#17 Schlick

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Der Boden raste auf ihn zu und nachdem er aufschlug verschlang ihn die Dunkelheit.

Schell wich das Schwarz einem rotem Schimmer. Panik stieg in Peter hoch und stürzte mit all den anderen Gefühlen auf ihn ein. Er wollte schreien, doch ihm fehlten ja die Stimmenbänder.
Stell dir Kisten vor
Eine Kiste für die Panik, eine für Glück...

Hätte er gekonnt, hätte Peter jetzt einen erleichterten Atemzug genommen. Stattdessen sah er sich um. Es sah echt überall gleich aus. Roter Schimmer, überall rote Silhouetten ohne jegliche Kontur.
Peter fiel erst jetzt richtig auf, wie sehr er diesen Ort eigentlich hasste. Er hatte keinen Körper also war er mit seinen Gedanken alleine.
Er mochte es hier, als ihm dieser Ort ermöglicht hatte Tony zurück zu holen. Aber jetzt war er in dem Kopf eines anderen. Was konnte er schon ausrichten? Was konnte er überhaupt?

Er konnte niemand weiteres zurück holen. Natasha würde für immer fort bleiben
Natasha.
Er würde nie wieder seine große Schwester zurück bekommen. Er vermisste sie so schrecklich dolle und begann sich augenblicklich dafür zu schämen, dass er nur für Tonys Rückkehr dankbar gewesen war, allerdings keinen Gedanken daran verschwendet hatte auch Natasha zurück zu holen.
Clint musste sie doch auch furchtbar vermissen.

Clint.
Er konnte nicht mal endlich Zeit für seine Familie haben, weil er sich jetzt mit ihnen zusammen um dieses Ding kümmern musste. Und das dieses Ding überhaupt da war, war auch Peters Schuld. Es war mit ihm verbunden.
Das alles war seine Schuld.
Er war auch Schuld, dass MJ angeschossen wurde und einige seiner Mitschüler...

PETER DAS IST NICH REAL
Das waren nicht seine Gedanken. Es war dieses Ding, dass ihn so fühlen ließ.
KONZENTRIERE DICH PETER
Er musste es machen wie bei Tony. Er war vielleicht nicht in seinem eigenen, aber er war in einem Kopf und da ist schließlich alles Möglich.

Einen Körper. Peter hatte einen Körper, er musste nur dran glauben.
Er begann ihn zu spüren.
Lunge.
Luft.
In seinem Körperlosen Zustand brauchte er es zwar nicht, aber letztendlich atmete Peter ganz gerne.
Er streckte seine Finger, rollte seinen Nacken hin und her.

Er wagte einen Schritt nach vorne. Er hatte das Bedürfnis jemanden zu rufen, seine Stimmenbänder zu benutzen, doch wen?
Plötzlich schoss ihm ein Name in den Kopf und die Erkenntnis erschlug Peter fast...
Aber war das Möglich?
Konnte jemand zweimal eine Angst durchleben? Der Mann in der Bank hatte eine Maske getragen und Peter hatte ihn nicht erkennen können...
Konnte es denn sein?

Als der Busfahrer durchgedreht war... vor 5 Jahren war seine Tochter...
"Jennifer?", fragte Peter in die Leere. Seine Stimme echote.
"Jenni?", versuchte er es noch einmal. Er setzte einen Fuß vor den anderen.

Peter blickte an sich runter, als er etwas nasses spürte. Er stand in einer Art roter Brühe, die sich langsam verdickflüssigte.
Es wurde immer schwere weiter zu gehen, die Masse stieg an, bis Peter bis zu den Knien in dem roten Schlick stand.
Ein paar Meter weiter erkannte er plötzlich ein kleines Mädchen, das auch gegen den Schlick anzukämpfen schien, der sich langsam an ihr hoch schlängelte.

"Jennifer?"
Das kleine Mädchen blickte auf. Es war tatsächlich im Kopf seines Busfahrers und sie war das Mädchen dem der Mann in den Kopf...
Schnell vertrieb Peter dieses Bild wieder aus seinem Kopf. Es würde ihn sicher in seinen nächsten Alpträumen heimsuchen.
Ihre Lippen formten das Wort 'Hilfe'. Er hatte sie nie sprechen hören, also existierte auch keine Stimme für sie.
"Ich hole dich hier raus.", versuchte Peter die Kleine zu beruhigen, der die Panik deutlich im Gesicht stand. Er streckte ihr die Hand entgegen. Als auch sie ihre hob, wand sich der rote Schlick um diese, begann ihren Körper immer und immer mehr zu umhüllen.

"Halt durch Kleine!"
So sehr er sich bemühte, Peter gelang es einfach nicht sich in dem Schlick weiter zu bewegen.
Der Schlick hatte das Mädchen jetzt fast komplett eingehüllt, ihre Augen waren vor Schreck weit aufgerissen und Peter spürte sein Herz in seiner Brust hämmern.
Das rote Zeug hatte jetzt des Gesicht des Mädchen erreicht und sie schloss den Mund der bis eben noch zum stummen Schrei offen gestanden hatte.
"NEEIN!"
Jennifer warf ihm einen letzten Angsterfüllten Blick zu, bevor der Schlick ihr über die Augen lief, sie nun vollkommen bedeckte.
Mit einem Schwap fiel die Schlickumhüllte Figur in zusammen, wurde ein Teil der Masse.
Das Mädchen war weg. Einfach nicht mehr da.

Die anfängliche Panik, wandelte sich in Wut.
"WO BIST DU!?", schrie Peter.
"ZEIG DICH! KOMM RAUS VERDAMMT!"
Die Wut würde ihn zerreißen, wenn er sie nicht rausschrie.
Mit einem "AARGH!" schlug er auf den Schlick ein. Dieser zuckte wie unter ihm weg. Verwundert betrachtete Peter seine Faust. Ohne groß drüber nachzudenken begann Peter wie wild auf den Schlick einzuschlagen.

Immer weiter begann er sich zusammen zu ziehen, legte Peters Beine frei.
Er wusste auf was er dort einschlug.
Es.
Peter machte immer weiter, bis sich ein riesiger Berg auf dem roten Zeug vor ihm auftürmte.

Ein ständiges zucken ging durch die Masse.
Atmete dieses Ding?
Die Masse blubberte hin und her, schien Form anzunehmen.
An einem Bestien artigen Körper prangte ein Schlangenkopf. Allerdings schien das alles noch immer nur aus Schlick gebildet, als könnte Peter dort einfach hindurch fassen.

Wie war es überhaupt möglich, dass dieses Ding einen Körper hatte?
Es war doch....
Natürlich.
Jennifer hatte nicht schreien können, weil Peter ihr keine Stimme gegeben hatte. ER war es, der diesem Ding eine Form, einen Körper zugestand.

"Es ist vielleicht dein Spiel aber ich durchschaue so langsam die Regeln.", schnaubte Peter.
Das Ding legte den Kopf schief, blickte Peter an. Zumindest wirkte es so. Hatte es überhaupt Augen?
"Na dann lass uns dich mal nach Hause bringen."
Mit einem Kampfschrei stürzte Peter auf das Ding zu.
Es würde endlich ein Ende nehmen.

BEVOR ihr mir hier wieder an die Gurgel geht... ich wollte wirklich nicht wieder so eine Art Cliffhanger machen aber für ein Kapitel wäre es wirklich zu viel gewesen! Ich bin ja extra fleißig und morgen geht es dann auch wieder weiter

stay strong kidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt