(Rachels Sicht)
"Hast du das gelesen Dad? Die britischen Truppen haben am Mittwoch, den 10. November in Kanada trotz Unterzahl die Amerikaner geschlagen", erklärte Rachel. "Nein, habe ich nicht gesehen, lies doch Mal bitte vor", bat der Herzog seine Tochter. Die Beiden saßen an diesem gemütlichen Herbstnachmittag im Kaminzimmer, tranken Tee und lasen beide. Rachel in der Tageszeitung und ihr Vater, Herzog Decan hatte noch Dokumente, die er durchlesen musste. Diese legte er jetzt beiseite und hörte seiner Tochter zu.
Rachel suche die Stelle, wo die Schlacht genauer beschrieben wurde und las dann vor. "Mit dem Sieg der Briten ist der bislang ernsthafteste und gefährlichste Angriff der Amerikaner auf Kanada durch Befehlshaber Morrison abgewehrt worden. Erneut haben die Amerikaner eine Niederlage durch eine zahlenmäßig weit unterlegene britische Truppe erlitten.
Ein wesentlicher Faktor war wie in der Schlacht am Chateauguay River die Inkompetenz des Kommandeurs. Durch die separaten Angriffe einzelner Truppenteile hatten die Amerikaner es versäumt, ihre Überlegenheit auszuspielen, während sich auf britischer Seite die Kaltblütigkeit Morrisons und die hervorragende Ausbildung und Disziplin der regulären Soldaten als schlachtentscheidend erwies", las sie.
"Mir gefällt dieser ganze Krieg nicht", murmelte der Herzog, als Rachel den Abschnitt gelesen hatte. "Schön und gut, dass Großbritannien überlegen ist, aber kein krieg wäre die Beste Lösung. Seine Tochter nickte ihm zu. "Das sehe ich auch so. Ich hoffe nur, dass der Krieg sich nicht nach England ausweitet. Mir tun die kanadischen Menschen schon Leid genug", sagte sie.
***
Als Rachels Vater sich wieder in sein Arbeitszimmer mit seinen Unterlagen verzogen hatte, dachte sie nochmal darüber nach, was sie gelesen hatte. Die Anzahl der amerikanischen Toten wurde auf 200 geschätzt. Sie fragte sich, wer wohl alles gekämpft hatte. Dann fiel Rachel ein, dass ihr Frühjahr in Anvery doch Soldaten zu Gast gewesen waren. Unter ihnen auch Leutnant Henry Sanford. Henry! Wenn Rachel nur an seinen Namen dachte, hatte sie das Gefühl es war gestern, als sie gemeinsam aus der Stadt zum Richmond Castle gegangen waren. Ob er und seine Männer wohl auch unter den Truppen oder sogar unter den Toten waren? Rachel lief ein Schauer über den Rücken. Sie sollte gar nicht an so etwas denken.
Sie stand aus ihrem Sessel auf und löschte das Feuer. Sofort wurde es viel frischer im Raum. Rachel war schon fast aus der Tür des Kaminzimmers, da drehte sie nochmal um und griff die Zeitung vom Beistelltisch. Sie hatte noch immer nicht den Gedanken an den Leutnant aus ihrem Kopf vertreiben können. Und vielleicht hatte sie ja doch noch eine wichtige Information in dem Artikel über den Kampf übersehen.
Rachel fühlte sich, als hätte sie Fieber. Ihr fiel eine Haarstäne in Gesicht, die sie sofort hinters Ohr strich. Als diese da nicht lang blieb, sondern wieder ihren Blick versperrte, hatte Rachel es nicht mal gemerkt. Sie grübelte noch den ganzen Abend über die Schlacht bei Chrysler's Farm. Dann kam sie zu dem Entschluss, dass die Amerikaner, welche in Anvery gelagert hatte unmöglich in der Schlacht gewesen sein konnten. Schließlich gab es Millionen von Amerikanern, da war die Wahrscheinlichkeit unglaublich gering.
Auf ein Mal klopfte es an Rachels Zimmertür, was sie aufschrecken lies. Eine Sekunde später erschien der Kopf ihres Vater in der Zimmertür. Er erklärte sofort die Störung. "Rachel, Liebes, hast du Lust nach Amerika zu Reisen?"
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Mein amerikanischer Gentleman
Ficción históricaFrühling 1813, Großbrittanien, Sutherland. Die 18-jährige Britin Rachel Russell ist die Tochter des Herzogs von Sutherland. Da sie lieber in einfachen Verhältnissen leben möchte, verbringt Rachel auch in Zeiten des Kriegs viel Zeit im Dorf. Dort...