Gefühlschaos

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>> Aufwachen!!!<<, schrie Namjoon von unten.
Ich öffnete leicht meine Augen und ließ sie sich erst einmal an die Helligkeit der Sonnenstrahlen, die durch unser Fenster schienen, gewöhnen.
Ich streckte mich und wurde direkt etwas wacher.
Aufrappelnd, warf ich einen Blick zu Yoongi, der, wie ich es erwartet hatte, immer noch tief und fest schlief.

>>Eh!<<, schrie ich und bewarf ihn mit meinem Kopfkissen.
>>Mmh...lass mich in Ruhe<<, murmelte er und drehte sich auf die andere Seite.
Ich stand auf, packte seine Bettdecke und entzog sie ihm.
>> Du stehst jetzt sofort auf! Wenn wir wegen dir zu spät zu unserer ersten Studioaufnahme kommen, dann sorge ich dafür, dass du nie wieder Schlaf bekommst.<<
Er drehte sich nun zu mir und schaute mich mürrisch an.
>> Na toll, jetzt bin ich wach<<, sagte er nur und schaffte es dann auch aufzustehen.

Ich nahm meine Kleidung, die ich mir am Tag zuvor zurechtgelegt hatte und zog mich schnell im Badezimmer um.
Zähneputzend, lief ich auf und ab.
Es war das erste Mal, dass ich etwas in einem richtigen Tonstudio aufnehmen durfte.
Ich hatte große Angst, nicht gut genug zu singen, sodass ich alle aufhalten würde.

Yoongi und ich verließen zusammen das Zimmer und liefen nach unten, wo bereits alle am Frühstückstisch saßen.

Jungkook war fast am einschlafen, weshalb sein Kopf immer mal wieder einknickte.
Dieser Anblick lies mich bis über beide Ohren grinsen.

Es war jetzt fast eine Woche, seit dem Abendessen in Busan vergangen und somit auch eine Woche seit unserer ersten Umarmung.
Ich fragte mich, warum wir nach diesem Abend kein einziges Wort mehr miteinander geredet hatten.
Immer wenn ich auf ihn zuging, begann er ein Gespräch mit einem anderen Member.

>> Warum braucht ihr zwei immer so lange?<<, fragte Jin amüsiert und blickte abwechselnd von mir zu Suga.
Es schien sowieso, als wäre jeder bester Laune.
>> Ja, was treibt ihr zwei denn immer?<<, fragte Hoseok und wackelte belustigt mit seinen Augenbrauen.

Jungkook schien nun ganz wach zu sein und richtete sich ruckartig auf seinem Stuhl auf.
>> Ist alles okay mit dir?<<, fragte Namjoon, der bei Jungkook's Bewegung zusammenschrack.
>> Oh, ja...mmh...hab mich nur erschrocken...da war eine Fliege<<

>> Apropos Insekten<<, warf Tae plötzlich ein. >>Ich habe überall Mückenstiche...<<, jammerte er und kratzte sich am ganzen Körper.
>> Ich mach für dich ein Fliegengitter ans Fenster, wenn du willst<<, sagte Jungkook und lächelte Tae an.

Wie gerne wäre ich derjenige, dem er dieses wunderschöne Hasenlächeln schenkte.

>> Wirklich? Du kannst sowas?<<, fragte ihn Tae begeistert.
>> Ja, mein Vater hat mir gezeigt, wie man sowas festmacht. Bei uns in Busan, gibt es viele Mücken, da rettet dir ein Fliegengitter das Leben<<

Ich nickte.
Da hatte er Recht.
Ohne Fliegengitter, bist du gefundenes Fressen für diese Mistviecher.

Da mein Magen vor Hunger immer mehr rumorte, nahm ich mir ein Brot aus dem Korb und schnitt es auf.
>> Kookie, kannst du mir mal bitte die Butter geben?<<, fragte ich Jungkook, da die Butter direkt vor ihm lag.

Als ich realisierte, wie ich ihn gerade genannt hatte, ließ ich mein Messer fallen.
Die Anderen schauten mich alle perplex an.

>> Kookie?<<, fragte J-Hope und schien mehr belustigt als verwirrt.
>> Oh, ganz dünnes Eis Chim<<, sagte Tae und schaute grinsend zu Jungkook, >> Er hat mir gesagt, dass er es hasst, wenn ihn seine Eltern so nennen.<<

Ich schluckte und schaute nun auch zu Jungkook.
>> Du darfst mich ruhig so nennen<<, sagte er und schenkte mir nun auch endlich sein süßes Hasenlächeln. >> Bei dir klingt der Name irgendwie viel cooler<<, fügte er noch hinzu und sorgte dafür, dass ich auch breit lächelte.

>> Jaja, und ich bin auch cool, ganz toll, kannst du ihm jetzt bitte die Butter geben, ich brauch die nämlich auch. Ich hab Hunger<<, sagte Yoongi genervt und zerstörte somit den Moment, auf den ich seit einer Woche gewartet hatte.

Endlich konnte ich ihn wieder lächeln sehen.
Ein Lächeln, dass ich hervorgerufen hatte.

>> Und habt ihr alle den Text im Kopf?<<, fragte Namjoon plötzlich, um den gereizten Moment zwischen mir und Yoongi zu unterbrechen.

>> Ich war die ganze Nacht wach und bin nochmal alles durchgegangen<<, antwortete Taehyung stolz.
Namjoon nickte lächelnd und biss in sein Brot.

Gerade mal 10 Minuten später, begaben wir uns in die Autos.
Die Sitzordnung blieb weiterhin bestehen und es wurden keine Änderungen vorgenommen.
Sollte mir Recht sein, denn so konnte ich Jungkook etwas näher sein.

Die ganze letzte Woche, bekam ich kaum Schlaf.
Immer wieder haben meine Gedanken verrückt gespielt und in mir brach ein totales Gefühlschaos aus.
Ich habe mich gefragt, warum ich mich von Jungkook bloß so angezogen fühlte und damit meinte ich nicht auf freundschaftlicher Ebene.

Es fühlte sich komisch an, mir selbst die Frage zu stellen, ob ich möglicher Weise auf Männer stand, aber nachdem ich ernsthaft über diese Frage nachgedacht hatte, glaubte ich eine Antwort gefunden zu haben.
Sinn ergeben, würde es nämlich schon.
Noch nie hatte eine Frau bei mir das Interesse geweckt, selbst meine Freundin nicht.
Und vor allem, hatte ich noch so stark auf eine Frau reagiert, wie ich es bei ihm tat.

Natürlich, war ich mir im Klaren darüber, dass Jungkook nicht schwul war und mich mit Sicherheit nicht einmal mochte doch wer mich kannte, der wusste, dass wenn ich etwas unbedingt wollte, auch dafür kämpfte.

Was dachte ich da eigentlich?
Jungkook wollen?
Nein, ich kannte ihn doch nicht einmal richtig, warum sollte ich ihn haben wollen?
Außerdem war er kein Objekt, welches sich einfach so besitzen lässt.

>> Hyung, hast du mir zugehört?<<, fragte Hoseok neben mir, während ich immer noch tief in Gedanken versunken war.
>> Oh...mmh...sorry<<, entschuldigte ich mich für meine Unaufmerksamkeit. >> Was hattest du gesagt?<<

Hoseok lachte über meine Verträumtheit und wiederholte, was er zuvor gesagt hatte.
>> Ich habe gefragt, ob du nervös bist, weil du ganz blass um die Ohren bist.<<
Ich kratzte mich verlegen am Kopf.

>> Ja, ein wenig<<, sagte ich, was nicht gelogen war.
>> Und was ist mit dir Kleiner, du bist auch so still<<, wandte sich J-Hope nun an Jungkook.

Dieser drehte sich nun zu uns und unterbrach somit den Blick aus dem Fenster.
>> Nein, ich freue mich darauf, endlich singen zu können<<, sagte er glücklich.

Ich fand es erstaunlich, dass wir schon über eine Woche als Gruppe zusammen wohnten und uns noch kein einziges Mal haben singen hören.

>> Ich wette du hast eine Engelsstimme<<, sagte ich zu Jungkook, der wieder errötete.
Ihm schien es sichtlich unangenehm zu sein, dass ich ihm schmeichelte.
>> Das denke ich auch<<, stimmte mir Hoseok zu, was dafür sorgte, dass Jungkook noch verlegener wurde, als er es ohnehin schon war.

>> Wir sind da<<, sagte er nur peinlich gerührt und zeigte auf ein Gebäude mit der Aufschrift: ,, Studio''.

Wir stiegen aus dem Auto und ich trat nichts ahnend über die Türschwelle.
Nichts ahnend.
Denn wer hätte gedacht, dass ich mich in genau diesem Studio, an genau diesem Tag, in Jungkook verlieben würde.

My Way To YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt