𝚍𝚛𝚎𝚒

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"Wie kann es sein, das ich dich hier noch nie gesehen habe?", fragte John, während er mit mir den Steg zu den Docks entlang läuft. Ich lächle nur, bis mir bewusst wurde, das ich eigentlich genau der Typ Mensch bin, den die hier nicht sehen wollen.

"Ich bin unauffällig. Dürftest du doch am Besten wissen, immerhin hast du mich letztens fast überrannt.", lachte ich erwidernd, was auch ihn dazu brachte, mit einzusteigen. "Hey Brooke, hast du Lust noch mit zu uns zu kommen?", kam JJ neben mir an und zwängte John beinahe dazu, in den Sumpf zu springen, denn er balancierte regelrecht nur noch auf den äußersten Planken.

"Tut mir Leid dich enttäuschen zu müssen, doch ich muss noch aufräumen. Agatha war ungezogen.", drehte ich mich zu ihm und sah, wie ein breites Grinsen auf seinem Gesicht erschien, ehe er schnell den Kopf schüttelte. "Nächstes Mal vielleicht.", fuhr ich seufzend fort und sah nach vorn zu Pope und Kiara, wobei Pope mich noch einige Male mit ein paar Blicken würdigte. "John, jemand will uns wiedersehen. Wenn das nicht ein rotes Kreuz im Kalender wert ist.", lachte JJ, ehe auch er sich zu den vor uns gesellte.

"Danke, das ihr mich mitgenommen habt.", hielt ich irgendwann an, als mir schmerzhaft bewusst wurde, das ich nun in die andere Richtung müsste.

"Bitte, das war selbstverständlich. Immerhin hätte ich es nicht zugelassen, das du im Sumpf versauerst.", lachte er rau und sah mich an. Ich mochte seine Augen. Sie waren wirklich zum Niederknien.

"Nun, ich muss dort lang", begann ich und zeigte auf den verlassenen Waldweg, der durch einige Gärten mich direkt zu unserem Haus führte. "Dann hoffe ich, das wir uns bald wiedersehen. Erfülle JJ diesen Wunsch, bitte.", entgegnete er schnell, weshalb nur lachend eine Haarsträhne hinter mein Ohr steckte, ehe ich zu ihm wieder hinauf sah. "Werde ich."

Ich weiß nicht wie, doch irgendwie habe ich es nach nur wenigen Augenblicken geschafft, mich von ihm loszureißen, obwohl ich mir sicher war, dass das kaum möglich war. John B hatte so eine verdammte Ausstrahlung, die es einem kaum möglich machte, sich nicht angezogen zu fühlen. Er schien dem Bild eines Surfers gerecht zu werden wenn ich es mir jetzt jetzt überlege.

Unwillkürlich schleicht sich ein Lächeln auf meine Lippen, als ich an ihn denken muss. Gott Brooke, was ist mit dir los?

"Wo warst du?", Mom?!

"Was machst du schon hier? Ich dachte du müsstest die Stadt retten oder sowas.", hielt ich vor ihr und sah, wie sie schon kurz davor war, ihre Polizei-Karte auszuspielen.

"Ich wollte nach dir sehen, da jemand meinte du wärst bei den Docks gewesen.", oh shit.

"Du warst also bei den Docks."

"Na und, was ist schon dabei. Denkst du wirklich ich würde den ganzen Tag im Haus sitzen und braves Töchterchen spielen?", ich konnte noch nie verstehen was sie hat, wenn ich die Southside erwähne.

"Da ich dich scheinbar nicht alleine lassen kann, ohne das du dich sofort wegschleichst, wirst du bis Abend mit Plumb Streife fahren.", legte sie fest und winkte nur hinter mir, weshalb ich mich verdutzt umdrehte und den Streifenwagen schon sah.
Ihr ernst jetzt?!

"Mom, ist das dein ernst?! Ich bin siebzehn!", eine gute Ausrede ist das nicht gerade. Doch einen Versuch ist es wert. Als ich jedoch ihren Blick sah und das sie es tot ernst meinte, stöhnte ich genervt aus und drehte mich um, um auf den Wagen zuzusteruern.

"Hey Kleines, mal wieder ärger?", kam Plumb sofort an, als ich die Tür hinter mir zuzog. Ich sehe aus wie ne Straftäterin. "Nichts, was sie in drei Stunden schon wieder vergessen hätte."

Langsam zogen die Häuser an mir vorbei, so dass ich beobachten konnte, wie der Hurrikan das meiste davon zerstört hatte. Bäume lagen auf den Gehwegen oder haben ein Dach zum einstürzen gebracht. Äste lagen verstreut auf den Grundstücken, jedoch schienen wir an keinem einzigen anzuhalten. Eher schien es mir so, als seien die beiden Deputes auf ein bestimmtes Ziel fokussiert.

Doch ehe ich mich schon versah, hielten wir vor einem ziemlich schäbigen Motel beinahe am Ende der Stadt und hielten für einige Momente inne. Eher sie ausstiegen und ich wartete, endlich hier wegzukommen.

"Brooke, kommst du alleine klar?", drehte sich der Hilfsheriff zu mir um und ließ währenddessen seine Sonnenbrille auf die Nase rutschen. "Ich glaube das schaffe ich noch.", nickte ich genervt und in der Hoffnung, ich könnte auf eine Art unbemerkt verschwinden.

Seufzend sahen die beiden sich vor mir an, ehe sie ausstiegen und geradewegs auf die Rezeption zusteuerten. Ich war hier noch nie. Wusste nicht einmal, das es in dieser Gegend ein Motel gibt.

Wie kann man in so einem unbequemen Wagen mehrere Stunden verbringen? Ich sitze hier nicht einmal fünf Minuten und merke schon, wie sich mein ganzer Körper verkrampft. Wie viele Verbrecher haben wohl hier gesessen, wo ich gerade sitze? Hunderte?

Wie sehr würde ich auch mal zu denen gehören, einfach nur um meinem Leben einen gewissen Farbklecks zu verleihen, aber selbst wenn, würde Mom es irgendwie schaffen, auch das aus meiner Akte zu bekommen.

Gerade als ich mich nach vorne lehnen wollte, sah ich aus meinem Augenwinkel, zwei verdammt vertraute Gesichter einige Meter entfernt von mir. Pope und Kiara. Shit.

Sie versuchten sichtlich Steine an ein Fenster zu werfen, doch waren sie nicht gerade die Besten wenn es darum ging. John B muss dort drin sein.

Ich überlegte nicht mal eine Sekunde, dann rannte ich locker über den Parkplatz, hielt kurzen Blickkontakt mit Pope, ehe ich zu den beiden Polizisten kam, die nämlich auf direktem Wege das Zimmer ansteuerten, in dem sich John befinden musste. Keine Ahnung, wieso ich das mache, aber irgendetwas zwingt mich dazu.

"Plumb, kann ich sie kurz was fragen?", rannte ich die Treppe hoch, um die beiden in der zweiten Etage abzufangen. Gott Brooke, was tust du hier eigentlich?!

"Sicher, aber kann das vielleicht noch warten?", hektisch schüttelte ich den Kopf und versuchte krampfhaft nicht wie ein hechelnder Hund auszusehen. Ich sollte wohl öfter Sport machen.

"Brooke, wir sind hier in einer laufenden Ermittlung. Kannst du vielleicht noch fünf Minuten warten?", ich müsste einfach nur Zeit schinden und hoffen, das Kiara oder Pope endlich das Fenster getroffen hätten. Abwartend stemmte sie plötzlich ihre Hände in ihre Hüften und sah mich an. Ich hasse diesen Blick.

Plötzlich bemerkte ich eine Gestalt in meinem Augenwinkel und atmete innerlich erleichtert auf. Pope. "Jaja, das kann warten. Ich will ja keine Ermittlung stören.", winkte ich nervös ab und drehte mich um, um zu gehen.

Schlürfend überquerte ich den geterrten Parkplatz und sah dabei zu, wie die beiden in dem äußersten Zimmer verschwanden und hinter sich die Tür zuzogen. Es ertönten keine Schreie oder Schüsse. Gutes Zeichen. Somit änderte ich meinen Kurs und ging einige Meter auf Pope und Kiara zu, ehe mein Blick zu JJ und John B fiel, die regelrecht an der Hauswand klebten und sich jegliches atmen ersparten.

Als Plumb dann auch noch durch die Rollladen hinaus blickte, hielten auch Pope und Kiara ihren Atem an. Doch ich auch. Was wenn sie erwischt werden?!

Ich spürte schon, wie mein Herzschlag bis zu den Ohren schlug, als sie mit ihren finsteren Blicken hinaus sah, kurze Augenblicke später jedoch wieder zurück wich und ich mich wieder fing.

John war vor JJ wieder zurück auf dem Boden und sah nur grinsend zu mir herüber. Wahrscheinlich weil ich ziemlich erleichtert meine Arme über dem Kopf hatte und ihm etwas Zeit verschafft hatte.

"Wir sollten uns langsam unter anderen Umständen treffen.", lachte er zu mir hinüber, weshalb ich nur bestätigend nickte und es genoss, sein Lachen zu hören. Es war ansteckend.

Obwohl und einige Meter trennten fühlte es sich dennoch so an, als würde er mir direkt gegenüber stehen. Gerade als er mir näher kommen wollte, hörte ich meinen Namen.

"Brooke, was machst du noch hier?", sofort gefror mir das Blut in den Adern und ich versuchte meinen verschreckten Blick zu unterdrückten. Ein Blick genügte und ich sah zu Plumb hinüber, die fragend eine Tasche auf den Rücksitz warf.

"Die Aussicht genießen.", drehte ich mich wieder zum Meer und sah, wie das Boot mit den vier sich langsam vom Steg entfernte, sie mich dennoch ansahen. "Immerhin werde ich wahrscheinlich Hausarrest bekommen."

together alone × 𝐨𝐮𝐭𝐞𝐫 𝐛𝐚𝐧𝐤𝐬Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt