One

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Sanft glitt ich mit meinen Händen über die schwarz weiße Tastatur. Liebevolle Klänge ertönten mit jedem vorsichtigen Drücken einer Taste und ergaben eine wundervolle Melodie.

Konzentriert spielte ich das geheimnisvolle Stück, versuchte keinen Fehler zu machen, da ich die beruhigende Abfolge der Noten nicht unterbrechen wollte.

Meine Gedanken waren ausgeschaltet, mein ganzes Herz spielte praktisch mit, ohne das ich bemerkte, wie ich mit meinen Händen komplizierte Bewegungen machte.

Als ich den letzten Ton gespielt und meine Hände wieder auf meinen Schoß gelegt habe, sah ich meinen Klavierlehrer, der links neben mir saß und genau zugehört hatte,erwartungsvoll an.

Ein freundliches Lächeln umspielte seine Lippen, während er meinen Blick erwiderte und mit glänzenden Augen sagte:

"Sehr schön gespielt Loreen,du hast nur beim Übergang zur Hauptmelodie die Triole etwas zu schnell gespielt. Sonst war's super!"

"Hab ich auch gemerkt, mach ich beim nächsten Versuch besser. Danke.", antwortete ich zufrieden und lächelte dem ruhigen Mann leicht zurück.

Gerade als ich meine Hände vorsichtig auf die Tasten legte, um es zu wiederholen, legte mein Klavierlehrer seine Hand behutsam auf meine Schulter.

Verwundert blickte ich in sein schon etwas älteres Gesicht und runzelte die Stirn: "Was ist?" Er deutete auf meine graue Armbanduhr, die leise vor sich hin tickte.

21:20 Uhr, die Klavierstunde war eigentlich schon seit 10 Minuten vorbei und ich wollte noch zu Dantorian gehen, meinen festen Freund!

Beim Gedanken an ihn, wurde mir urplötzlich warm ums Herz, doch ich musste mich jetzt beeilen.

"Oh", erwiderte ich leicht geschockt, "Ich muss dann jetzt los!"

Mein Klavierlehrer nickte verständnisvoll und reichte mir meine Jacke die über meinem Stuhl hing, als ich aufstand.

"Danke", erwiderte ich, wobei ich mich hektisch in meine Jacke zwang. Zusammen mit ihm lief ich anschließend zur Tür der Musikschule. Schon erstaunlich wie vertraut mir das alles war.10 Jahre spielte ich nun schon Klavier, doch noch immer war es kein bisschen langweilig geworden.

Die Gänge durch die wir gingen, waren mit vielen kleinen Bildern beschmückt, worauf man meistens berühmte Künstler sah, wie Mozart oder Bach. Über dem Boden waren ständig in gleichmäßigen Abständen graue flauschige Teppiche, die eine gemütliche Stimmung ausbreiteten.

Außer vor dem Ausgang, davor lag eine weinrote Fußmatte, auf der ich nun stand.

"Dann Tschüss, hat Spaß gemacht.", sagte er breit grinsend und umarmte mich kurz. Wir kannten uns schon lange, darum traten wir uns auch nicht mehr verstellt gegenüber.

Ich nahm seine Umarmung fröhlich entgegen und antwortete leise mit dem Kopf neben seinem Ohr: "Mir auch. Tschüß!" Ich ließ mich aus seinen Armen gleiten und ging durch die große weiße Tür in die frische kalte Herbstluft.

Da es schon Abends war, gingen die Straßenlaternen an und erhellten mit ihrem matten Licht den dreckigen, dunklen Gehweg.

Die Bäume die hier und da standen, raschelten leicht und bewegten sich rhythmisch mit dem kräftigen Wind der dazu meine Haare nach hinten wirbelte.

Mit schnellen und bestimmten Schritten lief ich über die leere, schon scheinbar tote Straße, ohne mich großartig um zu gucken.

Mit den Gedanken bei Dantorian lief ich verstohlen den Gehweg entlang, wobei es sehr still war.Nur manchmal fuhr das ein oder andere Auto an mir vorbei und unterbrach die Stille.

Noch immer leicht aufgeregt vor Vorfreude Dantorian gleich nach ganzen 3 Tagen wiederzusehen, vergrub ich meine Hände in die Jackentasche.

Er musste zu seinen Eltern fliegen, da sein Vater sehr erkrankt war. Doch ihm soll es jetzt wieder besser gehen, was ich aber nicht ganz glauben konnte bei schwerem Blutkrebs.

Mir taten beide unheimlich Leid. Sowohl der Vater, als auch Dantorian. Sie mussten schwere Zeiten einstecken, das wusste ich.

Aber hauptsache ich konnte meinen Danni wiedersehen, ihn trösten und zum lächeln bringen, dachte ich mir glücklich.

Weit war der Weg nicht mehr, fiel mir nach einigen Minuten auf, doch plötzlich hielt ein schwarzer Mercedes auf dem Parkplatz an dem ich vorbei lief an.

Misstrauisch musterte ich den Wagen. Ich bekam plötzlich ein ungutes Gefühl und eine leichte Gänsehaut. Aber ehe ich das Auto weiter betrachten konnte, ging das Fenster der Beifahrertür langsam hinunter.

→Nachwort: Hii! :) Hoffentlich gefällt euch das erste Kapitel! Ich würd mich total über Kommis und Votes freuen! ;D
Übrigens ist in 4 Tagen Weihnachten! *-* Freut ihr euch auch so sehr? :D

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