𝚜𝚎𝚌𝚑𝚜

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Ich blendete beinahe alles aus. Mein Blick galt nur noch John B und dem schwarzen Wasser, was ihn immer wieder fast ertränkte. Ich hörte nur noch das Rauschen der Wellen und meinen eigenen Herzschlag. In dem Moment fühlte ich mich wie zurück in die Vergangenheit versetzt.

Doch dann tauchte JJ in meinem Blickfeld auf und ich hielt inne. Waffe. Scheiße. Sofort riss er mich wieder in die Realität und ich sah den blonden Surferboy an. JJ hielt die Knarre an Toppers Kopf, so dass er sofort John losließ und schützend die Arme hochhob.

"Ja, du weißt was das ist, oder?!", grinste JJ, weshalb ich mich langsam von Pope löste und auf John und JJ zulief. Ich ignorierte Kiara's Rufe bei ihr zu bleiben, ich hatte nur noch das dringende Bedürfnis zu ihnen zu gehen.

"JJ, nimm die verdammte Knarre weg.", hauchte ich ebenfalls mit angehobenen Armen und bemerkte, wie die Masse hinter uns langsam verstummte.

Woher hatte er diese Waffe?!

"JJ, bitte, gib - gib mir sie.", näherte ich mich ihm und versuchte, den betrunkenen JJ nicht noch mehr zu verärgern. Ich bemerkte, wie er begann zu zittern und wie sein selbstbewusstes Lächeln fiel.

"JJ", hauchte ich, als ich neben ihm stand und meine Hände langsam auf seine legte, um die Waffe ebenfalls umschließen zu können. Mom, danke dir an dieser Stelle für deine Zahlreichen Kurse.

Ich drückte seine Hände nach unten, sowie die Waffe und nickte Sarah zu, mit Topper endlich zu verschwinden. Gott, so hatte ich mir den Tag eigentlich nicht vorgestellt. "Bitte, steck die weg, okay?", flüsterte ich zu JJ, weshalb er vorerst wie benebelt nickte und ich mich zu John B hinuner bücken konnte.

Sofort verschnellerte sich mein Herzschlag, als er sich krampfhaft versuchte aus dem Wasser zu ziehen und mit starrem Blick umher sah. "Hey, alles gut.", ließ ich mich neben ihn fallen und zog ihn auf, um wenigstens dem Wasser etwas zu entfliehen. Ich kannte das. Ich hätte auch gerne jemanden gehabt, der mir danach geholfen hatte.

"Brooke?", hauchte er kaum hörbar, weshalb ich einfach nur seine Arme ergriff und ihn zu mir zog. "Ja, ich bin hier, keine Sorge, alles gut.", strich ich über seine Arme, ehe ich Pope zu mir winkte, der mir half, ihn auf den Strand zu ziehen, wo John keuchend nur gen schwarzen Nachthimmel starrte.

Ihn so zu sehen, versetzte meiner Brust einen Stich. Ich wusste, das er gerade nicht an die Prügelei mit Topper dachte, sondern daran, was er gesagt hatte. Big John, John B's Vater, ist seit etwa neun Monaten auf See verschollen und alle, außer John, gehen davon aus, das er ertrunken sei. Mich würde das auch schocken, so etwas noch einmal zu hören.

"Danke, du hast -" "Danke?! Dein scheiß ernst JJ?!", unterbrach ich ihn schnell und wurde von Wort zu Wort lauter, so dass er schnell inne hielt. "Woher hast du die Knarre?!", knurrte ich, bevor ich spürte, wie sich Gänsehaut auf meinem Körper breit machte, da mein nun nasses Kleid an meiner Haut haftete und der kalte Nachtwind aufkam. Ich begann kaum merklich zu zittern. Scheiße. Was zur Hölle läuft hier eigentlich ab?

"Weißt du was, ich will es eigentlich - eigentlich gar nicht wissen.", fuhr ich jedoch leiser fort und schloss kurz meine Augen, ehe ich mich zu John umdrehte, der sich mittlerweile aufgestützt hatte und zu uns sah. "Geht's?", fragte ich und musterte ihn. Jeder hat eine dunkle Seite, ich dachte bloß nicht, das ich seine so schnell sehen würde.

Er nickte langsam, weshalb ich mich von den vier abwendete und zurück zu dem feuer lief und meine Tasche nahm. Ich hörte, wie Kiara und Pope jetzt auf JJ losgingen.

Ich möchte jetzt einfach nur raus aus meinen Klamotten und in mein Bett. Nichts weiter.

Doch, am Liebsten die letzten zehn Minuten vergessen.

"Brooke", Gott, du meinst es heute wohl nicht gut mit mir, "Alles okay bei dir?", ich hielt in meiner Bewegung inne und musterte John von oben bis unten. Schleifend kam er langsam auf mich zu. "Sollte ich dich das nicht eigentlich fragen. Das - sieht zum Beispiel schmerzhaft aus.", zeigte ich auf das Veilchen um sein Auge herum, was sich leicht erkenntlich zeigte.

Daraufhin lächelte er nur und fuhr sich durch seine braunen, nassen Haare. Er sah ziemlich kaputt aus in diesem Moment. Wie ein Junge, der jetzt seinen Vater bräuchte. "Ich werde dann gehen, falls du nichts dagegen hast.", brachte ich heraus, nach dem wir einige Momente still schweigend uns angesehen haben und man nur das Knistern des Feuers hörte. "Uhm, ja sicher. Und danke nochmal. Ich weiß nicht ob JJ -" "Sprich diesen Gedanken bitte nicht aus John.", unterbrach ich ihn schnell, ehe ich an ihm vorbei ging und noch einmal eine verabschiedene Bewegung zu den anderen machte,

"Brooke, alles in Ordnung?", öffnete sich plötzlich meine Zimmertür, weshalb ich halb verschlafen auf meine Uhr sah und sogleich stöhnend die Decke über meinen Kopf zog. "Es ist sieben Uhr und ich habe Ferien, was ist los?!", fuhr ich gereizt fort und genoss die Wärme meines Bettes.

Ich konnte die Nacht nicht schlafen, nur weil ich die ganze Zeit von Szenarien träumte, die immer mit einem Toten geendet hatten. Selbst ich war unter diesen.

"Ich muss zu diesem einen Jungen, der Probleme mit dem Jugenamt hat und da ich ihn sonst immer verpasse, muss ich jetzt gehen. Ich wollte fragen, ob du vielleicht mitkommen willst.", entgegnete Mom, weshalb ich jetzt meine Decke zurück schlug und sie verschlafen ansah. Ihr ernst? "Ich werde mitkommen, aber nur, weil ich noch in die Stadt muss um mir einen neuen Bikini zu holen.", schlug ich die Decke nun endgültig weg und setzte mich aufrecht hin, nur um ihr leichtes Grinsen zu sehen.

Um ehrlich zu sein brauchte ich keinen neuen Bikini, was auch an dieser Sache lag, doch ich brauchte nur einen Grund, um nicht alleine zu sein um an gestern abend zu denken.

"Bist du dann fertig?"

together alone × 𝐨𝐮𝐭𝐞𝐫 𝐛𝐚𝐧𝐤𝐬Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt