Meine High Heels bringen mich um

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Den nächsten Typen, den Clint und ich ausspionieren durften, war ein extrem reicher Mann, der in dem Moment in einem Casino spielte.

Echt, welche Leute kannte Lola denn noch?

Um nicht aufzufallen bekam ich auch mal direkt ein sehr glamouröses Kleid und passende High Heels in die Hand gedrückt, damit ich mich umziehen konnte.

Clint musste ebenfalls aus seinem Trainingsanzug raus, dem er jetzt schon hinterher trauerte.

Zum Glück befand sich in meinem Auto noch etwas Schminke, sodass ich mich vernünftig stylen konnte.

Seltsamerweise passte das dunkelblaue Kleid mit Strasssteinen am viel zu großen Ausschnitt perfekt, doch mit den Schuhen hatte ich nicht so viel Glück. Sie waren mir um eine Größe zu klein.

"Schön", brummte ich und ließ die Schuhe erst einmal aus.

Schließlich musste ich sie auch erst tragen, wenn wir am Casino ankamen.

Meine Lippen verzierte ich mit einem knallroten Lippenstift, der, glaube ich, ursprünglich mal Juliet gehört hatte, und meine Augen bekamen etwas schwarzen Lidschatten ab.

Als ich mit dem Ergebnis zufrieden war, kam ich aus dem mir zugeteilten Zimmer wieder heraus, nur, damit mir der Mund offen stehen blieb, als ich Clint in dem schwarzen Anzug sah.

Er sah einfach göttlich darin aus.

Okay, jetzt bloß nichts peinliches sagen, redete ich mir innerlich ein.

"Du siehst gut aus", rief ich ihm zu, sodass er mich bemerkte.

Mission gescheitert.

Nach einem kurzen Blick auf mein Outfit erwiderte er dann:

"Du aber auch."

Kann sein, dass ich rot geworden war, aber zum Glück vertuschte ich das mit einer Illusion - noch mal Glück gehabt.

"Also, ihr zwei, macht Jaques Moreau ausfindig, spielt ein wenig Poker oder so mit ihm und befestigt irgendwie eine Wanze an ihm. Wie ihr das tut ist euch überlassen", klärte Barney uns auf.

Ich schmunzelte:

"Keine Sorge, da fällt uns schon was ein."

Er reichte uns jeweils einen Ohrstöpsel, damit er uns Anweisungen geben konnte.

"Danke", brummte Clint und steckte sich das Teil in ein Ohr, was ich ihm gleich tat. "Dann nichts wie hin!"

"Oh, ich freu mich drauf", sagte ich sarkastisch, als wir uns umdrehten und zurück zum Aufzug gingen - ich immer noch barfuß mit den Schuhen in der Hand.

"Und lasst euch nicht ablenken, bis die Mission erledigt ist. Ich höre alles mit!", rief Barney uns belustigt hinterher, was mich die Augen verdrehen ließ.

"Wir doch nicht!"

Das Casino lag so ziemlich in der Mitte von Manhattan in der Nähe des Central Parks.

Solche Undercover Missionen waren eigentlich immer spaßig, aber die engen Fußkiller von dunkelblauen High Heels raubten mir irgendwie den Spaß - alleine dadurch, dass ich sie anziehen musste.

Im Prinzip hatte ich nichts gegen hohe Schuhe, aber diese hier würden mich noch umbringen. Es war nur zu hoffen, dass diese ganze Mission schnell verlaufen würde.

Clint half mir als Gentleman aus dem Wagen, was ich zwar nicht gebraucht hätte, aber wir mussten halt eine ordentliche Show hinlegen.

Als wir einen Fuß über die Türschwelle des Casinos gesetzt hatten, fühlte ich mich wie in Casino Royale, dem Bond Film.

Nur fühlte ich mich nicht ganz so glamourös, als mein kühler Blick über die vielen Leute an den verschiedenen Automaten und Tischen standen oder saßen und entweder Geld gewannen oder verloren.

Ich war noch nie auf die Idee gekommen, irgendwie Glücksspiele zu spielen, aber mein Dad hatte mir trotzdem in seiner Freizeit das Pokern beigebracht.

Er hatte damals gesagt, dass man das immer gebrauchen könnte.

Nie im Leben hätte ich damit gerechnet, dass das sein Ernst war, aber nun stand ich da in einem Casino und musste einem leidenschaftlichen Pokerspieler eine Wanze zustecken.

"Danke, Dad", flüsterte ich kaum hörbar, aber Clint verstand es trotzdem.

"Wieso 'danke, Dad'?"

"Er hat mir mal Pokern beigebracht", erklärte ich, als mein Blick auf Jaques Moreau fiel. "Ich hab' ihn. Lust auf 'ne kleine Runde Poker?"

So gut es mit den Schuhen ging, stolzierte ich auf den Pokertisch von dem Multimillionär zu.

"Sind hier noch Plätze frei?", fragte ich ganz höflich und setzte ein freundliches Lächeln auf.

"Für so eine schöne Frau doch immer", lächelte Moreau verführerisch zurück.

"Dann haben Sie sicher kein Problem damit, dass mein Freund auch mitspielt", brachte ich ihn in eine Zwickmühle.

Auf der einen Seite hatte ich ihm damit einen Korb gegeben - auf der anderen Seite hatte Moreau mir allerdings schon zugesagt, was die plötzliche Absage albern klingen lassen würde.

Nun sah das Lächeln des Millionärs eher gequält aus.

"Sicher finden wir noch einen Platz für ihn", versicherte er mir, was mich dazu veranlasste, mich neben ihn zu setzen.

Clint nahm gegenüber von mir Platz.

Nach einigen Pokerrunden lag neben mir ein Haufen Geld, das ich gewonnen hatte, während Moreau und seine Kumpels ziemlich leer ausgingen.

Ich fand, es war endlich an der Zeit, diese verfluchte Wanze anzustecken, bevor Moreau keine Lust mehr hatte.

Die Wanze aus meinem Kleid holend fasste ich mit der anderen Hand ganz unschuldig an mein Ohr, um zu gucken, ob mein Ohrring noch da.

Zwar hatte ich gar keine Ohrringe drin, aber das konnten die anderen ja nicht wissen.

"Mein Ohrring scheint runter gefallen zu sein", sagte ich achselzuckend und bückte mich, damit ich ihn 'suchen' konnte.

Gerade, als ich die Wanze an seinem Hosenbein befestigt hatte, fühlte ich eine Hand auf meinem Arsch.

Okay, das war's.

Ruckartig richtete ich mich auf, schlug ihm reflexartig in's Gesicht und funkelte Moreau wütend an.

"Schatz, wir gehen", erklärte ich Clint und packte alles von dem Geld, was ich gewonnen hatte und da rein passte, in meine Tasche.

Den Rest schob ich zu Clint rüber, damit er ihn in seinen Kühlschranktaschen verstauen konnte.

Mal ehrlich, wieso hatten Männerhosen so große Taschen, wo ein ganzer Kleiderschrank rein passen würde, aber Frauenhosen hatten solche Faketaschen. Das war doch total nervig!

Zurück zum Thema.

Da ich den Auftrag erfüllt hatte, konnten wir auch ohne Probleme gehen und das tat ich auch überaus gerne.

Ich war so wütend, dass mir sogar die Schuhe egal waren, die mir immer noch die Sauerstoffzufuhr der Füße abschnürten.

"Das kann doch nicht wahr sein! Haben manche Männer überhaupt noch Verstand oder hören sie nur ihrem Geschlechtsteil zu?", regte ich mich lautstark auf, kaum dass die Autotür zugefallen war und ich meine Schuhe von mir gekickt hatte.

"Bella, beruhige dich", bat Clint, doch er schien ebenfalls angepisst zu sein - wieso?

Kennt ihr diese Sätze, die das Gegenteil davon auslösen, was sie bedeuten? 'Beruhige dich' war einer davon.

Zähneknirschend verschränkte ich die Arme vor der Brust.

"Fahr einfach."

Marvel's Catastrophe² ~ The Missing KillerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt