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Irgendwann war ich dann doch eingeschlafen und träumte von gefesselten Menschen, die von in der Luft schwebenden Kerzen gefoltert wurden. 

Am Frühstückstisch lernte ich den Vater der Jungen kennen, der mir wirklich sympathisch war, obwohl die Mutter mich ebenfalls anlächelte und berichtete, dass am Abend ein großes Familienessen statt finden würde, wo ich alle Chalamets kennen lernen würde. Lucas verdrehte die Augen und sein Vater schimpfte, ich bedankte mich bei der Mutter. Mürrisch deutete Lucas mir, ihm zu folgen und wir gingen zur Bushaltestelle. Er setzte sich Kopfhörer auf und hockte sich, kaum war der Bus da, ganz nach hinten, wechselte weder einen Blick noch ein Wort mit mir, so, wie ich es aus Deutschland kannte. Nur war ich jetzt Gast und fühlte mich unsicher. Marie stieg zwei Haltestellen später ein und Silvia, die mich sonst mied, setzte sich erleichtert neben mich.

„Endlich wieder Deutsch!" stöhnte sie. „Sag mal, wie ist denn Lucas Bruder so?"

Ich zuckte die Achseln.

„Ist gestern Abend gleich wieder gefahren."

„Wie schade, dass er älter ist und nicht mehr zur Schule geht..."  erwiderte sie und seufzte. „Aber Eric ist auch süß. Er hat gestern Abend extra bei Marie angerufen, um mir Hallo zu sagen, am Bahnhof war so wenig Zeit..." 

Ich nickte. Was sollte ich dazu sagen? Ich spürte, dass sie auf eine Reaktion wartete. Die sie wahrscheinlich von Regina, die ebenfalls mit einem Franzosen zusammen war, bekommen hätte, nicht aber von mir, die der Meinung war, dass so etwas sowieso nicht lange halten würde. Lucas war süß, ja, aber wenn er Marie nicht hätte und in mich verliebt wäre, würde ich genauso dieser Meinung sein. Prompt dachte ich an Timothée...von ihm konnte ich träumen, ohne in Gefahr zu sein, denn er war sowieso zu alt für mich und bestimmt nicht an mir interessiert. Und hatte wohl auch eine Freundin, in dem Streit zwischen ihm und Lucas war ein weiterer Mädchenname gefallen. Endlich waren wir in der Schule angekommen und ich freute mich, Maggie zu sehen, doch die hatte sich mit Dianne zu einer Gruppe gestellt, in der viele Jungen aus der Französischgruppe waren, auch Silvia steuerte die Gruppe an und wurde stürmisch von Eric begrüßt. Maggie winkte mir, ich stand unschlüssig herum. Lucas und Marie waren bereits verschwunden. So stellte ich mich zu der Gruppe, bemerkte aber schnell, dass ich die Einzige war, die kein männliches Pendant hatte. Selbst Maggie schien sich an einen Typen heran zu machen! Ich war froh, als der Unterricht begann. Nach einer Stunde wurden wir separiert und von den deutschen Lehrern mit auf Entdeckungstour genommen, bekamen nochmal Instruktionen. Wir sollten eine Sportstunde mitmachen und ich bekam Panik, mich zu blamieren. Hatte Bauchweh und stand gefühlt Stunden der Angst aus, schließlich durfte ich bis zum Schluß die Reservebank hüten. Mein Herz machte einen Satz, als Timothée auftauchte und sich neben mich setzte. Er begrüßte mich lächelnd, ich zuckte zusammen und lächelte verkrampft zurück. Dann erzählte er, dass er ein paar Preise im Handball abgestaubt hätte. Nun, er sagte nicht „abgestaubt", ich kannte das Wort nicht und übersetzte sinngemäß. Er lachte und meinte, ich hätte ja die Urkunden bestimmt gesehen, nun käme er sich wie ein Angeber vor. Ich fragte mich, warum er plötzlich so nett war und winkte lächelnd ab. „Non..." brachte ich leise hervor.

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tenebras luxWo Geschichten leben. Entdecke jetzt