Schockzustand

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,, Wir schauen morgen noch einmal vorbei, um Ihnen mitzuteilen, wie die genaue Lage ist. So wie es aussieht, können sie heute nicht mehr duschen. Die Wasserleitung scheint beschädigt worden zu sein.''

Der Beamte nickte uns noch einmal zu, bevor er den Türrahmen verließ und uns alleine lies.

Namjoon atmete erleichtert aus.

,, Zum Glück ist niemanden etwas zugestoßen'', sagte er und ging Richtung Wohnzimmer.

Die Anderen folgten ihm und so kam es, dass alle zusammen, außer Jimin in einem Raum saßen.

Ich wusste immer noch nicht so Recht, wie ich die Situation von vorhin einschätzen sollte. Ich...Es war mein erster Kuss und dann auch noch ausgerechnet mit einem Jungen, ausgerechnet mit Jimin.

,,Hey, alles klar bei dir, du siehst aus, als wären deine Gedanken woanders'', sprach mich Jin an und ich nickte nur um ihm zu zeigen, dass es mir gut ging. Naja, zumindest was meinen körperlichen Zustand betraf.

,,Ich gehe mal hoch zu Jimin, ich glaube ihm geht es gerade nicht so gut. Ich habe ihn heute auch noch nichts trinken sehen", sagte Taehyung und stand schon auf, als ich ihn gedankenlos aufhielt, indem ich ihm mit meinem Arm den Weg versperrte.

,,Ich...uhm also, ich gehe schon. Ich glaube ich weiß, wo das Problem liegt'', stotterte ich und ging so schnell ich konnte aus dem Zimmer und rannte die Treppenstufen hinauf.

Nun stand ich vor der Tür und bereute all meine Entscheidungen.

Dass ich zu einem Idol geworden war, dass ich Jimin kennengelernt hatte, dass ich Jimin geschubst hatte, aber am allermeisten, dass ich ihn verletzt hatte, indem ich auf seinen Kuss nichts erwiderte.

Ich bereute all das nicht meinetwegen, sondern wegen Jimin.

Und in diesem Moment fühlte ich mich auf einmal so erwachsen.

Mit meinen 16 Jahren, sollte ich doch eigentlich viel egoistischer denken.

Und plötzlich ergriff mich ein Mut, den ich noch nie verspürt hatte.

Ich öffnete die Tür, ohne vorher anzuklopfen und fand einen weinenden Jimin auf seinem Bett sitzen.

Ohne, dass ich ihm eine Chance lies, rannte ich zu ihm und umarmte ihn.

,,Tut mir leid'', sagte ich und spürte, wie auch mir langsam die Tränen in die Augen stiegen.
Ich merkte, wie sich zwei Arme um meinen Körper schlangen.

Jimin sagte nichts, doch das war okay.
Man musste nicht immer reden, er sollte nur wissen, dass er jemanden an seiner Seite hatte, dass er nicht allein war.

Ich klopfte ihm sanft auf dem Rücken um ihm zu zeigen, dass ich mein bestes gab um ihm Trost zu spenden, doch nach einer Weile, merkte ich, dass etwas nicht stimmte.

,,Weinst du etwa immer noch, weil ich zu blöd war um was auf deinen...deine Aktion zu erwidern?", fragte ich schließlich unsicher.
Kurz nachdem ich diese Frage stellte, bereute ich sie auch schon. Ich wollte Jimin nicht erneut verletzen.

Er löste sich aus der Umarmung, schaute mich jedoch nicht an. Sein Blick war gesenkt.

,, Ich glaube ich muss mir kurz mal das Gesicht waschen. Ich sehe bestimmt schrecklich aus", sagte er etwas benommen und ging ins Badezimmer.

Ich atmete frustriert aus, als ich plötzlich einen lauten Knall hörte.
Sofort fuhr ich hoch.

,,Jimin, alles in Ordnung?", fragte ich, doch bekam keine Antwort darauf.
,,Jimin?", fragte ich etwas lauter.
Wieder nichts.

Ich rammte die Badezimmertür auf.
Das erste was ich sah war rot.
Alles war rot.
Warum war alles rot?
Blut.
Jimin.
Umgeben von dem Rot.
Meine Arme wurden nass.
Warum wurden meine Arme nass.
Wie kann es hier drin regnen.
Tränen.
Ich weinte.
Jimin.
Jimin!

Es fühlte sich an, als läge eine Bowlingkugel auf meiner Brust. Ich konnte nicht atmen, ich konnte mich nicht bewegen.

,,Ey, wenn ihr mein Kosmetikzeug anfasst, dann seid ihr-".

Yoongi kam ins Bad und beendete seinen Satz sofort, als er Jimin sah.

,,Was zum-Eyy HILFE!!", schrie er nach unten. ,,Fuck ich hab mein Handy unten vergessen! HEY LEUTEE!!!! RUFT EINEN KRANKENWAGEN. SOFORT!!"

Ich stand weiterhin da und wusste nicht, was ich mit meinem Körper anstellen sollte, es war, als wäre ich zwar da, aber irgendwie nicht existent.
,,Alter was ist mit dir? Warum hast du niemanden um Hilfe gerufen?", fragte Yoongi wutentbrannt und kniete sich neben Jimin.

,,Hey, Jimin. Hörst du mich? Wach auf sofort oder ich schwöre dir ich -"
Namjoon und die anderen kamen hoch gerannt. Er hatte ein Handy in der Hand und wählte sofort den Notruf, als er Jimin sah.

,,Was ist-?", doch selbst Jin und J-hope wussten nicht zu helfen.
,,Jimin?", fragte Tae verängstigt. ,,Warum antwortet er nicht?". Tränen liefen ihm über die Wangen. ,, Und warum verliert er so viel Blut?"

Yoongi, der mittlerweile Blutgetränkt war, von den vielen Versuchen Jimin aufzuwecken, war kurz davor mich zusammenzuschlagen, dass spürte ich.

Doch ich stand einfach nur da.
Reglos.
Nicht wirklich anwesend.
Unter Schock.
Aber das schlimmste war...
Selbst wenn ich mich hätte bewegen können, hätte ich nichts für ihn tun können...

My Way To YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt