(Rachels Sicht)
Es dauerte keine Sekunde, bis Rachel sich dazu entschlossen hatte loszustürmen und nachzusehen, ob es wirklich Sanford war, den sie gesehen hatte. Der Mann, über den sie unzählige Abende nachgedacht hatte und sich vorgestellt hatte, die Marine würde wieder in Anvery auftauchen. Ja, für sie stand es fest, dass sie ihn finden musst und mit ihm reden musste. Was würde sie nur dafür geben, ein wenig Smalltalk mit ihm zu führen und in seine Augen zu blicken. In der Reihe der aufgestellten Damen sah Rachel auch Branda, die aber ganz fixiert auf ihren Tanzpartner achtete. In Gedanken versunken eilte sie um die Damen herum und hob außer Atem wieder ihren Blick.
Als sie sich eine Strähne aus dem Gesicht strich fühlte sie, wie ihre Hände schwitzig vor Nervosität geworden waren. Sie behielt den Ausgang im Blick, durch den ihr vermeintlicher Lieutnant verschwunden war und betrat dann endlich glücklich Aufatmend das Freie. Die kühle Nachtluft klärte ihre Gedanken ein wenig und die Britin sah sich um. Eine breite Marmortreppe geleitete die Besucher des Balls in Richtung Tor, das, was sie mit einem Schrecken feststellte die Gäste zu den vorfahrenden Kutschen brachte. Und dort stieg grade kein geringerer als Lieutnant Sanford in eine rustikale Holzkutsche ein. Er gab grade einem frankierten Mann seine Hand und schüttelte sie kräftig. Rachels Herz rutschte fast in die Hose als sie eine etwas gleichaltrige junge Dame sah, die bereits in der Kutsche saß und ihre Hand zu ihm ausstreckte. Sie versuchte ihre Beine die Treppe herab zu bewegen. Doch sie rührten sich kein bisschen und so stieg Sanford in die Kutsche und ließ die Tür schließen. Als er dabei seinen Blick hoch zu dem Balkon richtete, wo die Herzogstochter stand, hob sie rasch grüßen die Hand. Das Mondlicht war hell genug, um seine Gesichtszüge zu beleuchten. Der Lieutnant hatte sich seit seines Besuches in Anvery keines falls verändert, fand sie. Eine gute Sekunde später setzte sich die Kutsche in Bewegung und verschwand hinter dem Eisengitter des schließenden Tores. Ob Sanford sie gesehen hatte? Ob er ihre Silhuette erkannt hatte? Rachel schossen tausend Fragen in den Kopf. Der fühlte sich den dem Moment wie Blei an. Auch kam in ihr das Gefühl hoch, dass sie weinen musste.
Weinen über ihre Situation, ihre verlorene Liebe, die sie vermutlich jetzt nie wieder sehen würde. Da legte sich eine Hand auf ihre Schulter und Rachel schrak zusammen. Sie fuhr herum. "Sie haben mich aber erschreckt Adniral Johnson", sagte sie und fasste sich an die Brust. Mit aller Keraft versuchte sue sich eine Ausrede für die Flucht zu überlegen. Doch der admiral kam ihr zuvor. "Sie wolltendoch nicht etwa bereits gehen, Lady Rachel?", fragte er. "Ähh..nein..ich wollte bloß..", stammelte sie und wieder kam ihr Gesprächsparter ihr vorweg. "Bestimmt wollten Sie etwas frische Luft schnappen, das ist doch verständlich", lächelte er charmant. Rachel nickte stumm. "Das trifft sich tatsächlich gut, hier kann man sich doch viel besser unterhalten", sagte er plötzlich mit einem Glanz in den Augen, bei dem ihm direkt unheimlich wurde.
Währen der nächsten Stunden lieferte sie sich einen anstrengenden Smalltalk mit Admiral Johnson und versuchte, die Frau an der Seite von Lieutnatn Sanford zu vergessen. was Rachel aufhorchen ließ, war Johnsons Schilderung von der nächsten Reise. "..und welche Schiffe wohin fahren werden steht auch erst so grob fest, aber wird unsere Manschaft auf jeden Fall betreffen", sagte er in dem Moment.
Das war ein weiterer Schock für Rachel. "Es geht in einer Woche bereits los", setzte der Admiral an und kam ihr vielsagen nährer, woraufhin sie sich wegbewegte, auch m die Information zu verarbeiten, dass die Chance, Sanford so schnell nicht wieder zusehen immer größer wurde. Was, wenn er bis zu der nächsten begegnung beteits verlobt wäre? Rachel wurde immer klarer, dass Sanford damals nur höflich zu ihr gewesen war und sie sich ein Verhältnis zueinander nur eingebildet hatte. Sie schimpfte sich selbst einen Trottel...
***
Nachdem Rachel endlich Rhonda getroffen hatte und ihr auf der Rückfahrt den ganzen Schlamassel erklärt hatte, war ihre neue Freundin erstmal sprachlos. Als diese sie ein wenig in den Arm genommen hatte, klopfte Branda auf ihre Schenkel. Ich werde bis morgen einen sauberen Plan erarbeiten. Wir schaffen das Rachel. Wir holen dir Henry Sanford zurück. Den verliebten Johnson ließen die Beiden ahnungslos zurück.
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Mein amerikanischer Gentleman
Historical FictionFrühling 1813, Großbrittanien, Sutherland. Die 18-jährige Britin Rachel Russell ist die Tochter des Herzogs von Sutherland. Da sie lieber in einfachen Verhältnissen leben möchte, verbringt Rachel auch in Zeiten des Kriegs viel Zeit im Dorf. Dort...