Das Verhör nach meiner Art

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Wir fanden Boyle in einen Strip Club. Klar, wo auch sonst.

Es war zwar erst 15 Uhr, aber Boyle saß schon in einem Strip Club und machte sich das Leben schön.

Ich denke, wir fielen ganz schön auf, als wir einfach so durch die Menge von nalbnackten Frauen und gaffenden Männern spazierten.

Clint sah noch nicht mals eine der Ladys an, sondern fixierte nur Boyle.

Leider kam mir Boyle bekannt vor und ich wusste auch sofort, warum.

Er hatte mich einmal im Aufzug bei SHIELD angegraben und wollte einfach nicht locker lassen.

Relativ schnell bemerkte uns Boyle, der gleich zwei Stripperinnen auf seinen Schoß hatte, und scheuchte sie weg.

Genau wusste ich nicht, was er sagte, aber es sah wie ein "Lasst mich mal kurz allein" aus.

Als wir vor ihm zum stehen kamen, checkte er mich erst mal ab. Ich stemmte die Hände in die Hüften.

"Haben Sie es sich noch einmal anders überlegt, Agent? Ich habe noch immer nicht Ihre Nummer!", grub er mich sofort wieder an.

Innerlich stöhnte ich genervt auf und verdrehte die Augen.

"Und ich habe Ihnen noch immer nicht die Hand abgeschnitten. Zufälle gibt's", entgegnete ich mit scharfem Unterton.

"Nein. Wir sind wegen etwas anderem hier", mischte sich nun auch Clint ein und schenkte mir einen komischen Blick. "Etwas geschäftlichen."

"Dann kommen Sie mit mir. Hier ist nicht der richtige Ort für solch eine Besprechung", meinte Boyle und führte uns quer durch die Menge.

"Du kennst den Typen?", flüsterte Clint mir ungläubig zu.

"Flüchtig. Er hat mich eine ganze Aufzugfahrt lang angebaggert. Ich musste mich retten, indem ich 2 Stockwerke zu früh ausgestiegen bin", erklärte ich die Kurzfassung.

"Ist ja widerlich", brummte er.

"Wem sagst du das?", seufzte ich und kurz darauf waren wir auch schon da.

"Setzen Sie sich", bot er an und deutete auf eine Couch, worauf er sich schon bald schmiss.

"Nein danke, ich stehe lieber", entgegneten Clint und ich in perfekter Synchronisierung.

"Also, womit kann ich Sie beglücken?", fragte Boyle und war sich ganz dessen bewusst, wie zweideutig das klang.

Ich verschränkte die Arme vor der Brust.

"Sie haben die Ermittlungen für den Mordfall Ray Collins geleitet?", hackte ich nach.

"Richtig. Warum wollen Sie das wissen? Sie könnten das auch einfach im Bericht lesen", erwiderte Boyle genervt.

"Da liegt ja das Problem", verdrehte ich die Augen. "Es fehlt etwas in dem Bericht."

"Und was, bitteschön?"

"Der Obduktionsbericht", schaltete sich nun Clint wieder ein.

"Ich erzähle der Lady alles, was sie wissen will. Aber nur der Lady."

Ich hob eine Augenbraue und drehte mich zu Clint, um seine Miene zu lesen.

Offensichtlich war er gar nicht begeistert davon - genau so wenig wie ich.

Dennoch wussten wir beide, dass Boyle ein geschlossenes Buch war.

Wenn wir diese Chance nicht nutzen würden, würden wir nie den die Todesursache wissen.

"Geh schon. Ich komme zurecht", sagte ich ernst.

Clint starrte Boyle direkt in die Augen.

"Ich bin direkt vor der Tür", meinte er und setzte sich in Bewegung.

Als sich die Tür schloss, erhellte sich sofort die Miene des Pedo-Agenten vor mir.

"Setzen Sie sich doch zu mir. Ich beiße nicht", behauptete er und klopfte auf den Platz neben sich.

"Ich aber", entgegnete ich mürrisch, tat mir aber trotzdem wie geheißen.

Sobald ich mich hingesetzt hatte, legte Boyle einen Arm um mich.

Damit war es offiziell: er wollte definitiv sterben.

Trotz, dass ich innerlich schon seinen Mord plante, blieb ich äußerlich ruhig und lächelte zuckersüß.

Wie ich das schaffte, ist mir bis heute nicht klar.

"Also, Agent Boyle. Wo ist denn der Obduktionsbericht hin gekommen?", fragte ich, als würde ich mit einem Kleinkind sprechen.

"Wissen Sie was? Ich schlage Ihnen einen Deal vor", sprach er und legte nun seine Hand auf mein Knie - mein verdammtes Knie! "Wie wäre es denn, wenn wir erst ein wenig Spaß haben, bevor wir über das Geschäft reden."

Nun konnte ich nicht anders - ich lachte auf, als hätte er einen doofen Witz gemacht.

Und während ich in meiner Jackentasche nach einem kleinen Messer suchte, machte sich Boyle bereit, jeden Moment seine Hose zu öffnen.

Dieser Mann war echt das letzte. Er war sich so sicher, mich an der Angel gehabt zu haben, dass er mir schon fast Leid tat. Fast.

Bevor es jedoch dazu kommen konnte, dass er sich auszog, was ich nicht gerne gesehen hätte, hatte ich das Messer gefunden und hielt es ihm mit rasender Geschwindigkeit an's Kinn.

"Wissen Sie was? Wie wäre es denn, wenn Sie mir alles sagen, was ich wissen möchte und ich im Gegenzug die Anzeige für Belästigung weg lasse?", lächelte ich dämonisch, als ich mich über ihn beugte. "Denn ich bin mir sicher, dass sich das gar nicht gut in ihrer Akte machen würde."

Es war nicht zu übersehen, wie Boyle schluckte. Anscheinend hatte er so etwas nicht erwartet.

"Deal", brachte er mühsam hervor, und wollte das Messer weg schieben, doch ich packte seine Hand mit meiner freien Hand und verdrehte sie in einen ungesunden Winkel.

"Oh nein, das Messer bleibt hier", sagte ich immer noch lächelnd, was so langsam anstrengend wurde. "Damit Sie sich noch benehmen."

Nun machte er keine Anstalten mehr, sich irgendwie zu wehren.

"Wo haben Sie den Bericht versteckt?", wollte ich wissen.

"In meiner Wohnung. Coral Street, 26. Sie werden es in meinem Büro finden", quickte er mindestens drei Oktaven höher. "Bitte bringen Sie mich nicht um."

"Warum haben Sie es versteckt?", hackte ich weiter nach.

"Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich habe ich ihn einfach vergessen oder-"

"Lügen Sie mich nicht an!", verlangte ich lautstark und dachte schon kurz, Clint würde nun hineinplatzen, doch die Tür blieb geschlossen.

"Er hat mir einen Deal angeboten. Wenn ich den Obduktionsbericht nicht hergebe, würde ich bezahlt werden", redete er nun endlich die Wahrheit.

"Wer war 'er'?"

"Das weiß ich nicht. Ich kann nur eine Beschreibung abliefern. Groß, braune Haare, braune Augen, schlank."

"Eine ziemlich mickrige Beschreibung", fand ich.

"Ich konnte nur einen kurzen Blick auf ihn erhaschen", verteidigte Boyle sich.

"Schön." Ich nahm ihm das Messer vom Hals und richtete mich auf. "War schön, mit Ihnen Geschäfte zu machen."

Dann nahm ich meine Jacke und steuerte den Ausgang an.

"Falls Sie jemals fertig mit Agent Barton sind, kann ich Ihnen eine gute Zeit bieten", bot er an.

"Wir beide wissen wohl, dass das nie passieren wird", entgegnete ich.

"Einen Versuch war es wert", seufzte Boyle.

Gerade wollte ich aus der Tür gehen, als mir noch etwas einfiel.

"Und sollte ich noch einmal hören, dass Sie eine Frau belästigt haben - meine Anzeige könnte immer noch ausstehen."

Und mit diesem Worten ließ ich Boyle allein.

Marvel's Catastrophe² ~ The Missing KillerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt