#15 Ying und Yang

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"PETER!"

Süße Stimme. Sie rief nach ihm. Sollte er hören oder einfach weiter schlafen?
Doch etwas kitzelte ihn. Nicht etwa seinen Körper. Nein. Etwas kitzelte seine Gedanken.
"PETER!", schrie die Stimme wieder.

Mit einem Aufkeuchen fuhr er hoch. Wanda hockte vor ihm, schnippste vor seinem Gesicht herum. "Is ja gut.", grummelte Peter, drückte Wandas Hand nach unten. Kurze Zeit später rappelte er sich auf.
"Ist es noch da?", fragte die Rothaarige, deutete mit dem Kinn auf Peters Brust. Dieser schloss kurz die Augen, versuchte sich zu konzentrieren. Und die Kälte war da. Sie war sogar mehr als da. Sie zog ihm nahezu die Brust zusammen.

"Es ist noch da und es ist nah.", murmelte er, sah sich um.
"Und dabei ist hier niemand außer uns. Oder siehst du jemanden, Wanda?"
Als die junge Frau nicht antwortete, drehte Peter sich verwundert zu ihr. "Wanda?"
Sie sah ihn aus glasigen Augen an. Wortwörtlich. Ihre Augen wirkten wie durch Glaskugeln ersetzt. "Wanda?", fragte Peter kleinlaut.

Doch die andere antwortete nicht. Ein rotes Licht waberte zwischen ihren Fingern.
"Er wird ihn nicht bekommen. Du musst bei mir bleiben Vision."
Shit.
Das war alles was Peter durch den Kopf schoss.
Shit. Shit. Shit.
Also waren sie wohl nicht so immun wie Bruce vermutet hatte.
"Wanda das ist nicht echt!!"

"KOMM IHM JA NICHT ZU NAHE!", schrie sie jetzt in Peters Richtung.
Erst verstand er nicht, doch dann realisierte er es. 
"Wanda ich bin nicht er. Ich bin nicht Thanos."
Hörte sie ihn überhaupt?
Offensichtlich nicht, denn im nächsten Moment traf ihn schon ein roter Strahl Telekinese, warf ihn nach hinten. 
Aua.

"Wanda! Hör auf!", keuchte Peter, stolperte zurück auf die Beine.
Sie reagierte nicht, kam auf Peter zu. "MÖRDER!!", schrie sie, ihre Stimme überschlug sich. Ihre Hand schnellte nach vorne, doch Peter war schneller, schoss ein Netz auf diese und zog sie nach unten.

"Da ist Spiderman!"
Peter blickte über seine Schulter. Kinder.
"Rennt!", brüllte er. Eines der älteren Kinder nickte, scheuchte die anderen in die nächste Straße.
Wanda hatte ihre Hand befreit, stürzte sich auf Peter. Erschrocken stolperte er rückwärts. Wanda stand über ihm, tödliche, rote Kraft zuckte zwischen ihren Fingern.
Na super.
Er hatte so viel Mist überlebt... oder war nur irgendwie ein bisschen gestorben... und jetzt tötete ihn einer der Menschen, dem er so sehr nahestand.

Peter kniff die Augen zusammen, bereitete sich vor und.... nichts. 
Er öffnete die Augen wieder, schaute zu Wanda auf. Ihre Augen erlangten an Farbe zurück, dann sackte sie über Peter zusammen.
"uff."
Er schob ihren erschlafften Körper von sich, robbte von ihr weg.

"Kyan ist sie...?"
" Nein, Peter. Ihr Puls ist da und stark. Sie wird sicher bald ihr Bewusstsein zurück erlangen."
Wenigstens was. Und tatsächlich... hustend richtete Wanda sich auf.
"Oh mein Gott. Es tut mir so schrecklich Leid!"
"Alles gut. Du hast mich ja nicht umgebracht."
Wanda legte die Stirn in Falten.
"Ich durfte nicht."

"Bitte was!?"
"Ich... ich durfte nicht.", begann sie zu erklären, "Ich war mir so so sicher, dass du er bist. Thanos. Du wolltest Vis umbringen... du... ich wollte nichts mehr als dich... ihn... tot zu sehen. Aber plötzlich habe ich dich erkannt und etwas hat mich mit alle Macht davon abgehalten dich umzubringen."
"Aber warum?", fragte Peter. Er seufzte. Natürlich kannte er die Antwort. "Wenn ich sterbe, tut es das auch."
Wanda nickte stumm, lehnte sich erschöpft gegen eine Hauswand.

Peter krabbelte neben sie. Eine Weile starrten beide ins Nichts, bevor Peter wieder das Wort ergriff. 
"Du vermisst ihn wirklich sehr, oder?"
Sie nickte.
"Weißt du, Peter... nachdem ich Pietro verloren habe... es ist nicht einfach. Einen Zwilling verlieren ist mehr als das Verlieren einer Person die man liebt. Ich will hier auf keinen Fall sagen, wer mehr oder wer weniger trauern soll. Auf keinen Fall. Aber... Du verlierst nicht einfach eine Person... du verlierst dich selbst. Ying und Yang existiert nur zusammen. Du kannst sie schlichtweg nicht trennen. Wenn eine Hälfte nicht mehr da ist, gibt es die andere unweigerlich einfach nicht mehr."

Verständnisvoll nickte Peter. Natürlich konnte er sie nie vollkommen verstehen aber er konnte sich größte Mühe geben.
"Und Vision...", fuhr Wanda fort, "er... er hat mir geholfen mich nicht zu verlieren. Er hat es geschafft, dass meine Hälfte geblieben ist. Ich werde nie wieder ein ganzes sein. Auf keinen Fall. Er fehlt und er wird es immer tun. Aber Vision hat mir erklärt, dass, genau wie bei Ying und Yang, auch ein Teil von Pietro in mir steckt. Und ich muss weiter leben. Für mich und ihn."
Die Tränen liefen ihr jetzt unaufhörlich die Wangen hinab.

"Ich hätte nie gedacht, dass ich jemanden so lieben könnte, dass ich mich nicht verliere, obwohl Pietro... aber jetzt ist auch er fort. Vision ist fort und ich weiß nicht wie ich weitermachen soll. Wie soll ich diesen Teil von mir aufrecht erhalten, wenn er doch das Gerüst war, was es mir überhaupt ermöglicht hat?"

Peter zog scharf die Luft ein. Er war noch nie gut im trösten gewesen.
"Egal was ich jetzt sage, es werden für dich nur leere Worte sein. Aber wir... ich... werde immer für dich da sein. Ich würde wirklich alles tun damit es dir besser geht. ich... ich bin schlecht mit Worten..."
Wanda lächelte ihn traurig an.
"Ich weiß was du sagen willst. Danke."

Wieder starrten beide in die Leere.
"Ich hoffe wirklich, dass ich mal so etwas finden werde."
"Sowas findet man nicht. Man findet jemanden mit dem man so etwas aufbauen kann."
"Dann hoffe ich das."
Peter blickte rüber zu Wanda, begegnete ihrem traurigen und doch warmen Blick.
"Und was ist mit diesem Mädchen?"
"MJ?"
"Ja."

Er stieß den Atem aus. Peter hatte nicht die Zeit gehabt, über das nachzudenken, was passiert war.
"Wenn sie heute gestorben wäre, hättest du dir nie verziehen, sie nicht geküsst zu haben."
Nicken.
Er wusste doch auch nicht. Er war sich sicher, dass er dieses Mädchen liebte. Aber konnte er sie denn anlügen? Oder konnte er damit leben, sie immer in Gefahr zu wissen, weil sie wusste wer er war?

Wanda griff nach Peters Hand.
"Sag ihr wie du fühlst."
"Das werde ich", versprach er.

"Peter, Clint ist einem Restaurant am anderen Ende der Stadt. Er sagt, du und Wanda sollen sofort kommen. Jemand ist wahrscheinlich in einer Angst gefangen.", meldete sich Kyan. 
"Na dann mal los...", murmelte Peter und stand auf.

Das war mal ein- für mich- emotionales Kapitel. Was sagt ihr? 
Und ja... bald wird es auch mal wieder fröhlicher 😉😅

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