Chapter Three

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J O H A N N A

„ Danke, dass du aufpasst. Ich bin gegen eins wieder da. Du weißt ja wo alles ist, eigentlich sollten die drei durch schlafen." Kaya drückt mir einen Kuss auf die Wange und greift ihre Autoschlüssel.
„ Kein Ding, falls was ist-."
„ Du kannst im Gästezimmer schlafen, wie immer. Sie wissen bescheid." lächelt die Blonde.
„ Viel Spaß."
Meine beste Freundin bedankt sich und geht zu ihrem Auftritt.
Ich setze mich auf die Couch und schalte den Fernseher und Netflix an. Nach vielleicht zehn Minuten höre ich Bewegung in der Wohnung und das Knarren der Treppenstufen.
Ich drehe mich nicht um, absichtlich nicht. Ich warte nur einige Sekunden und tue so als hätte ich es nicht mitbekommen.
„ Wo willst du hin?" ich drehe mich zu dem blonden Mädchen, welches zusammen zuckt.
„ Ich wollte etwas zu trinken holen." lächelt Melly unschuldig.
Ich stehe auf und gehe zu ihr. „ In Jacke und Schuhen?"
Nun wippt sie vor und zurück.
„ Wo wolltest du hin?" frage ich und hocke mich vor ihr.
„ Zu Moms Auftritt." gibt sie zu.
Was mir schon bewusst war, denn Melina liebt es Kaya singen zu hören und wenn sie es schafft Melly mitzunehmen.
„ Du weiß, dass du in der Woche nicht mit kannst. Du hast morgen wieder Schule, also ab ins Bett mit dir."
Sie seufzt. „ Ich habe trotzdem Durst."
„ Ich bring dir etwas nach oben, aber du sollst auch nicht zu viel trinken, also hoch mit dir." schon geht sie hoch und ich in die Küche als ich höre wie sie die Zimmertür schließt. Ich nehme eine kleine Flasche mit Apfelsaft und gehe die Treppe hoch um in ihr Zimmer zu gehen. In Alyssas sowie Léons Zimmer ist es dunkel. In Melinas brennt die Nachttischlampe und sie krabbelt grade in ihr Bett. Ich reiche ihr die Flasche.
„ Mom hat am Samstag einen Auftritt, in der Nähe, vielleicht nimmt sie dich ja dann mit. Aber, das weißt du nicht von mir."
Nickend wischt sie sich über den Mund und reicht mir die geschlossene Flasche. Ich stelle sie auf den Nachttisch und warte bis Melly ihre Position gefunden hat bevor ich das Licht ausschalte.
„ Gute Nacht." sage ich und gehe zur Tür.
„ Tante Johanna?"
„ Ja?"
„ Ich hab dich lieb." und auch wenn mein Liebesleben in den letzten Jahren nicht das beste war, diese Kinder erwärmen mir jedes Mal das Herz, deswegen passe ich auch so gerne auf sie auf. Es sind vielleicht nicht meine Kinder, aber Patentante zu sein ist wesentlich einfacher als Mutter.
„ Ich dich auch, Kleine." damit gehe ich raus und schließe die Tür leise hinter mir.
Die Kinder werden immer mehr wie ihre Eltern, nicht so wie üblich, aber es ist süß mit anzusehen wie Léon seinen Vater bewundert und auch Basketball spielen will und Melly liebt es zu singen und will anfangen Gitarre zu spielen und wer weiß, vielleicht wird Alyssa die eine Bestsellerautorin in ihrer Generation.
Ich kann es gar nicht abwarten bis Kaya ihr nächstes Manuskript fertig gestellt hat, es ist schon von ihrem Verlag angenommen und sie hat eine Deadline jedoch lässt sie sich nicht stressen.

Nachdem der Film zu Ende ist schalte ich alles aus bevor ich mit meiner Handytaschenlampe den Weg nach oben finde und ins Gästezimmer komme. Bei dem grellen Zimmerlicht muss ich die Augen für einen Moment zukneifen, dann vibriert mein Handy in meiner Hand. Ich habe die Nummer nicht eingespeichert und es ist kurz nach zwölf. Wer ruft mich denn jetzt noch an?
Ich gehe ran. „ Hallo?"
„ Hey.." ich verziehe das Gesicht, ich hätte nicht rangehen sollen, kein Wunder das diese Nummer nicht in meinen Kontakten ist, ich will sie da gar nicht haben.
„ Dir ist bewusst, dass ich direkt wieder auflege."
„ Naja, dann hättest du es schon längst getan, anstatt es zu sagen."
Scheiße, warum muss er mich bis ins jede Detail kennen. In den letzten sechs Jahren habe ich mich nicht groß verändert. Ja, ich habe mich weiter entwickelt, bin reifer und erwachsener geworden, habe die Trennung meiner gedachten „ Liebe des Lebens" überwunden nur um jetzt im Gästezimmer meiner besten Freundin zu stehen und mit Flynn zu telefonieren.
„ Was willst du?"
„ Ich weiß es war ein wenig überstürzt dir die Worte einfach entgegen zu werfen und hoffen, dass du nicht ausrastest aber.." er seufzt und ich kann förmlich sehen wie er sich verzweifelt durchs mittlerweile längere blonde Haar fährt und die Augen geschlossen hat. „ Es stimmt, ich habe Scheiße gebaut. Gewaltige Scheiße. Und ich weiß, dass du mir wahrscheinlich nie verzeihen wirst und damit muss ich Leben, aber ich will trotzdem noch einmal mit dir reden. Über alles. Wir haben seitdem nie ein Wort gewechselt und das hier ist meine einzige Chance und.. du bist mir nach wie vor wichtig."
Der einzige Grund, wieso er aussprechen darf ist, dass ich darauf konzentriert bin nicht loszuheulen. Nicht, weil ich so gerührt bin - weil ich verdammt verletzt bin. Weil er mein Vertrauen missbraucht hatte, als ich dachte wir hätten alles zusammen überwunden und endlich einen Weg finden um glücklich zu werden.. So wie es Kaya und Nathan geschafft haben, auch wenn es gedauert hat.
„ Johanna?" ich wische mir über die Wangen.
„ Na gut. Ich treffe mich mit dir." sage ich und versuche mir an meiner Stimme nichts anmerken zu lassen.
„ Wirklich?" er klingt erleichtert.
„ Aber denk nicht, dass ich dir ein wenig vertrauen würde. Ich mach das nur damit du mich endlich in Ruhe lässt."
„ Damit komm ich klar."
Muss er auch. Es hat so lange gedauert bis ich es geschafft habe mit ihm zusammen zu kommen, nachdem Mira plötzlich aufgetaucht war und eigentlich nur wieder an Nathan ran wollte, genauso um alle Hürden zu überstehen, Die Entfernung, die Streitigkeiten, die Tatsache, dass ich mit Mira ein Zimmer teilte, und zum Abschluss, die Trennung.
Es hat so lange gedauert und jetzt fühle ich mich wie am Anfang, als er mich nicht in Ruhe gelassen hatte, bis ich auf ein Date eingewilligt habe.

Weil es weh tut wenn du gehst [ abgebrochen ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt