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Wortlos marschierten wir zu Tims  Wagen, ich setzte mich, wie er verlangt hatte, neben ihn auf den Beifahrersitz. Lucas beschwerte sich in einer Tour über Tims „Spruch" und Marie ignorierte Silvia, die aus dem Fenster starrte und leise weinte. Sie tat mir leid. Obwohl ich wußte, dass sie kein Heimweh hatte, sondern ihrem Franzosen nachweinte, der sie heute oral entjungfert hatte. Also, per Zungenkuss, denn er war so tief drin gewesen, dass ich mich gewundert hatte, dass sie nicht hatte würgen müssen! Tim setzte Marie und Silvia ab, Lucas stieg mit aus und verabschiedete sich lange von seiner Freundin. Tim war still und es war irgendwie komisch zwischen uns. Er machte das Radio lauter, dort lief gerade George Michael mit „A different corner" und ich bekam einen Kloß im Hals.

„Tut mir leid. Bin ich vorhin zu grob gewesen?" raunte Tim nun, der anscheinend drauf hatte, wenn sich meine Stimmung änderte!

„Nein." flüsterte ich. Ich guckte ihn mit großen Augen an, seine Augen blitzen auf.

„So traurig, kleines Rehauge. Liegt es wirklich nicht an mir?" murmelte er heiser.

„Das Lied. Es erinnert mich an Mama." flüsterte ich und Tränen kullerten.

Nun zog er mich an sich und ich lehnte mich an seine Brust. Lucas ließ geräuschvoll die Autotür zufallen.

„Soviel zum Thema schwanger werden." brummte er. „Du bist nicht besser, Tim!"

Der ältere Franzose knurrte:

„Das hat nichts mit Lust zu tun, du Hornochse! Aber in deinem Alter kann man ja Trost nicht von Begierde unterscheiden!"

Sein Brustkorb vibrierte gegen mein Ohr, als er sprach, es kitzelte. Doch Tim ließ mich nicht los, strich sanft über meinen Rücken und ich ließ mich fallen, während die Brüder wieder einmal zankten. Ich verstand, dass Lucas Tim vorwarf, selbst eine zeitlang durch die Gegend gevögelt zu haben, Tim wehrte sich, dass es in Mailand schwer gewesen wäre, eine feste Beziehung aufzubauen. Ich machte mich sanft los und wich Tims Blick aus, ich spürte, dass er sich schämte. Er fuhr sich durch die Locken und startete den Wagen. Zuhause verschwand Lucas wutentbrannt in seinem Zimmer, Nicole und Marc waren unterwegs. Unschlüssig stand Tim vor mir und nun nahm ich meinen Mut zusammen und fragte:

„Kann ich dir kurz etwas zeigen?"

Nun lächelte er und nickte. Witzelte darüber, dass ich ihm etwas in SEINEM Zimmer zeigen wolle, und ich lachte über die Ironie. Lucas riss seine Tür auf und brüllte, dass er schlafen wolle, wir lachten noch lauter. Als wir auf Tims Zimmer waren und er kichernd die Tür schloss, war mir doch etwas mulmig, aber er lachte leise auf, als ich unters Bett krabbelte.

„Ehrlich, so viel Spaß wie mit meinem kleinen Nazimädchen hatte ich noch nie." kicherte er.

„Hey!" protestierte ich unter dem Bett und langte nach dem Heft, das ganz nach hinten gerutscht war.

Tim zog an meinen Füßen und ich riss vor Schreck meinen Kopf hoch, sodass ich ihn am Lattenrost anstieß. Nun lachte ich noch mehr. Ich strampelte, damit Tim losließ, er zog mir die Schuhe aus und kitzelte mich. Wir alberten so laut herum, dass Lucas gegen die Wand klopfte und ich verstummte. Tim ebenfalls, doch er hielt mein Fußgelenk fest umschlungen und ich stellte mir vor, wie er dies auch mit dem anderen Fuß tat, meine Beine spreizte und mich so an sich heranzog. Tim spürte, dass ich mich nicht mehr wehrte und ließ locker.

„Ich dachte eigentlich, dass ich unter'm Bett gesaugt hätte, bevor du kamst." witzelte er. „Was suchst du da? Oder soll ich dazu kommen?"

„Ich hab es schon." murmelte ich.

Doch ich konnte ja nicht zurück, weil er hinter mir saß! Plötzlich zog er wieder an meinen Füßen, bis ich wieder frei war. Ich setzte mich auf und hörte, wie Tim stöhnte, als er das Heft bemerkte.

tenebras luxWo Geschichten leben. Entdecke jetzt