Ein paar offene Fragen

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Sobald ich die Autotür geschlossen hatte, bekam ich von Clint diesen verdammt heißen Blick, welchen er immer drauf hatte, wenn er mit mir reden wollte.

Oder vielleicht sah er auch immer so aus und ich fand ihn einfach nur unglaublich heiß. Aber nur vielleicht.

Ich nahm mich zusammen, um nicht zu sabbern. 

Man, was ist bloß los mit mir?

"Du findest mich also heiß, ja?", stellte er schmunzelnd fest.

"Ich dachte, jeder würde dich lieben", entgegnete ich spöttisch und drehte die Zündschlüssel um.

Oder mehr, meine Illusion tat es, denn ich hätte ganz sicher nicht so reagieren können. Wahrscheinlich hätte ich nur Stottern heraus gebracht.

"Das war ein Scherz", runzelte er die Stirn.

"Und meine Tante ist gerne peinlich, okay? Können wir das Thema jetzt unter den Tisch kehren?"

"Schön", brummte er, obwohl seine Augen noch vor Neugierde funkelten. "Mit wem hattest du dein Date? Und was hieß dieses 'hast du etwa schon wieder jemanden aufgegabelt'?"

"Beides geht dich nichts an", antwortete ich schlicht und konzentrierte mich weiter auf die Straße.

"Aber es würde mich interessieren", beschwichtigte er und machte einen Hundeblick, wie ich im Augenwinkel erkennen konnte.

Dieser Mann bringt mich noch um.

"Nein", blieb ich bei meiner Antwort.

Daraufhin waren wir relativ still, bis mein Handy brummte. 

"Könntest du bitte vorlesen, wer geschrieben hat?", bat ich Clint höflich.

"Eine gewisse 'Idiotin'", las er verwirrt vor. "Wer ist das denn?"

"Ach, nur Juliet", erkannte ich nickend. "Sag mal, was machst du eigentlich in London? Ich dachte, du seist in Amerika stationiet."

"Ich... äh... habe mir Urlaub genommen."

Nun war ich es, die die Stirn kraus zog.

"Ganz alleine? Hast du keine Freunde oder Familie, mit der du verreisen kannst?", fragte ich irritiert.

Da stimmte etwas nicht, das wusste ich.

"Nein, die haben alle zu tun", wich er aus.

"Ah, okay."

Schon wieder war es sehr still. Als ich mal wieder in die Parkgarage fuhr, seufzte ich.

Ich hasste es, wenn ich wusste, dass jemand log. Warum tat Clint das so offensichtlich?

Aber ich wusste auch, dass es nichts bringen würde, ihn weiter zu bedrängen. Clint war ein harter Brocken.

Kaum, dass wir in den Aufzug gestiegen waren, vibrierte mein Handy. Aber dieses mal war es nicht Juliet, die mir irgendein Video über eine tanzende Katze schickte (denn das passierte echt häufig), sondern von SHIELD.

Kommen Sie sofort in mein Büro.

Fury

Okay, seit wann schickte mir Fury Textnachrichten? 

"Wir dürfen zu Fury kommen", teilte ich dem Agenten neben mir mit.

"Der ist in London?", fragte dieser erstaunt und redete damit endlich wieder mit mir.

"Scheint so", murmelte ich schulterzuckend und steckte das Handy zurück in meine Tasche.

Fury fackelte nicht lange. Sobald wir einen Fuß in den Raum, der Teilzeitbüro des Directors war, gesetzt hatten, fing er an zu reden:

"Ich habe eine neue Mission für Sie."

Ich setzte mich auf einen der zwei Stühle vor dem Tisch des Directors.

"Hat es zufällig etwas damit zu tun, dass jemand versucht, Barton umzubringen?", grübelte ich.

"Das passiert eigentlich ständig", winkte er ab. "Aber es kommt in die Richtung. In dem letzten Monat wurden 6 unserer Agenten auf die selbe Weise umgebracht. Ebenfalls waren sie alle im Urlaub."

"Und Sie sehen da einen Zusammenhang", vermutete Clint.

"Ich habe sogar den Täter." Fury schob ein Bild einer Frau über den Tisch. "Kommt sie Ihnen bekannt vor?"

Und wie sie mir bekannt vor kam. Wie könnte ich sie vergessen? Lola Gonzales, die Gehilfin meines Vaters, als er versucht hatte, New York den Erdboden gleich zu machen.

"Lola", knurrte ich und fühlte sofort die gleiche Verbitterung wie vor zwei Jahren.

"Lola Gonzales hat sich vor zwei Tagen in London blicken lassen. Mein Verdacht ging sofort darauf, dass sie auf Barton angesetzt war", erzählte Fury monoton.

"Moment mal, Sie sagten angesetzt. Denken Sie etwa, Gonzales hat einen Vorgesetzten?", wollte ich wissen.

"Ich denke es nicht nur, ich weiß es."

"Was sollen wir tun?", hackte nun Clint interessiert nach.

"Finden Sie den Drahtzieher und bringen Sie ihn mit Lola Gonzales her. Bevorzugt wäre aber lebendig", verlangte der Chef. "Weitere Informationen stehen Ihnen jederzeit zu. Einen schönen Tag noch."

Und damit scheuchte er uns aus seinem Büro.

"Ich dachte, ich hätte Urlaub", jammerte Clint, als wir an einem Tisch saßen, um uns die Akten der Todesfälle durchzulesen.

Mitfühlend tätschelte ich seine Schulter.

"Ich bin mir sicher, dass er sie dir wieder oben drauf rechnen wird", tröstete ich ihn und vertiefte mich daraufhin wieder in den Fall Agent Collins von vor einer Woche.

"Wusstest du eigentlich, dass du einen englischen Akzent angenommen hast?", wollte er nach einer Weile wissen.

Ich hob eine Augenbraue und las weiter.

"Habe ich das?", stellte ich gedankenverloren die Gegenfrage.

"Ja, hast du."

Plötzlich fand ich etwas interessantes.

"Sieh dir das an. Bei dem Fall von Ray Collins fehlt die Obduktion der Leiche", sagte ich und reichte Clint die Akte.

"Wer hat die Ermittlungen geleitet?", wollte er wissen.

"Ein gewisser Agent Connor Boyle", las ich aus meinen Notizen, die ich mir nebenbei angefertigt hatte, vor.

Clint klappte seine Akte zu und reichte mir meine wieder.

"Dann wollen wir ihm doch mal einen Besuch abstatten", beschloss er.

Marvel's Catastrophe² ~ The Missing KillerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt