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„Für das e war keine Zeit mehr." grinste Tim. „Aber dafür ganz viele kleine Details, schau nur, wie sie versucht haben, mich zu malen, wie ich streng gucke und hier, diese Blumen, die sehen wirklich so aus!" erklärte er in schnellem, stakkatoartigem Französisch, das ich kaum noch gewohnt war, aber ich spürte, dass er es vermisste, zu sprechen, wie ihm der Schnabel gewachsen war.

„Sehr hübsch, Danke." lächelte ich. „Hast du sie wirklich genötigt, mir ein Willkommensschild zu malen?"

„Sie wollten es sogar!" lachte er. „In meiner Klasse herrscht Demokratie. Entweder Mathetest oder Willkommensschild malen, hab ich gefragt und sie haben mit deutlicher Mehrheit für das Malen gestimmt!"

Ich stimmte in sein Lachen mit ein.

„Kein Wunder! Oh, mein Koffer." rief ich dann und eilte zum Laufband.

„Nur einer? Und krieg ich keinen Kuss?" maulte er hinter mir.

„Nur ein Koffer, und wenn der weg ist, hab ich n Problem." gab ich zurück und drückte ihm schnell einen Kuss auf die Wange.

Er nahm meine Hand und drückte sie. „Das war ein Anfang." seufzte er, „Aber immer noch nicht genug Dank für meine außerordentlich eindrucksvolle Begrüßung. Hab mich hier echt zum Löffel gemacht!"

„Nun warte doch, bis ich meine Unterhosen hab." kicherte ich.

„Die brauchst du nicht, ist eh viel zu warm. Hast du etwa eine drunter?" gab er scherzend zurück, ließ meine Hand wieder los und schob seine unter meinen Rucksack.

Dann besann er sich und nahm mir den Rucksack ab. Gleichzeitig kam mein Koffer, ich stürmte darauf zu, doch war Tim schneller und machte den Gentleman.

„Puh, hast du Unterhosen aus Stahl?" lachte er. „Links herum. Siehst du, das da heißt Ausgang. Darunter steht es in Englisch, aber nur für Leute mit wahnsinnig guten Augen."

Ich kniff die Augen zusammen- nein, das konnte ich nicht lesen!

„Kannst du malayisch?" fragte ich.

„Bisschen. Gibt zu viele Dialekte." seufzte er. „Guck, da steht mein Wagen."

Nun, im Vergleich mit seinem neuwertigen Auto in Frankreich war diese Blechkiste ein Witz. Ich verstand, warum er immer wieder schrieb, dass er sich arg umstellen musste- nun, er kam aus einer aristokratischen Familie, ich nicht, ich war solche Klapperkisten gewohnt! Eigentlich war ich froh gewesen, dass er mich nie besucht hatte, denn wir waren mittelständische Bürger und hatten nicht viel Platz. Lucas wird es ihm sicherlich erzählt haben, aber trotzdem. Als ich die Beifahrertür öffnen wollte, rief Tim:

„Halt!"

Ich erschrak, beobachtete, wie er mit der Kofferraumklappe kämpfte, dann hatte er sie zu, kam zu mir und zog mich an sich.

„Erst der Kuss!" raunte er und schnappte zärtlich nach meinen Lippen.

Tatsächlich- es war, als wäre er nie fort gewesen! Unsere Lippen erinnerten sich sofort und unsere Zungen spielten miteinander, bis er uns seufzend trennte.

„Das ist hier nicht so gern gesehen." grinste er. „Aber in diesem Teil der Stadt erschießen sie dich nicht gleich!"

Ich riß die Augen auf und er lachte. „Schnell einsteigen, Madame, im Auto kriegen sie uns nicht!"

Er hielt mir die Tür auf und ich stieg ein.

„Ehrlich?" fragte ich, nachdem er sich hinein gesetzt hatte.

„Nein, deswegen schießen sie nicht, aber man muss trotzdem vorsichtiger sein als im lotterhaften Frankreich!" blinzelte er.

Er beugte sich vor und küsste mich wieder. „Hm, Salz auf deiner Haut..." murmelte er.

tenebras luxWo Geschichten leben. Entdecke jetzt