Chapter Ten

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J O H A N N A

>> Tut mir leid, ich muss übers Wochenende auf die Kinder aufpassen. Wir holen das nach, okey? Nächste Woche?<<
Ich schnaufe. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich das wirklich tue. Fünf Minuten später sitze ich im Flugzeug. Nach Florida. Zu Flynn.
Ausgerechnet dazu sage ich zu.
Ich weiß nicht, was mich dazu gestimmt hat. Die Sehnsucht, der Abschiedskuss, der Drang verletzt zu werden? Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich das letztere.
Der Flug war langweilig, dafür bin ich um so glücklicher endlich auf dem Boden zu sein. Mit einem Taxi fahre ich zu der Adresse die Flynn mit in den Brief getan hatte.
Ich habe ihm nichts gesagt, ich wollte ihm keine Hoffnungen machen, falls ich den Mum nicht habe in das Flugzeug zu steigen.
Höchstens dreißig Minuten später stehe ich vor einem größeren Haus und suche die Klingel auf der 'Davis' steht. Vierter Stock? Wirklich?
Es summt und ich gehe mit meiner Sporttasche nach oben. Übers Wochenende brauche ich nicht viele Sachen, dazu hat Flynn mich schon in jeder Verfassung gesehen. Ungeschminkt, verheult, dreckige Klamotten, leicht fettige Haare, nichts was ihn abgeschreckt hatte.
Vor seiner Tür klopfe ich nochmals und es dauert einen Moment bis er die Tür aufmacht. Einen Moment den ich nutze um mich zu sammeln und nicht direkt runter zu rennen und selber ein Flugticket zurück buche, welches ich nicht bezahlen kann.
„ Du bist hier." sagt er verwundert und als ich ihn sehe, oberkörperfrei, mit roter Farbe an der schwarzen Jogginghose und zerzaustem Haar, mache ich das was mein erster Impuls zulässt.
Ich umarme ihn. Nein.. Ich klammere mich an ihn. Genieße die Wärme, die mir sein Körper schenkt, und ignoriere die Tränen die aufsteigen.
Mein Herz klopft. Doll und schnell. Zu doll, zu schnell. Es ist unmöglich, dass er es nicht spürt. Denn sein Herzschlag ist mindestens genauso schnell und heftig.
„ Ich wollte nicht.. Ich.. ich.." ich schaue zu ihm auf und versuche die richtigen Worte finden. „ Ich konnte nicht anders." gebe ich zu.
„ Es ist schön, dass du da bist." er streicht über meine Wange und mustert mein Gesicht. „ Komm rein." sagt er und nimmt mir meine Tasche ab.
Seine Wohnung ist kleiner als Kayas und Nathans, aber größer als meine. Rechts neben der Tür ist direkt ein riesiges erleuchtetes Zimmer und ich sehe direkt die Leinwände, die dort drin stehen. Das nächste Zimmer ist das Bad, schräg gegenüber ein Schlafzimmer. Die nächste Tür neben dem Schlafzimmer, ist die Tür in der Flynn verschwindet, am Ende des Flures befindet sich ein Wohnzimmer und rechts daneben die Küche.
Ich folge Flynn und stelle fest, dass es sich um ein Gästezimmer handelt.
„ Ich denke nicht, dass du mit mir in einem Bett schlafen willst." sagt Flynn und legt die Tasche aufs Bett. Ich habe keine Ahnung ob ich das will, aber ich sage dazu auch nichts. „ Du kannst alles benutzen was du willst, falls du Probleme mit dem Fernseher haben solltest, ruf mich einfach ich stell dir Netflix oder so ein."
„ Also sollte ich herkommen um drei Tage lang Netflix zu schauen?"
Er schmunzelt. „ Natürlich nicht, jedoch kann ich mir denken, dass du bei der Hälfte von Titanic wieder einschlafen würdest."
„ Irgendwann schaffe ich es diesen Film durchzuschauen."
Das ist mein Ziel und das weiß er. Jedoch bin ich bisher jedes Mal eingeschlafen. Welcher Mensch schafft es einen vierstündigen Film auf einmal durchzuschauen?
„ Natürlich, ich glaub an dich."
Diese Worte lösen so viele Erinnerungen aus. Er hat immer an mich geglaubt. Sei es Tests, Zwischenprüfungen, Abschlussprüfungen, Vorstellungsgespräche, oder auch solche Kleinigkeiten wie Titanic durchschauen, ein neues Gericht kochen, ihn bei einem Videospiel besiegen. Jedoch habe ich zwei von diesen Sachen nicht hinbekommen.
„ Weshalb sollte ich denn nun herkommen?" frage ich und verschränke meine Arme vor meiner Brust.
„ Komm doch erstmal an." er streicht über meine Schulter, die nur von einem dünnen Träger "bedeckt" ist. Sofort löst diese simple Berührung eine Gänsehaut aus. „ Ich wollte dir gerne meine Galerie zeigen, aber das wollte ich dann morgen machen. Wenn du Hunger hast können wir was Essen gehen, hier in der Nähe ist ein fantastischer Italiener und wir könnten an den Strand. Schließlich sind wir in Miami."
Ich seufze, weil ich das so gut anhört, so perfekt, so nach uns. Wie oft sind wir, als wir noch in Kalifornien waren, an den Strand gefahren und haben Pizza gegessen, wenn wir eine Auszeit brauchten.
„ Gerne." stimme ich lächelnd zu. „ Später oder jetzt?"
„ Ich würde sagen später, es sei denn du hast Hunger."
„ Naja, ein wenig, ich saß zwei Stunden im Flugzeug und hab vorher nichts gegessen."
„ Hmm... hättest du mir Bescheid gesagt, wäre ich noch Einkaufen gegangen. Ich müsste aber bestimmt noch irgendetwas da haben." Flynn läuft an mir vorbei und ich folge ihm in die Küche.
„ Wir könnten doch zusammen einkaufen gehen." schlage ich vor, als er den Kopf in den Kühlschrank steckt.
„ Sieht so aus, aber ich hab was für dich, auch wenn es nichts essbares ist." verwirrt schaue ich zu ihm und er drückt mir einen Smoothie in die Hand, meinen Lieblingssmoothie.
„ Du hast vorgesorgt." sage ich mit zusammengekniffenen Augen. „ Du magst keine Smoothies."
„ Ich hätte schon eine Verwendung gefunden wärst du nicht hergekommen." seine Augen funkeln, ich kenne es nur zu gut. Es ist immer da, wenn er mich ansah, außer er war zugedröhnt. Aber es ist das Funkeln, dass ich so liebe.
„ Ich hab angefangen jemanden zu daten." beichte ich, warum auch immer. Und schon war das Funkeln weg.
„ Aber ihr seid nicht zusammen?"
Ich schüttle den Kopf. „ Er sieht gut aus und wir verstehen uns gut, aber... es ist nicht..." ich presse meine Lippen aufeinander. „ Nicht das selbe." beende ich meinen Satz.
Meine Antwort auf Kayas Frage hatte etwas gedauert, aber ja, zu meinen jetzigen Standpunkt besteht mein Interesse wirklich an Sex.. oder die Ablenkung was Flynn angeht. Das war mir bewusst als ich Tinder installiert habe, aber ich habe es versucht zu verdrängen.
„ Ich könnte jetzt mit ihm den Tag verbringen aber-."
„ Du bist bei mir." er setzt ein triumphierendes Grinsen auf. Und wahrscheinlich springt sein inneres Kind in seinem Kopf Saltos.
„ Das bedeutet nicht, dass du noch eine Chance bekommst." Wem erzähle ich das? Ich komme hier an und klammere mich an ihn, als würde ich ihn nie wieder gehen lassen wollen. Ich will nicht, dass er geht oder dass ich gehen muss, es tut weh wenn er oder wenn ich gehen muss.
„ Aber du bist bei mir." sagt er freudig und hebt mich an der Taille hoch, und da war sein innerliches Kind.
„ Ich muss noch Kaya schreiben, dass ich angekommen bin. Machst du dich fertig und wir gehen einkaufen?" frage ich ihn, das Funkeln ist wieder da.
„ Mach ich. Grüß sie von mir." grinst er und lässt mich wieder auf den Boden zurück.
Im Gästezimmer rückte ich mein Handy hervor, schreibe Kaya wirklich eine kurze Nachricht bevor ich mich an Adrians Nachricht taste.
>> Schade, nächste Woche klingt gut, vielleicht kann ich dich von der Arbeit abholen, wenns vom Tag passt ;) <<
Ein Zwinkersmiley. Ich hasse Zwinkersmileys. Und ich hasse mich dafür, dass ich lieber Zeit mit meinem Ex als mit einem netten Mann zu verbringen.
Ich meine, ich hab für Flynn auf meinen ersehnten Sex verzichtet, also wird mir das schon irgendwie wichtig sein.

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Flynn wird doch seine dritte Chance bekommen.. oder?

Weil es weh tut wenn du gehst [ abgebrochen ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt