1. Kapitel ~

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Summer Paradise - Simple Plan

FRESH. Das stand mit großen, fettgedruckten Buchstaben auf der Rückseite meiner Handyhülle. Ich kannte mal jemanden der so hieß, ein Junge aus meiner alten Klasse. Aber was hieß das eigentlich? Bleib frisch und denk immer schön positiv oder was?

Schon mehrere Minuten saß ich einfach nur da und dachte über den Sinn des Lebens nach. Die große Reisetasche neben mir und das Flugticket in der Hand. Ich dachte an meine Mutter, wie sie mir heute Morgen noch sagte, dass der hawaiianische Akzent theoretisch ganz einfach seie. Von wegen, Jamie Page war erst letztens da gewesen und sagte, dass sie dort kaum jemanden verstanden hätte. Lag vielleicht auch daran, dass sie erst ein halbes Jahr in Amerika gelebt hatte und noch nicht perfekt Englisch konnte. Während ich so darüber nachdachte, fiel mir ein, dass ich ja noch einchecken musste. Mühselig rappelte ich mich auf, legte meine Sonnenbrille zurecht und nahm die riesige Reisetasche auf den Rücken. Am Check-In angekommen lächelte mich eine Frau mit türkisen Haaren an. Sieht so das Meer auf Hawaii aus?, war mein erster Gedanke.

„Hallo, Sie möchten einchecken?", fragte sie mit einem sehr freundlichen Lächeln.

War sowas überhaupt erlaubt, blaue Haare wenn man am Flughafen arbeitete?

„Ja, bitte", riss ich mich aus meinen Gedanken.

„Dann bräuchte ich einmal ihre Personalien, bitte", sagte sie freundlich. Muss das sein?

„Lyla Semin, ich hab einen Flug nach Maui, Hawaii gebucht."

„Ah ja, ich sehe es! Haben sie ihren Reisepass dabei?" Ich händigte ihn aus und sie lächelte.

„Okay, wo möchten sie sitzen?" fragte sie, während sie etwas in ihren Computer tippte.

„Am Fenster!", sagte ich vielleicht etwas zu laut, denn eine Frau sah genervt von ihrem Handy auf.

„Kein Problem, wenn sie dann bitte Ihren Koffer auf das Band legen würden?"
Ich nickte, doch ich hatte ziemliche Probleme, die schwere Tasche auf das Band zu heben, immerhin war da Gepäck für knapp 3 Monate drin. Sie gab mir die Boarding-Card und wünschte mir einen guten Flug. Ich nuschelte nur ein unverständliches „Danke", denn in Wahrheit wollte ich diesen Flug so schnell wie möglich hinter mich bringen. Nicht, dass ich mich nicht auf die Ferien freute, aber um ehrlich zu sein war ich etwas nervös, wegen Grandma und den ganzen coolen Surfern dort.

An meinem Gate musste ich dann allerdings noch 15 Minuten warten, bis wir ins Flugzeug gelassen wurden. Als wir dann einsteigen durften, suchte ich meine Reihe und meinen Platz, es waren nicht viele Leute im Flugzeug, nur ein paar Touristen. Ich verstaute mein Handgepäck in dem Fach über mir und wollte mich gerade hinsetzen, als mich eine Stewardess begrüßte und fragte, ob ich etwas zu trinken haben wollte. Ich bejahte und machte es mir anschließend auf meinem Platz gemütlich.

Ich musste wohl eingeschlafen sein, denn als ich aufwachte bemerkte ich, dass die Eiswürfel in meinem Wasser geschmolzen waren. Stirnrunzelnd beschloss ich dann etwas Musik zu hören, doch in meiner Jackentasche fand ich außer meinem iPod und den Kopfhörern auch noch etwas anderes. Es waren zusammengefaltete Reisebroschüren aus Hawaii. Meine Mutter mal wieder, irgendwie hatte sie die Dinger wohl mit eingeschmuggelt. Na Super, dachte ich mir, stöpselte die Kopfhörer in die Ohren, und fing an zu lesen: Erleben sie den Traum ihrer Sinne...türkisblaues Meer, traumhafte Strände und nette Leute...wir heißen sie in unserem Luxus-Resort herzlich Willkommen!...

„Hoffentlich wohnt Grandma nicht in so einem Luxus-Bunker", murmelte ich. Ich war gerade in tiefsten Gedanken, als auf einmal eine Frau etwas durch die Lautsprecher sagte: „Liebe Fluggäste, wir werden in Kürze landen, wir bitten sie deshalb, sich nun anzuschnallen. Die Temperatur auf Hawaii beträgt heute 35,4 Grad. Einen schönen Aufenthalt und bis zum nächsten Mal, ihr Flugteam." Ich schnallte mich an und machte mich auf eine holprige Landung gefasst, doch es war gar nicht so schlimm. Viel mehr sorgen machten ich mir über meine Haut, ich hatte mich noch nicht eingecremt und da es anscheinend ziemlich heiß war, sollte ich das schnellstens nachholen, oder ich würde Grandma als roter Krebs unter die Augen treten.

Durch die kleinen Fenster des Flugzeuges konnte ich das türkise Meer sehen, es glitzerte Wunderschön in der Sonne.

„Wow", entfuhr es mir leise, denn meine Erwartungen, die ich von den Bildern aus dem Internet hatte, wurden mehr als erfüllt.
Nachdem wir ohne Probleme gelandet waren, schnallte ich mich schnell ab und holte mein Gepäck aus dem Gepäckfach. Ich wollte einfach nur hier raus und so schnell wie möglich die Insel erkunden. Meinen plötzlichen Sinneswandel konnte ich nur auf die fast schon astronomisch ansteigende Hitze schieben. Vom Gefühl her war es bereits als die Türen des Fliegers geöffnet wurden viel mehr als 35 Grad. Über den schmalen Gang im Flugzeug rannte ich förmlich, wohl etwas zu schnell, denn ich stieß versehentlich mit einem älteren Mann zusammen.

Als ich dann endlich herausgelassen wurde, zog ich mir meine Sonnenbrille wieder an, atmete einmal einmal tief und zufrieden aus und ging dann vorsichtig die Treppen vom Flugzeug hinab. Meine Boarding-Card wurde daraufhin sofort als Fächer missbraucht, denn es wehte kein einziges kühles Lüftchen.
„Willkommen auf Hawaii", sagte ich mehr zu mir selbst.

Am Flughafen musste ich mir ein Taxi suchen, weil Grandma kein Auto besaß und weil sie auf der Nachbarinsel Maui lebte. Am etwas heruntergekommenen Taxistand hielt ich nach einem Taxi in der Nähe Ausschau, zum Glück fand ich auch gleich eins, denn sie standen dort schon Schlange. Ich winkte dem Taxifahrer zu, er entdeckte mich etwas verspätet und stieg dann aus dem Wagen aus. Etwas holprig ging ich auf das Auto zu. Das bemerkte er rasch und nahm mir die schwere Tasche ab. Wie nett, das genaue Gegenteil von den genervten Taxifahrern in New York. Während er mir die Tür aufhielt fragte er mich, wo ich denn gerne hin wollte.

„Zum Fährhafen von O'ahu, bitte", sagte ich.
Meine Mutter hatte es mir noch vor der Abreise aufgeschrieben und genauestens eingetrichtert, wie man O'ahu ausspricht. Trotzdem schien es nicht ganz richtig zu sein, denn der Taxifahrer lachte. Bevor ich fragen konnte was denn los war, trat er aber schon aufs Gaspedal. Etwas verwirrt ließ ich mich von ihm vom Flughafen weg, durch eine langsam immer grüner und buntere Landschaft kutschieren. Die Fahrt dauerte nicht lange, aber es war bestimmt die schönste meines Lebens. Die Straße wurde holpriger und irgendwann konnte man schon die ersten Häuser sehen. Sie waren alle recht klein, aber jedes auf seine Art einzigartig, verziert mit Blumenranken, bunter Farbe und alten Surfbrettern. Der Taxifahrer musste wieder lachen, als er mein verdutztes Gesicht sah. Als wir am Fährhafen ankamen sah ich zum ersten mal das Meer, es war fast noch schöner als auf den Bildern und es reflektierte das Sonnenlicht, sodass es aussah wie tausend Diamanten. Ich bezahlte schnell meine Fahrt und holte dann meine Reisetasche aus dem Kofferraum. Hier am Hafen wollte mich Grandma abholen, sie bestand darauf, dass wir beide zusammen mit dem Schiff nach Maui übersetzen würden.

Mit der Tasche über der Schulter setzte ich mich erstmal auf eine Bank und versuchte irgendwie zu realisieren, dass ich gerade auf dem Stück Erde war, wo der Hulatanz und das Surfen erfunden wurde.

Every Summer has a Story (Louis Tomlinson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt