so gerettet. "Wirklich?", sie klang plötzlich so erleichtert. Wollte sie heute so unbedingt mit mir sich drei Stunden Teenie-Komödien ansehen?

"Ich weiß doch wie sehr du deinen Job liebst.", kam es deshalb aus mir heraus und ich sah zu den anderen. "Gut, dann sehen wir uns spätestens morgen früh wieder - ach und vergiss nicht das dein Vorstellungsgespräch in ein paar Tagen ist, ich möchte das du vorbereitet bist.", erwiderte sie, ehe das gewohnte Piepen des aufgelegten Anrufes erklang.

"Wer war das?", drehte JJ sich zu mir um, so dass auch Pope für einen Moment sich zu mir drehte. Ich wette, er kann Gedanken lesen, denn so wie er mich gerade ansah, wusste er nur allzu gut, was sie gesagt hatte.

"Meine Mom, sie kommt erst morgen wieder, weshalb ich den Nachmittag und Abend frei habe.", lehnte ich mich gegen den Holzbalken und sah die Jungs an. "Gut, dann hast du jetzt eine Aufgabe.", grinst Pope mich erwidernd an, ehe ich JJ neben mir aufseufzen hörte. Soll ich mir jetzt lieber Gedanken machen?

Pope's Dad war jemand, der alles und ich meine wirklich alles irgendwie in die Hände bekommt. Natürlich nicht das illegale Zeug sondern das, was die Pogues und sogar ein paar Kookes immer brauchen: Lebensmittel.

Er war der perfekte Ansprechpartner. Und ich verbrachte nun mit den Jungs den Nachmittag, genau diese Lebensmittel auszuliefern.

"Oh ein neues Gesicht. Haben sie dich gezwungen hier zu sein? Wenn ja, zwinkert einmal.", hielt Pope's Dad vor uns an und richtete sich an mich, so dass ich kein kurzes Kichern mir verkneifen konnte. "Dad!", "Keine Sorge, ich bin aus freien Stücken hier.", winkte ich schnell ab und ergriff Pope's Hand, um auf das Boot zu gelangen.

"Na dann, bringt das Zeug nach Figure Eight - danach kommt ihr sofort zurück.", gab Pope's Vater uns einen nach dem anderen Beutel auf's Boot, weshalb wir die Tüten immer abwechseln ergriffen. "Ich habe die Lieferungen bis zum Nachmittag versprochen. Die Reichen warten nicht auf euch olle -", sofort hielt er inne als JJ nun vor ihm stand.

Und wenn ich mich nicht irre, fuhr er fort mit "olle Bastarde" weshalb ich nicht schlecht staunte.

"Hier gab's scheinbar kein Sturm, so wie das hier aussieht.", begann Pope, während wir uns langsam dem Kook Gebiet näherten. "Generatoren. Die besitzen hier alle auf jeden Fall einen.", entgegnete ich und sah auf die vielen gepflegten Grundstücke herüber.

"Scheiß Kooks. Sind sone Glückspilze.", murmelte JJ ebenfalls seinen Blick auf die vielen Villen gerichtet, ehe er zu mir sah. "So war -" "Ich weiß.", unterbrach ich ihn lachend, weshalb die anderen ebenfalls einstiegen.

Nach dem Pope entschlossen hatte, das ich mit JJ die letzten Tüten zur Ostseite schaffen sollte, während er sich auf zur Westseite machte, wurde es wieder still.

"Dein Dad..", begann JJ plötzlich, während wir den sandigen Weg von einer bege farbenen Villa zurück liefen. Ich schluckte. "Wieso sitzt er im Knast?", für den Anfang hätte ich gerne eine andere Frage beantwortet.

"Weißt du", begann ich und dachte darüber nach, wie John B darauf reagiert hatte. JJ würde es also auch verstehen. Irgendwann sollte ich es Pope auch erzählen. "Aus dem Grund, weshalb du mich noch nie surfen gesehen hast.", fuhr ich fort und sah leicht zu ihm hoch. Seine Stirn legte sich in Falten.

Tief ein und ausatmen.

"Als ich 5 war, lebte ich mit meiner Familie am Strand von Los Angeles.", ich erzähle ihm also wirklich gerade meine Lebensgeschichte. "An einem Tag beschloss mein Vater mir das surfen bei zu bringen. Die ersten Stunden hatte das auch funktioniert, doch irgendwann, als wir zu weit raus fuhren", ich schluckte und hielt kurz inne. Mehr als zehn Jahre sind vergangen und dennoch habe ich das Gefühl, das diese Erinnerung wie von gestern ist.

"Nun ja, sagen wir so, er ließ mich im Wasser, obwohl ich keine Kraft mehr hatte und sah mir dabei zu, wie ich fast ertrunken wäre.", wir hielten vor einem Steg und er drehte sich zu mir. Es machte es irgendwie einfacher, es jemandem zu erzählen. Vielleicht hätte ich schon eher damit anfangen sollen.

"Wäre durch einen Zufall kein Fischerboot vorbeigekommen, würde ich -", ganz ruhig, "nicht vor dir stehen. Mein Vater hat dadurch lebenslänglich bekommen, mit anschließender Inhaftierung in eine Psychatrie.", ich schloss kurz meine Augen, ehe ich das zittern in meiner Hand bemerkte.

Vielleicht war ich doch zu vorschnell.

Vielleicht war es keine so gute Idee.

Ich spüre schon, wie sich ein Knoten in meinem Hals bildet.

Es war wirklich -

"Ich werd's dir beibringen.", ergriff JJ plötzlich meine zitternde Hand und zwang mich mit einem Finger unter meinem Kinn ihn anzusehen. Ein Kribbeln durchzog meinen Körper.

Warte - was meint er?

"Was meinst du?", zog ich verwirrt meine Augenbrauen zusammen, ließ jedoch auch meine Mundwinkel leicht nach oben zucken.

"Das Surfen.", grinsend ließ er seine Sonnenbrille nach unten rutschen, ehe wir zum Boot zurück rannten.

Ja, irgendwie habe ich das gebraucht.

together alone × 𝐨𝐮𝐭𝐞𝐫 𝐛𝐚𝐧𝐤𝐬Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt