13.

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Ich warf mich heulend auf mein Bett. Mein Herz raste vor Wut und Jens kam in mein Zimmer.

„Was war denn hier los?" murmelte er verschlafen. Dabei war es schon mittag!

„Geht dich nichts an." schluchzte ich.

Er zuckte mit den Schultern und verkroch sich wieder in sein Zimmer. Ich drehte mich auf den Rücken und mein Blick fiel auf das Bücherregal. Dort stand immer noch der Schinken, den ich in Frankreich gelesen hatte, um Tim bei seiner Arbeit zu helfen. Ich stand auf, schlug das Buch auf und fand das Boss- Foto, das überlebt hatte. Da war er siebzehn gewesen, so alt, wie ich jetzt, und mir fiel auf, wieviel älter er jetzt wirkte. Und nicht mehr so überheblich, doch anscheinend war er es doch noch, vielleicht war es seine wahre Natur, die er...das Telefon klingelte. Tim legte sofort los:

„Entschuldige, ich wollte nicht schreien. Du darfst schreien, lass alles raus, ich hab es verdient." erklärte er ernst.

„Ich hasse dich." schluchzte ich.

„Ich weiß. Ich weiß." keuchte er.

„Ich kann nicht deine Freundin sein, nie wieder. Ich kann nicht deine Verlobte sein, auch nicht deine Ehefrau. Du bist nicht der, von dem ich geglaubt hab, der du bist, der herzensgute, liebevolle Tim, du bist innerlich immer noch ein überhebliches Arschloch und machst allen etwas vor, damit sie dich lieben!"

„Autsch." seufzte er. „Das tut weh."

„Denk drüber nach." schniefte ich.

„Das tue ich, seit einem halben Jahr. Denke ich ausschließlich darüber nach, was zur Hölle ich mir dabei gedacht habe, dir einen Antrag zu machen."

„Du kannst mich auch mal." knurrte ich.

„So meinte ich es nicht. Schluckst du mal kurz deinen Hass runter und hörst mir wertfrei zu?" bat er sanft.

Ich knurrte und er lachte.

„Gott, ich hab dich so vermisst."

„Pfft!" zischte ich und er lachte lauter. „Hör auf, mich auszulachen! Wie soll ich so wertfrei sein, wenn du mich bewertest?" protestierte ich.

„Touche. Also, was ich dir sagen wollte, ist, dass ich dich vom ersten Moment an, als du mit deinem Koffer kämpfend aus dem Zug gestolpert bist und deine großen Rehaugen noch größer geworden sind, weil Lucas den ganzen Bahnhof zusammen geschrien hat, geliebt habe. Und das ist täglich gewachsen, als du weinend in meinem Arm gelegen hast, als du mich in deinem durchsichtigen Hemdchen fast durchdrehen lassen hast, das war nie gelogen oder gespielt, das war echt und ist immer noch genauso intensiv, sobald ich deine Stimme höre. Aber es war viel zu früh, dich an mich binden zu wollen. Das war das egoistische Arschloch, das keine andere Möglichkeit zulassen wollte, als eine Zukunft mit dir an meiner Seite, die süße Ehefrau und ich der angesehene, wohlhabende Literaturprofessor. Das war das, was du damit meinst, dass ich anderen etwas vormache. Du hast es genau erkannt- nein, du kennst mich besser, als ich mich selbst, kleine Besatzerin. Und deshalb bin ich immer noch der Meinung, dass du mit etwas Abstand wieder meine Freundin sein kannst."

„Ach ja? Ich höre schon wieder den ignoranten Kerl, der nur seine Wahrheit zulässt." hauchte ich, kaum noch in der Lage, etwas zu antworten. Die Tränen liefen.

„Mach weiter, beschimpfe mich, solange, bis du dich besser fühlst." raunte er sanft.

„Es bringt dir nichts, mir Honig um den Bart zu schmieren." knurrte ich schniefend.

„Du hast jetzt einen Bart? Interessant. Mir will immer noch keiner wachsen!"

Ich lachte.

„Hast du einen Schnauzer oder einen Vollbart?" hakte er amüsiert nach.

tenebras luxWo Geschichten leben. Entdecke jetzt